US-Grenzschutzbeamter: „Wir müssen zusehen, wie unser Land zerstört wird“

Bei den mexikanischen Kartellen floriert das Geschäft. Täglich schleusen sie Drogen und Tausende Menschen illegal über die US-Grenze. Grenzschutzbeamte sagen, sie werden von der Biden-Regierung im Stich gelassen. Epoch Times war vor Ort.
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Foto: Getty Images/John Fredricks-The Epoch Times/Montage: The Epoch Times
Von und 26. Dezember 2023

Zwei alte Geländewagen kommen scheinbar aus dem Nichts. Sie fahren zunächst langsam. Als sie auf der Südseite der Grenze zwischen den USA und Mexiko an Fahrt aufnehmen, sieht man Staubwolken. Zwei weiße Lieferwagen folgen ihnen bis zu einer Lücke in der Grenzmauer.

Männer mit vermummten Gesichtern steigen aus den Wagen aus. Die Schlepper arbeiten wahrscheinlich für Drogenkartelle. Die Wagen haben teils kalifornische, teils mexikanische Nummernschilder. Prüfend schauen sie durch die Gitter der rund neun Meter hohen Grenzmauer, während sie gleichzeitig ihre menschliche Fracht im Auge behalten.

Innerhalb weniger Sekunden reißen die Schlepper die Türen der Fahrzeuge auf. Aus jedem Geländewagen springen rund 25 Migranten, aus den Transportern sogar 50.

„Bewegt euch! Bewegt euch!“, brüllt ein Mann, während er mit dem Rücken zum Zaun steht und mit den Armen in Richtung eines schmalen, mit Kleidungsfetzen und Stacheldrahtfetzen übersäten Fußwegs winkt, wo der Zaun am Fuß eines steilen Hügels endet.

Die illegalen Einwanderer, darunter einige Kindern, laufen eilig die paar Meter den Abhang hinauf, um die Mauer herum und in die USA.

Die Schlepper – auch Kojoten genannt – verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind.

Mutmaßliche Mitglieder eines mexikanischen Kartells fahren Geländewagen mit Dutzenden Migranten zu einer Lücke in der US-Grenzmauer in der Nähe von Jacumba, Kalifornien, am 6. Dezember 2023. Foto: John Fredricks/The Epoch Times

Das Gemurmel – meist Spanisch und etwas Mandarin – verstummt, als die vor Ort wartenden US-Grenzschutzbeamten sich den illegalen Einwanderern entlang der Mauer nähern, um Plastikarmbänder an sie zu verteilen.

Scheinbar erleichtert, den Fängen der Kartelle entkommen zu sein, marschieren die 150 Neuankömmlinge entlang der Mauer zu Zelten und behelfsmäßigen Unterkünften.

Eine mobile Einheit der Grenzüberwachung wacht über das Lager in der Nähe von Jacumba am südöstlichen Rand von San Diego County. Das Lager Willow ist in einem Umkreis von etwa 30 Meilen eines von drei Grenzlagern für illegale Einwanderer. Im Westen befindet sich südlich des Ortes Boulevard in Kalifornien das Lager 177 , im Osten das Lager Moon in Imperial County.

Illegale Einwanderer passieren am 7. Dezember 2023 in Jacumba, Kalifornien, eine Lücke in der US-Grenzmauer. Foto: John Fredricks/The Epoch Times

Zustrom von illegalen Einwanderern

Auf Nachfrage sagten uns ein paar der illegalen Einwanderer, sie kämen aus China, Afghanistan, Pakistan, Usbekistan, der Türkei, Mauretanien, Kolumbien und Brasilien.

Rund 30 Prozent der Migranten der jüngsten Welle in den Jacumba-Lagern kommen aus China, sagt Sam Schultz gegenüber der Epoch Times. Er und seine Familie sind ehrenamtlich für die Gruppe „Border Kindness“ (Freundlichkeit an der Grenze) tätig. Sie beliefern die Lager mit Lebensmittel und Wasser. Border Kindness gehört der Rechtshilfeorganisation „Al Otro Lado“ an, was auf Spanisch so viel bedeutet wie „Auf der anderen Seite“.

Sam Schultz ist besorgt, als er am 5. Dezember mit Epoch Times sprach. Er fürchtete, dass ihm die Vorräte ausgehen könnten.

Laut Manny Bayon, dem Sprecher der Grenzschutzgewerkschaft in San Diego, hat sich die Zahl der freigelassenen Migranten in San Diego County in den vergangenen zwei Wochen verdoppelt. Während es früher 400 bis 500 pro Tag waren, sind es jetzt zwischen 800 und 1.000.

Am 5. und 6. Dezember kamen so viele Migranten über die Grenze wie seit Langem nicht mehr.

