US-Institut: Ukrainische Armee „bis zu zehn Kilometer“ tief in Russland – Gastransit läuft normal

Die ukrainische Armee steht im eigenen Land unter Druck und unternimmt einen Entlastungsangriff über die Grenze nach Russland. Der Vormarsch scheint bislang nicht gestoppt. Bisher läuft der russische Gasexport in die EU laut Gazprom weitgehend normal.
Titelbild
Ukrainische Panzer bei einer Übung am 8. September 2023 in der Region Tschernigiw.Foto: ANATOLII STEPANOV/AFP via Getty Images
Epoch Times8. August 2024

Ukrainische Truppen sind bei ihrer Offensive gegen Russland nach Einschätzung von US-Analysten mehrere Kilometer auf russisches Gebiet vorgedrungen.

„Die ukrainischen Streitkräfte sind nachweislich bis zu zehn Kilometer in die russische Region Kursk vorgerückt“, erklärte das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) am Donnerstag.

Die Ukraine setzte ihre Angriffe nach Angaben aus Moskau am Donnerstag fort. „Bis zu tausend“ ukrainische Soldaten sowie dutzende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sind nach russischen Angaben  an dem ukrainischen Angriff beteiligt.

Russlands Präsident Wladimir Putin warf der Ukraine eine „groß angelegte Provokation“ vor. Der amtierende Vizegouverneur von Kursk, Andrej Belostozki, sagte im russischen Fernsehen: „Der Feind ist keinen Meter vorangekommen, im Gegenteil, er zieht sich zurück.“ Diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Deutsche Waffen in Russland

Inmitten dieser Spannungen äußerte sich der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), zur Rolle der in Deutschland gelieferten Waffen.

Faber sieht keine Bedenken, dass diese Waffen, einschließlich des Leopard 2 Kampfpanzers, für den ukrainischen Vorstoß auf russischem Gebiet verwendet werden. „Mit der Übergabe an die Ukraine sind es ukrainische Waffen“, sagte er gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dies gelte „für jegliches Material“.

Verteidigungslinien durchbrochen

„Das derzeit bestätigte Ausmaß und die Lage der ukrainischen Vorstöße im Gebiet Kursk deuten darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte mindestens zwei russische Verteidigungslinien und eine Stellung durchbrochen haben“, erklärte das ISW weiter.

Der ukrainische Vorstoß richtet sich auf einen logistischen Stützpunkt der russischen Armee nahe der Stadt Sudscha rund acht Kilometer hinter der Grenze zur Ukraine.

Wie das russische Verteidigungsministerium erklärte, dauerten die Kämpfe in der Grenzregion am Donnerstag an. „Der Einsatz zur Zerstörung von Einheiten der ukrainischen Armee geht weiter“, teilte das Ministerium in einer Erklärung mit. Moskau betonte, die russische Armee werde ein „tiefes Vordringen“ der ukrainischen Armee in der Region Kursk „vereiteln“.

Sudscha in Hand der Ukraine?

Unterdessen sprachen russische Militärblogger mit Kontakten zur Armee von deutlichen Erfolgen der Ukraine. „Sudscha ist vollständig verloren“, erklärte der Militärblogger Juri Podoljaka auf seinem Kanal im Onlinedienst Telegram.

Die Stadt sei „voll von ukrainischen Soldaten“. Mehrere Militärblogger erklärten, ukrainische Truppen seien auf dem Weg in Richtung der Stadt Korenewo mehr als 25 Kilometer hinter der Grenze.

Nach Angaben des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow setzte die Ukraine seit Beginn der Offensive am Dienstag rund 1.000 Soldaten und mehr als zwei Dutzend bewaffnete Fahrzeuge und Panzer ein.

Letzte Gasstation für die EU

Bei Sudscha liegt die letzte Gasstation, über die weiter Gas aus Russland über die Ukraine nach Europa fließt. Der russische Energiekonzern Gazprom versicherte am Donnerstag, die Leitung bleibe offen. Der Gouverneur der Region Kursk hatte bereits den Notstand ausgerufen. Auf beiden Seiten der Grenze wurden in den vergangenen Tagen mehrere Tausend Menschen evakuiert.

Der russische Gasexport durch das von der Ukraine angegriffene Grenzgebiet Kursk läuft nach Angaben des Konzerns Gazprom weitgehend normal.

Heute werde mit der Durchleitung von etwa 37,3 Millionen Kubikmeter Erdgas gerechnet, teilte das Unternehmen in Moskau mit. Dies seien fünf Prozent weniger als am Vortag, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass nach diesen Angaben.

Von dort führt der Transit durch die Ukraine und weiter in die Slowakei und nach Österreich. 2023 wurden auf diesem Wege trotz des laufenden Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Europäische Union transportiert.

Ziel der Ukraine unklar

Über das Ziel des ukrainischen Vorstoßes wird weiter gerätselt, denn eigentlich bräuchte die Ukraine die Truppen, um die bröckelnde Front im Gebiet Donezk zu stabilisieren. Andererseits verschafft ihr der Angriff ein Überraschungsmoment. Auch Russland wird gezwungen, seine Kräfte umzugruppieren.

In der Nacht schoss Russland nach Angaben des Verteidigungsministeriums 16 feindliche Drohnen über den Grenzgebieten Kursk und Belgorod ab. Auch dies war nicht unabhängig überprüfbar. (afp/dpa/red)



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