Unwetter in Libyen – Minister rechnet mit Tausenden Toten
Nach heftigen Unwettern in Libyen befürchtet die Regierung im Osten des Landes Tausende Tote. Der Ministerpräsident einer der rivalisierenden Regierungen in dem Bürgerkriegsland, Osama Hammad, sagte dem Fernsehsender „Al-Massar“, es seien mehr als 2.000 Tote zu befürchten.
Tausende weitere Menschen in dem Land mit knapp sieben Millionen Einwohnern seien vermisst. Unabhängige Informationen zu Todesopfern gab es zunächst nicht. Der Sturm „Daniel“ hatte Libyen am Sonntag erfasst.
In Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Staat ringen bis heute zahlreiche Milizen um Einfluss. Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen mit jeweils einem Sitz im Osten und Westen um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten bisher. Der Konflikt wird durch ausländische Staaten zusätzlich befeuert.
Ein Sprecher der selbst ernannten Libyschen Nationalarmee (LNA), Ahmed Al-Mismari, sprach im Fernsehen von 2.000 Toten alleine in der Stadt Derna. Zusätzlich galten mehrere Tausend Menschen in der Hafenstadt demnach als vermisst. Auch diese Zahlen ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Die LNA untersteht dem General Chalifa Haftar, der den Osten des Landes kontrolliert.
Zuvor hatten örtliche Rettungsdienste und Krankenhäuser noch von rund zwei Dutzend Toten gesprochen. Neben Derna seien auch die Städte Al-Baida, Al-Mardsch und Susa betroffen. Retter sagten jedoch auch, dass die Zahl der Opfer weiter steigen werde.
Schwere Regenfälle – schnelle Hilfe gefordert
Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren.
Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Libyen, Georgette Gagnon, forderte die internationale Gemeinschaft zu schneller Hilfe auf. Ersten Berichten zufolge wurden „Dutzende Dörfer und Städte durch den Sturm schwer in Mitleidenschaft gezogen“, schrieb Gagnon auf X, ehemals Twitter.
Laut den Rettungsdiensten wurde vor allem der Nordosten getroffen. In der Stadt Derna war die Lage nach Angaben des Gemeinderats „außer Kontrolle“. Dort sollen zwei Staudämme gebrochen sein. Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts zum Teil schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen wurden zu „Katastrophengebieten“ erklärt. (dpa)
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