Manny Bayon, ein Grenzschutzbeamter, hört am 31. Mai 2023 in der Nähe der Grenzmauer in San Diego, Kalifornien, Funkgespräche ab. Foto: John Fredricks/The Epoch Times

Ukraine- und Israel-Hilfen blockiert

Am 6. Dezember blockierten die Republikaner im Senat die Mittelvergabe für die Ukraine und Israel als Reaktion auf den jüngsten Zustrom von illegalen Einwanderern an der Südgrenze und forderten Maßnahmen.

Der Gewerkschaftsvertreter befürwortet die Blockade. Zumindest, bis die Grenzkrise gelöst sei. „Die Biden-Regierung tut nichts. Sie hat in den vergangenen drei Jahren nichts getan“, sagte Bayon der Epoch Times. Die Lager seien überlastet. Die Asylverfahren bei den Einwanderungsgerichten stauten sich bis in das nächste Jahrzehnt.

Wenn es nach ihm ginge, sollten sie sogar die Mittel für die „Sanctuary Cities“ streichen. Auch sie würden jetzt merken, dass der Anstieg der illegalen Einwanderung in den vergangenen drei Jahren „größeres Chaos“ verursache, als man sich vorstellen könne, so der Gewerkschaftsmann.

Sanctuary Cities – wie New York und Chicago – schirmen illegale Einwanderer von den Einwanderungsbehörden des Bundes ab.

Illegale Einwanderer in Midtown Manhattan, New York City, am 31. Juli 2023. Foto: Kena Betancur/AFP via Getty Images

Moral auf dem Tiefpunkt

Nach Aussage eines Grenzschutzbeamten in Arizona, der aus Gründen der Sicherheit anonym bleiben will, haben die meisten seiner Kollegen das Vertrauen in die US-Regierung oder den Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas verloren.

„Die Grenzschutzbeamten fühlen sich zu 100 Prozent von Mayorkas und der Biden-Regierung verraten“, sagte der Mann.

Jede Wachstation sei überlastet, sodass ein Großteil der Kräfte für die Abfertigung und den Transport illegaler Einwanderer eingesetzt wird. Immer weniger Beamte seien im Einsatz, um die Grenze zu sichern.

Die Stimmung unter den Grenzschutzbeamten habe einen historischen Tiefpunkt erreicht. „Die Arbeitsmoral war nie so schlecht wie jetzt“, meint der Mann. „Viele hängen einfach ihren Job an den Nagel, ohne einen anderen in Aussicht zu haben. Sie haben es einfach satt, dass sie nichts tun können.“

„Den Jungs fällt es sogar schwer, ihre Uniformen anzuziehen. Im Moment sind wir nur Uber-Fahrer. Wir müssen zusehen, wie unser Land zerstört wird.“

Politik der offenen Grenzen

Obwohl die Einreise in die USA ohne Aufenthaltsgenehmigung illegal ist und Personen, die das tun, nach geltendem Recht verhaftet und abgeschoben werden können, seien die Grenzschutzbeamten angewiesen, nicht einzuschreiten.

„Man hat uns gesagt, dass wir niemanden aufhalten sollen“, sagte der Grenzschützer.

Für die „wirklichen Bösewichte“ – die mexikanischen Kartelle – sei das die Gelegenheit. Sie missbrauchen illegale Einwanderer als Drogenkuriere, um Fentanyl und Kokain zu schmuggeln. Der Drogen- und Sexhandel würden florieren. Für die Grenzschutzbeamten sei die Lage kaum mit ihrem Gewissen zu vereinbaren. Sie wissen, dass sie nicht genug tun, um gegen die Kartelle vorzugehen.

„Wir haben uns verpflichtet, die Grenze zu verteidigen und das Land zu schützen. Aber es wird uns einfach nicht erlaubt, das zu tun“, sagte er. „Alle sind mit dem Transport, der Abfertigung oder der medizinischen Versorgung der Migranten beschäftigt.“

„Wir brauchen mehr Leute, die sich dagegen wehren. Das amerikanische Volk hat ein Recht darauf zu wissen, was vor sich geht“, so der Grenzschutzbeamte weiter.

Für die Kartelle bedeute die Lage förmlich ein Geldsegen. „Die Biden-Administration trägt wirklich dazu bei, dies zu ermöglichen und die Kartelle zu ermutigen, und wir müssen einfach zusehen, und es ist uns nicht erlaubt, darüber zu sprechen.“

Am Tag seiner Vereidigung von Präsident Joe Biden setzte er die Abschiebung illegaler Einwanderer aus. Zudem hob er das von Ex-Präsident Donald Trump verhängte Einreiseverbot aus terrorgefährdeten Ländern auf. Er stoppte den Mauerbau und forderte in einem Einwanderungspakt die Amnestie für Millionen illegaler Einwanderer.

