Filmtourismus boomt: Urlaub bei den Bridgertons und Harry Potter
Tegan Shirdon bestaunt ein vornehmes Herrenhaus im englischen Bath. Die 20-jährige Journalismus-Studentin ist den weiten Weg von Australien hierher gereist, um zu sehen, wo ihre Lieblingsserie „Bridgerton“ gedreht wurde.
Filmtourismus, das sogenannte Set-Jetting, wird vor allem in Großbritannien immer beliebter, Reiseveranstalter bieten spezielle Touren für die Fans von Serien und Kinohits an.
Aus einem der Fenster der herrschaftlichen Villa in Bath himmelt Penelope, eine der Heldinnen der Erfolgsproduktion „Bridgerton“, ihren Nachbarn Colin an. „Ich bin ein riesiger Fan“ der Netflix-Serie, sagt Shirdon. Die Australierin ist nicht allein mit ihrer Neugier auf die Kulisse, in der das Liebesdrama, das im frühen 19. Jahrhundert spielt, gedreht wurde.
Besuch an berühmten Drehorten
Etwa 30 weitere Touristen unter anderem aus den Niederlanden, Kanada, Spanien und Japan nehmen an diesem Tag an der Führung zu den Drehorten in Bath teil. Filmstudentin Ruby Maidment ist ihre Reiseleiterin.
Sie erzählt Historisches und vor allem Anekdoten von den Dreharbeiten. Zum Beispiel vom Schild der Kaufhauskette Marks & Spencer, das versehentlich ins Bild geriet, oder den Zahlungen an die Anwohner, damit diese während der Außendrehs zu Hause blieben.
„Wenn es um die Frage geht, wohin sie in den Urlaub fahren sollen, orientieren sich viele an ihrer Lieblingsserie“, sagt Reiseführerin Maidment. Dieser Trend hat einen Namen: Set-Jetting oder Filmtourismus. Er entstand mit dem Aufkommen der Streaming-Plattformen und verstärkte sich nach der Corona-Pandemie.
Dem Online-Reiseunternehmen Expedia zufolge sind Filme und Serien inzwischen die wichtigste Inspirationsquelle für Reisen – noch vor den sozialen Netzwerken. 39 Prozent der von Expedia befragten Touristen gaben an, ein Reiseziel gewählt zu haben, nachdem sie es im Kino oder im Fernsehen gesehen hatten.
Jüngere Touristen
Set-Jetting wird „zu einem bedeutenden Treiber und Anreiz für Reisen“, sagt auch Robin Johnson von der Tourismusbehörde VisitBritain. Das gelte vor allem für die jüngeren Generationen, die mit Streaming aufgewachsen seien.
Laut VisitBritain besuchten in den vergangenen zehn Jahren sieben von zehn ausländischen Touristen während ihres Aufenthalts im Vereinigten Königreich mindestens einen Film- oder Fernsehdrehort.
„Wo ich herkomme, gibt es nicht viel Film, also muss ich einen 17-Stunden-Flug ans andere Ende der Welt nehmen, wenn ich Drehorte besuchen will“, erzählt die Australierin Shirdon. Deshalb ist Bath eine Station auf ihrer Rucksackreise durch Europa.
Auch die Filmreihen „James Bond“ oder „Harry Potter“ ziehen auch nach Jahren immer noch Millionen Besucher an. Aber auch neuere Werke wie „Game of Thrones“ in Nordirland, „Outlander“ in Schottland und „The Crown“ sowie „Bridgerton“ in England sorgen für anhaltende Begeisterung.
Werbekampagne „Großbritannien in der Hauptrolle“
Um noch mehr Besucher und internationale Produktionen anzulocken, planen VisitBritain und die Agentur British Film Commission für nächstes Jahr eine gemeinsame Werbekampagne unter dem Slogan „Starring Great Britain“ („Großbritannien in der Hauptrolle“).
„Seit zehn Jahren gilt Großbritannien als einer der besten Orte der Welt für Film- und Fernsehproduktionen“, sagt Adrian Wootton, Chef der British Film Commission. 3,1 Milliarden Pfund (3,6 Milliarden Euro) an ausländischen Investitionen seien 2023 dadurch geflossen.
Diesen Erfolg habe das Land nicht nur seinen atemberaubenden Landschaften zu verdanken, sondern auch den vielen englischsprachigen Filmtalenten, den Investitionen in Studios und den großzügigen Steuererleichterungen, sagt Wootton.
Dreharbeiten haben Regionen wie Nordirland verändert. „Vor ‚Game of Thrones‘ hätte sie niemand als touristisches Ziel in Betracht gezogen“, ist Wootton überzeugt. „Bridgerton“ brachte der lokalen Wirtschaft bis Ende 2023 bereits fünf Millionen Pfund ein.
„Es gibt keine größere oder bessere Plattform, um für ein Reiseziel zu werben, als hochwertige Filme oder Fernsehserien“, freut sich Johnson von VisitBritain. „Solche Publicity kann man nicht für Geld kaufen.“ (afp/red)
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