Geflohener US-Soldat war vor Grenzübertritt nach Nordkorea in Haft

Der US-Soldat, der nach Nordkorea floh, ist zuvor in Südkorea im Gefängnis gewesen.
Soldaten der südkoreanischen Armee stehen nahe der Grenze: Nordkorea hat zwei mutmaßliche ballistische Raketen ins Meer geschossen.
Soldaten der südkoreanischen Armee stehen nahe der Grenze: Nordkorea hat zwei mutmaßliche ballistische Raketen ins Meer geschossen.Foto: Ahn Young-Joon/AP/dpa
Epoch Times19. Juli 2023

Der nach einem Grenzübertritt von Süd- nach Nordkorea vermutlich in nordkoreanischem Gewahrsam sitzende US-Soldat ist zuvor in Südkorea im Gefängnis gewesen. Nach Angaben eines Beamten in Seoul war der Mann wegen Vorwürfen der Körperverletzung rund zwei Monate inhaftiert. Er sei am 10. Juli freigelassen worden, sagte der Beamte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.

Der Soldat hatte bei einer Besichtigungstour die stark gesicherte Grenze von Süd- nach Nordkorea übertreten. Dies sei „absichtlich und ohne Erlaubnis“ geschehen, erklärte ein Sprecher der US-Streitkräfte am Dienstag. Er befinde sich nun vermutlich in nordkoreanischem Gewahrsam. Der Vorfall könnte die angespannten Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang weiter verschärfen.

Auch das UN-Kommando in dem Gebiet erklärte, ein US-Bürger habe die Grenze überquert und befinde sich vermutlich in nordkoreanischem Gewahrsam. Die US-Streitkräfte und das UN-Kommando kündigten an, mit den nordkoreanischen Streitkräften zusammenzuarbeiten, um den Vorfall zu klären.

Ermittlungen wegen Körperverletzung

Bei dem Soldaten handelt es sich nach Angaben des US-Militärs um einen Mann namens Travis King. Er sei seit 2021 in der Armee. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, Washington beobachte und untersuche die Situation genau.

Die südkoreanische Polizei erklärte, gegen King sei im September 2022 wegen Körperverletzung ermittelt worden. Zu der Zeit wurde er den Angaben zufolge jedoch nicht festgenommen.

Der US-Sender CBS berichtete, der Soldat hätte aus disziplinarischen Gründen aus dem Land gebracht werden sollen. Es sei ihm aber nach Passieren der Sicherheitskontrollen am Flughafen gelungen, umzukehren und sich einer Besuchergruppe in die Demilitarisierte Zone anzuschließen.

Ein Augenzeuge, der nach eigenen Angaben an derselben Besichtigungstour teilnahm, sagte CBS, die Gruppe habe eines der Gebäude auf dem Gelände besucht, als „dieser Mann laut ‚Ha-ha-ha‘ ruft und einfach zwischen einigen Gebäuden hindurchläuft“. „Zuerst dachte ich, es sei ein schlechter Witz, aber als er nicht zurückkam, wurde mir klar, dass es kein Witz war“, sagte der Zeuge.

Südkorea und Nordkorea im Kriegszustand

Südkorea und Nordkorea befinden sich bis heute formal im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Seit Kriegsende trennt eine Demilitarisierte Zone die beiden koreanischen Staaten. Die an den Grenzstreifen angrenzenden Gebiete werden streng bewacht.

Die Demilitarisierte Zone ist gleichzeitig ein beliebtes Touristenziel. Jeden Tag besichtigen hunderte Besucher das Gebiet auf der südkoreanischen Seite.

Nordkorea hatte seine Grenzen zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 abgeriegelt und bis heute nicht wieder geöffnet. Auch die Präsenz von Sicherheitspersonal auf der nordkoreanischen Seite der gemeinsamen Sicherheitszone in der Demilitarisierten Zone wurde deutlich reduziert.

Als AFP die gemeinsame Sicherheitszone zu Beginn des Jahres besichtigte, waren keine nordkoreanischen Wachen in der Gegend zu sehen gewesen. Dennoch dürfen südkoreanische oder US-Soldaten nicht die Grenze übertreten, um etwa wie in diesem Fall einen US-Bürger wieder zurückzuholen.

Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea auf historischen Tiefpunkt

Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea sind auf einem historischen Tiefpunkt. Südkorea gehört zu den Verbündeten der USA, das kommunistische Nordkorea zählt die Vereinigten Staaten zu seinen größten Feinden.

Am frühen Mittwoch feuerte Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Militärs zwei ballistische Kurzstreckenraketen ab. Sie seien im Ostmeer gelandet, das auch als Japanisches Meer bekannt ist. Mutmaßlich handelte es sich um eine Reaktion auf die Stationierung eines mit Atomwaffen bestückten U-Boots der US-Marine in Südkorea, die die USA am Dienstag verkündet hatten.

Das letzte Mal, dass die USA eines seiner atomwaffenfähigen U-Boote nach Südkorea entsandte, war 1981. Washington hatte im April ein Abkommen mit Seoul vereinbart, um den atomaren Schutzschild für Südkorea zu stärken.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un droht immer wieder mit einer militärischen Eskalation in der Region und hatte angekündigt, das eigene Atomwaffenarsenal „exponentiell“ auszubauen. Washington und Seoul warnen deshalb bereits seit Monaten, dass Nordkorea in näherer Zukunft einen Atomwaffentest ausführen könnte. Es wäre der erste solche Test seit 2017. (afp)



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