„Wir hatten noch nie zuvor solch einen Ansturm an der Grenze. Die Menschen kommen aus der ganzen Welt, und zwar in so großer Zahl, dass es schwer ist, sie aufzuhalten“, so der Grenzschutzbeamte.

Terrorismusgefahr

Aus seiner Sicht müsste die Grenzen seit dem jüngsten Nahostkonflikt und dem Ukraine-Krieg noch stärker gesichert werden. Es würden auffällig viele Männer im kampffähigen Alter aus Ländern des Nahen Ostens kommen.

„Wenn man bedenkt, was in der Welt vor sich geht und was gerade in Israel passiert ist, sollten wir in höchster Alarmbereitschaft sein“, sagte der Beamte. Allein im Haushaltsjahr 2023 — vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023— verhaftete der US-Grenzschutz 172 illegale Einwanderer, die auf der Beobachtungsliste für Terroristen standen.

„Wir wissen, dass viele dieser Menschen radikalisiert werden. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten ein oder zwei Jahren Terroranschläge erleben werden.“ Ein weiterer Brennpunkt an der Grenze befinde sich im abgelegenen Ort Lukeville in Arizona. Dort würden 60 bis 70 Prozent der illegalen Einwanderer junge Männer sein.

„Wenn man sieht, dass Tausende Männer im kampffähigen Alter einreisen – ohne Frau und Kind – dann ist das ein deutliches Warnsignal“, meinte der Grenzschutzbeamte. Allein am 5. Dezember griff der Grenzschutz zwischen 500 und 600 illegale Einwanderer in der Nähe von Lukeville auf. Zeitweise seien es mehr als 1.000 pro Tag gewesen.

Angriffe auf die Grenzschützer

Immer wieder komme es zu Angriffen auf die Grenzschützer. Kartellmitglieder werfen mit Steinen und bedrohten die Beamten mit Waffen. Insbesondere, wenn diese versuchen, die Stahlpfosten der Mauer zu reparieren, die zuvor von sogenannten „Durchbruchteams“ mit Schneidbrennern und Elektrosägen durchtrennt wurden.

Da die Kartelle die Grenzschutzbeamten mit Lasern blendeten, „weiß man nicht, ob doch noch eine Kugel folgen wird“, sagt er. Aber ein baseballgroßer Stein, der durch einen Mauerspalt geworfen wird, sei genauso tödlich.

Einige seiner Kollegen seien an der Grenze von illegalen Einwanderern angegriffen worden. Sie machten sich Sorgen, wenn die Lage weiter so eskaliert, dass ihnen keine andere Wahl bleibe, als ihre Waffe zu nutzen, um sich zu verteidigen. Dann müssten sie mit einem Disziplinarverfahren rechnen.

„Wenn wir versuchen, uns gegen aggressive Typen in einer Gruppe zu wehren, werden sie uns wahrscheinlich im Stich lassen“, sagt er. „Wir wissen einfach, dass uns niemand in der Regierung den Rücken freihält.“

Acht Millionen illegale Einwanderer

Im Haushaltsjahr 2023 wurden insgesamt 3,2 Millionen illegale Einwanderer festgenommen. Im Haushaltsjahr 2022 waren es mehr als 2,7 Millionen.

Zählt man die „bekannten Ausreißer“ hinzu – also Personen, die vom Grenzschutz registriert, aber nicht gefasst wurden – sind in den vergangenen drei Jahren rund 8 Millionen Migranten illegal ins Land eingereist.

Grenzschutzbeamte und texanische Strafverfolgungsbeamte halten illegale Einwanderer in der Nähe der Grenze zwischen den USA und Mexiko in McAllen, Texas, am 1. Dezember 2022 fest. Foto: John Moore/Getty Images

Die Lager des Grenzschutzes sind überlastet. Am 8. Dezember befanden sich landesweit 17.849 Einwanderer in Gewahrsam.

Jim Desmond, gewählter Vertreter in San Diego, gab am 11. Dezember in einer Pressemitteilung bekannt, dass in weniger als drei Monaten mehr als 50.000 Migranten in den Landkreis entlassen worden seien.

Für die Versorgung der Migranten hat San Diego drei Millionen US-Dollar an Steuergeldern genehmigt. Er selbst, ein Republikaner, sei mit der Entscheidung nicht einverstanden gewesen.

„Wir haben mittlerweile 6 Millionen US-Dollar für eine Bundesangelegenheit ausgegeben und das Problem wächst weiter“, sagte er.

