US-Botschaft in Moskau fordert „unverzügliche“ Untersuchung im Fall Nawalny
Die US-Botschaft in Moskau hat Russland im Fall des mutmaßlich vergifteten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny zu zügigen Ermittlungen aufgefordert.
Die von den deutschen Ärzten geäußerte Gift-Diagnose mache eine „unverzügliche, umfassende und transparente Untersuchung“ seitens der russischen Behörden erforderlich, erklärte der US-Botschafter in Moskau, John Sullivan, am Dienstag laut seiner Sprecherin Rebecca Ross.
Die Nummer zwei der US-Diplomatie, Stephen Biegun, sagte bei einem Besuch in Moskau, er sei „zutiefst besorgt“ über den Gesundheitszustand Nawalnys und über die Auswirkungen seiner mutmaßlichen Vergiftung auf die russische Zivilgesellschaft. Nach Angaben der Botschaftssprecherin unterstrich Biegun die „Bedeutung von Transparenz und Meinungsfreiheit in jeder demokratischen Gesellschaft“.
Kreml weist Diagnose deutscher Ärzte zurück
Der Kreml hatte den deutschen Ärzten zuvor eine voreilige Gift-Diagnose vorgeworfen. Nawalny wird derzeit in der Berliner Charité behandelt, nachdem der prominente Kritiker von Präsident Wladimir Putin bei einem Inlandsflug zusammengebrochen und zunächst in einem Krankenhaus im sibirischen Omsk behandelt worden war.
Nawalnys Umfeld nimmt an, dass er durch einen Tee vergiftet wurde, den er kurz vor dem Abflug getrunken hatte. Die Charité geht nach ihren bisherigen Befunden von einer Vergiftung durch eine „Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer“ bei Nawalny aus, wie sie am Montag mitgeteilt hatte.
Der Kreml bestätigte am Dienstag erstmals, dass bei Nawalny bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus von Omsk ein niedriger Wert an Cholinesterase-Enzymen festgestellt worden war, woraufhin der 44-Jährige mit Atropin behandelt worden sei. Mit diesem Gegenmittel gegen Cholinesterase-Hemmer wird Nawalny auch in Berlin behandelt. Allerdings betont der Kreml, dass auch andere medizinische Möglichkeiten als eine Vergiftung möglich seien. (afp)
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