US-Ökonom wirft westlichen Parteien der linken Mitte Verrat an Arbeitern vor

Sozialdemokratische Parteien im Westen hätten die Arbeiterschaft aus den Augen verloren. US-Ökonom Daron Acemoglu nimmt Joe Biden von dieser Kritik aus, er sei der „arbeitnehmerfreundlichste Präsident in der jüngeren US-Geschichte“.
Titelbild
Ein Bauarbeiter bringt vor dem Richtfest einen Stahlträger für die Erweiterung des Midfield Satellite Concourse Terminals am Los Angeles International Airport in Los Angeles in Position. Das Richtfest wurde am 17. Januar 2024 gefeiert.Foto: Patrick T. Fallon/AFP via Getty Images
Epoch Times16. Juli 2024

Der US-Ökonom Daron Acemoglu wirft einem Großteil der sozialdemokratischen Parteien in den westlichen Industrienationen vor, sich zu wenig um die Interessen der Arbeiterschaft zu kümmern.

„Überall hat eine gut ausgebildete Elite die Mitte-links-Parteien übernommen“, sagte er dem „Spiegel“. „Ihre Politik und ihre Rhetorik zielen nicht mehr auf die Arbeiter, sondern auf das, was einer gut qualifizierten Oberschicht wichtig ist.“ Acemoğlu ist ein einflussreicher Denker, der sich für eine regulierte Marktwirtschaft einsetzt und sich politisch in der Mitte verortet.

Was bei US-Arbeitern nicht gut an kam

US-Präsident Joe Biden nahm der MIT-Ökonom von der Kritik ausdrücklich aus. Er sei der „arbeitnehmerfreundlichste Präsident in der jüngeren US-Geschichte“ und habe „bahnbrechende Gesetze“ durchgesetzt, sagte Acemoglu.

Zugleich kritisierte er die Haltung der Demokratischen Partei in der Frage der Einwanderung. „Die Demokraten vor Biden hatten eine sehr liberale Haltung zur Migration, einige von ihnen wollten die Grenzen sogar vollständig öffnen“, sagte der Ökonom. „Das kam bei vielen US-Arbeitern nicht gut an.“

Zudem habe Biden einige der besonders inhumanen Maßnahmen Trumps gegen Einwanderer zurückgenommen, weshalb ihn rechte Medien als schwach dargestellt hätten.

Der Wissenschaftler empfiehlt den sozialdemokratisch ausgerichteten Parteien, in ihrer Politik wieder stärker für höhere Löhne, geringere Ungleichheit und mehr Jobs einzutreten. Zudem müssten sie „den Arbeitern in einer Reihe von Fragen besser zuhören, einschließlich Einwanderung und internationalen Handels“.

Acemoglu warnt vor Diktatur unter Trump

Acemoglu fürchtet, dass Ex-Präsident Donald Trump in den USA eine Diktatur errichten könnte, wenn er im Herbst gewählt werden sollte. „Schon in seiner ersten Amtszeit war Trump eine Gefahr für die Demokratie“, sagte er dem „Spiegel“.

„Jetzt könnte es noch viel schlimmer werden als vor acht Jahren.“ Die US-Institutionen hält der Ökonom für nicht stark genug, um sich Trump entgegenzustellen.

„Der Kongress ist vollständig polarisiert, die Republikanische Partei ist zur Partei Trumps geworden, und die Gerichte sind besetzt mit Richtern, die er ernannt hat“, warnte er. „Die Zivilgesellschaft wird sich gegen ihn wehren, aber auch die Trump-Anhänger haben sich radikalisiert – das alles ist ein Rezept für Chaos.“

Wer ist Acemoğlu?

Daron Acemoğlu gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen der USA. Kritiker argumentieren, dass Acemoğlu in seinen Büchern, insbesondere in „Warum Nationen scheitern“, komplexe historische und ökonomische Prozesse zu stark vereinfacht darstellt.

Es wird darüber debattiert, dass Acemoğlu den Einfluss von Institutionen auf wirtschaftliche Entwicklung möglicherweise überbewertet, während andere wichtige Faktoren wie Geographie, Kultur oder internationale Beziehungen vernachlässigt werden.

Obwohl Acemoğlu sich selbst in der politischen Mitte verortet, wird seine Kritik an bestimmten politischen Strömungen und Parteien von einigen als zu einseitig empfunden. In der akademischen Welt gibt es gelegentlich Diskussionen über die Methodik und empirische Grundlage einiger seiner Studien und Schlussfolgerungen.(dts/red)



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