Offizielle Regierungsantwort

Die amerikanische Grenzschutzbehörde (CBP) und das Ministerium für Heimatschutz (DHS) bestreiten, dass es ein Problem mit der Politik der Biden-Regierung gibt. In einer E-Mail vom 11. Dezember an die Epoch Times machten sie den Kongress für die Grenzkrise verantwortlich, weil dieser die vorgeschlagenen Mittelerhöhungen blockiere.

Beide Ministerien behaupteten, dass mehr Steuergelder nötig seien, um die Grenzkrise zu beenden. Laut einem CBP-Sprecher würden die Einwanderungsbestimmungen konsequent durchgesetzt, die rechtlichen Wege erweitert und die Konsequenzen für illegale Grenzübertritte verschärft. Illegalen Einwanderern würde mindestens fünf Jahre lang die Einreise verweigert und sie bei Zuwiderhandlung bestraft.

Doch viele Kritiker sehen das anders. Tom Homan, ehemaliger Direktor der Einwanderungsbehörde (ICE) unter Trump, behauptet sogar, die Krise sei „vorsätzlich herbeigeführt“.

„Hier geht es darum, dauerhaft an der Macht zu bleiben. Sie glauben, dass sie zukünftige Wähler für die Demokraten ins Land holen“, so Homan. „Es gibt keinen anderen Grund.“

Die Flagge des Ministeriums für Heimatschutz weht am 28. Juni 2023 in Washington. Foto: Madalina Vasiliu/The Epoch Times

CBP und DHS wollten keine Daten über die Gesamtzahl der am 5. und 6. Dezember landesweit aufgegriffenen illegalen Einwanderer veröffentlichen, da die Dezemberzahlen erst im Januar vorliegen würden.

Keine der beiden Behörden wollte sich zu den Behauptungen über die niedrige Arbeitsmoral unter den Grenzschutzbeamten oder zu dem erhöhten Sicherheitsrisiko durch Terroristen wegen Personalmangels an der Grenze äußern.

Ein Beamter der Einwanderungsbehörde überwacht Hunderte Asylbewerber, die beim Betreten des Jacob K. Javits Gebäude in New York City am 6. Juni 2023 abgefertigt werden. Foto: David Dee Delgado/Getty Images

Stattdessen antwortete CBP, sie setze „alle verfügbaren Ressourcen und Partnerschaften ein, um Migranten effizient und gesetzeskonform zu überprüfen und abzufertigen“. Sie schicke „Personal, Transport-, Verarbeitungs- und humanitäre Ressourcen in die aktivsten und kritischsten Regionen in San Diego“.

Zudem habe die Behörde mehr als 500.000 Migranten davon abgehalten, illegal ins Land zu reisen, indem sie legale Wege wie die CBP-One-App bewirbt. Die mobile Anwendung ermöglicht es Einwanderern, eine vorläufige Genehmigung für die Einreise zu erhalten, sofern sie zuvor einen Antrag aus „humanitären“ Gründen gestellt hätten.

Steuergelder sollen Lösung bringen

Der DHS-Sprecher wies darauf hin, dass das Heimatschutzministerium den Kongress um „weitere Befugnisse“ gebeten hat, um die bürokratischen Abläufe an der Grenze zu straffen und ausländischen Partnern Mittel für die Rückführung ihrer Staatsbürger zur Verfügung zu stellen.

Neben anderen Finanzierungsanträgen habe die Behörde um Mittel für die Einstellung von 1.300 zusätzlichen Grenzschutzbeamten gebeten, um Anträge illegaler Einwanderer schneller zu bearbeiten.

Weitere Gelder seien für die Unterbringung und den Transport der Migranten beantragt worden sowie für Mittel für 1.470 zusätzliche Anwälte, um Einwanderungsfälle schneller zu entscheiden und zu bearbeiten.

Illegale Einwanderer, die eine Lücke in der US-Grenzmauer passiert haben, warten am 7. Dezember 2023 in Jacumba, Kalifornien, auf die Bearbeitung durch Grenzschutzbeamte. Foto: John Fredricks/The Epoch Times

Heimatschutzminister Mayorkas bezeichnete das Einwanderungssystem erst kürzlich als „seit Jahrzehnten kaputt“. Das DHS sei chronisch unterfinanziert, sagte er gegenüber dem Sender CNN. Gleichzeitig lobte er das Vorgehen von Präsident Biden. Dieser sei die Probleme seit seinem ersten Amtstag „mit Nachdruck“ angegangen und habe dem Kongress Vorschläge zur Verbesserung des Einwanderungssystems vorgelegt.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: ‘We’re Just Uber Drivers’: Border Patrol Agent Says America Is Being Destroyed“. (deutsche Bearbeitung nh)



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