US-Demokraten: Tim Walz nimmt Nominierung an – Reden von Bill Clinton und Oprah Winfrey
Tim Walz hat die Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidat der US-Demokraten angenommen. Dies sei „die Ehre meines Lebens“, sagte Walz am Mittwoch (Ortszeit) auf dem Parteitag der Demokratischen Partei in Chicago. „Wir sind heute Abend alle aus einem schönen, einfachen Grund hier – wir lieben dieses Land“, fuhr er fort. Walz gab sich als Mann von nebenan, der aus einer Kleinstadt stamme, wo einer den anderen akzeptiere.
Kamala Harris selbst war an Tag drei der Parteiversammlung in Chicago nicht anwesend. Ihre große Rede dort steht in der deutschen Nacht zu Freitag an – als großes Finale des Parteitages.
Der Mann von nebenan
Die demokratischen Wahlkampfstrategen inszenieren den 60-Jährigen als den nahbaren Ex-Lehrer und Ex-Football-Trainer, den hemdsärmeligen Vater aus dem Mittleren Westen. Der Demokrat wuchs auf dem Land auf, in einem kleinen Ort im Bundesstaat Nebraska, diente bei der Nationalgarde, wurde später Lehrer und Football-Trainer, bevor er in die Politik wechselte, erst als Abgeordneter im Repräsentantenhaus, seit 2019 ist er Gouverneur von Minnesota. Beim Parteitag waren auch frühere Schüler von ihm dabei.
Walz hat einen weit weniger glamourösen Lebenslauf als andere, die für den Vizeposten im Gespräch waren. Er bringt aber einiges mit, was Harris sie – als schwarze Frau, Ex-Staatsanwältin und Senatorin aus dem Westküstenstaat Kalifornien – braucht.
Walz ist ein weißer Mann aus dem Mittleren Westen im Landesinneren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, ist bodenständig, geht gerne jagen, hat eigene Waffen. Gleichzeitig ist er einer mit liberalen Ansichten, der viel Rückhalt im linken Flügel der Partei hat.
Der zweifache Vater hatte bis vor kurzem kein starkes nationales Profil, hat sich zuletzt aber einen Namen gemacht mit seiner direkten Art, politische Botschaften zu transportieren. Im Wahlkampf ist es seine Rolle, gegen Trump und Vance auszuteilen.
Walz über Trump
Dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump warf Walz in seiner Rede vor, „den ganzen Tag“ damit zu verbringen, „Menschen zu beleidigen und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben“.
Walz beklagte, Trump wolle die soziale Absicherung beschneiden und den Menschen wesentliche Freiheiten nehmen wie den Zugang zu Abtreibungen und künstlicher Befruchtung. Harris und er hätten eine andere Vision für das Land. Sie stünden für ein Amerika, „in dem Arbeiter Priorität haben, in dem Gesundheitsversorgung und Wohnraum Menschenrechte sind und in dem sich die Regierung verdammt noch mal aus dem Schlafzimmer fernhält“.
Den Großteil seiner rund 15 Minuten langen Rede sprach Walz jedoch über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. „Von ihrer Zeit als Staatsanwältin, als Bezirksstaatsanwältin, als Generalstaatsanwältin, als Senatorin der Vereinigten Staaten und dann als unsere Vizepräsidentin hat sie auf der Seite des amerikanischen Volkes gekämpft“, sagte er. Harris habe es mit Verbrechern aufgenommen, zudem habe sie immer mit „Energie, Leidenschaft und Freude“ gearbeitet.
Harris werde sich für die Freiheit aller Bürger einsetzen, „das Leben zu leben, das sie führen wollen“, betonte Walz. „Denn das ist es, was wir für uns selbst wollen und was wir für unsere Mitmenschen wollen.“ Walz mahnte zudem, bis zum Wahltag am 5. November beim weiteren Werben um Stimmen für die Demokraten nicht nachzulassen. „Wir haben nur noch 76 Tage, das ist nichts“, sagte er.
Bill Clinton, Stevie Wonder, John Legend
Zuvor hatte Bill Clinton auf dem Parteitag für Walz und Harris geworben. Beide seien zwei Führungspersönlichkeiten „mit typisch amerikanischen und doch unwahrscheinlichen Lebensgeschichten“, sagte der Ex-Präsident. So etwas könne „nur hier“ passieren.
„Wenn Sie für dieses Team stimmen, wenn Sie sie ins Amt bringen können und sie für frischen Wind sorgen lassen, werden Sie für den Rest Ihres Lebens stolz darauf sein“, fuhr er fort. Clinton sagte weiter, Harris habe mit der Wahl von Walz zu ihrem sogenannten Running Mate „einen Volltreffer gelandet“.
Auch die Musiker Stevie Wonder und Grammy-Preisträger John Legend traten in Chicago auf, ebenso sowie Schauspielerin Mindy Kaling und Schauspieler Kenan Thompson.
Die Übermutter der Nation Oprah Winfrey
Die US-Talkshow-Königin Oprah Winfrey hat bei einem Überraschungsauftritt beim Parteitag der Demokraten in Chicago über den republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance gespottet. Vance hatte zuletzt mit Äußerungen über kinderlose Frauen im Land für Furore gesorgt, die er in der Vergangenheit unter anderem als „kinderlose Katzenfrauen“ bezeichnet hatte.
Winfrey sagte in Anspielung darauf in Chicago, die Amerikaner seien einander näher, als manche sie glauben machen wollten. Wenn ein Haus brenne, dann frage niemand nach der Religion des Hausbesitzers. „Wir fragen auch nicht, wer sein Partner ist oder wie er gewählt hat. Nein, wir versuchen einfach, unser Bestes zu tun, um denjenigen zu retten.“ Sie schob nach: „Und wenn das Haus zufällig einer kinderlosen Katzenfrau gehört, versuchen wir, auch die Katze zu retten.“
Winfrey nannte weder Vance noch den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump beim Namen. Sie erklärte in Anspielung auf Trump, ab und zu müsse sich Amerika gegen Mobber zur Wehr setzen, um Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Bei der Präsidentenwahl im November stünden auch Anstand und Respekt auf dem Wahlzettel, betonte sie. Es gehe um Charakter und Werte.
„Lasst uns gesunden Menschenverstand statt Unsinn wählen“, mahnte sie. „Lasst uns Wahrheit wählen. Lasst uns Ehre wählen – und lasst uns Freude wählen.“ Für all das stehe Harris.
Winfrey ist durch eine erfolgreiche Talkshow, die über Jahrzehnte im US-Fernsehen lief, weltberühmt und zur Milliardärin geworden. Sie hat in den USA Kult-Status, zählt zu den einflussreichsten Frauen des Landes und ist für viele fast wie eine Art Übermutter der Nation.
Der Parteitag der Demokraten hatte am Montag begonnen. Er dauert noch bis Donnerstag – dann wird Harris formell ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidatin annehmen.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion