Unterstützt die Ukraine syrische Dschihadisten? Kiew kontert russische Anschuldigung
Seit vergangener Woche rücken die dschihadistischen Aufständischen des Hajat Tahrir al-Scham (HTS) im Norden Syriens vor und haben bereits Aleppo, die zweitgrößte Stadt des Landes, übernommen.
Russland hat der Ukraine die Schuld an der Eskalation des Bürgerkriegs in Syrien gegeben. Es gebe Informationen, dass der ukrainische Geheimdienst mit den Terroristen zusammenarbeite und Kiew sowohl Drohnen liefere als auch Bedienungsanweisungen dafür gebe, hieß es aus Moskau.
Das ukrainische Außenministerium erklärte jedoch am Montag, dass Russland und der Iran, „die Hauptverantwortung“ für die jüngste Eskalation der Kämpfe tragen.
Der militärische Erfolg von HTS mag nämlich damit zusammenhängen, dass die wichtigsten Verbündeten des syrischen Machthabers Baschar al-Assad geschwächt sind: Der Iran und die mit ihm verbündete schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon sind durch die militärischen Auseinandersetzungen mit Israel in Bedrängnis, die Kräfte Russlands sind stark durch den Ukraine-Krieg gebunden.
Russland ist einer der wichtigsten Verbündeten des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Moskaus Intervention im syrischen Bürgerkrieg im Jahr 2015 hatte damals das Blatt entscheidend zugunsten der Regierung in Damaskus gewendet.
HTS ist aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes al-Qaida, hervorgegangen, hat nach eigenen Angaben aber seit 2016 keine Verbindungen mehr zu al-Qaida. Die HTS wurde in der Vergangenheit jedoch von den Vereinten Nationen als Terrororganisation gelistet.
Russland: Ukrainische Militärausbilder des HUR seien „vor Ort“
Wassili Nebensja, Russlands Botschafter bei den Vereinten Nationen, hat der Ukraine direkte Verbindungen zu der Dschihadistengruppe in Syrien vorgeworfen. Die mit HTS kämpfenden Rebellen hätten „nicht nur die Tatsache nicht verheimlicht, dass sie von der Ukraine unterstützt werden, sondern sie stellen dies auch offen zur Schau“, sagte Nebensja am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat. Es gebe eine „erkennbare Spur“, die aufzeige, dass der ukrainische Militärgeheimdienst HUR „Kämpfer“ im Nordwesten Syriens mit Waffen versorge.
Ukrainische Militärausbilder des HUR seien „vor Ort“ und bildeten HTS-Kämpfer „für Kampfhandlungen aus“, auch gegen russische Truppen in Syrien, führte Nebensja aus.
Am Sonntag hat auch das englischsprachige Onlineportal „Kyiv Post“ berichtet, dass der ukrainische Militärgeheimdienst an der Ausbildung islamistischer Rebellen in Syrien beteiligt gewesen sein soll. Dem Artikel zufolge behaupten Berichte in einigen islamistischen sozialen Netzwerken, dass Rebellengruppen in der Region Idlib, darunter angeblich auch Mitglieder der Islamischen Turkestans-Partei (TIP), von Spezialeinheiten des ukrainischen Generalgeheimdienstes (HUR) eine operative Ausbildung erhalten haben.
„Die Ausbildungsgruppe konzentrierte sich auf Taktiken, die während des Krieges in der Ukraine entwickelt wurden, darunter auch den Einsatz von Drohnen“, schreibt das ukrainische Portal. Die Spezialeinheiten des HUR seien auch für den Angriff auf die russische Militärbasis in den südöstlichen Vororten von Aleppo am 15. September verantwortlich gemacht, so das Portal weiter. Hier wurden russische Angriffsdrohnen und „getarnte improvisierte Sprengsätze“ zerstört. Die Zeitung beruft sich auf eine Quelle des militärischen Geheimdienstes.
Laut der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, ist Syrien auch nicht das einzige Land, in das sich die Ukraine einmischt. Zuvor habe Kiew in afrikanischen Ländern „Unruhe hervorgerufen“, sagte sie der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zufolge.
Kiew gibt Russland die Schuld
Als Reaktion auf die Behauptungen Russlands erklärte das Außenministerium der Ukraine, dass Moskau und sein Verbündeter Iran die Hauptverantwortung tragen. Das Ministerium kritisierte das syrische Regime von Assad zudem dafür, dass es die Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 anerkannt hatte.
„Der russische Diktator [Wladimir] Putin und seine Verbündeten im Iran unternehmen weiterhin alle Anstrengungen, um die Kontrolle über das Marionettenregime in Syrien nicht zu verlieren, das von der Mehrheit der Syrer mit unmenschlicher Grausamkeit, Tyrannei und Verbrechen in Verbindung gebracht wird“, so das Ministerium.
Die Stellungnahme behaupte auch, dass das Assad-Regime die russischen Truppen aktiv unterstützt habe, indem es Söldner in den Kampf gegen die ukrainische Armee schickte, nachdem die Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 begonnen hatte.
Ukraine verurteilte in der Stellungnahme das Vorgehen Russlands in Syrien und wies auf das Leid der Syrer unter dem Assad-Regime und die ständigen Bombardierungen ukrainischer Zivilisten durch iranische Drohnen hin. Kiew hat jedoch zu angeblicher Beteiligung am syrischen Konflikt nichts gesagt.
Mögliche Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine
Das Wiederaufflammen der Kämpfe in Syrien nach einer langen Zeit relativer Ruhe sorgt international für Besorgnis. Den Vereinten Nationen zufolge sind seit dem Angriff dschihadistischer Gruppen auf Aleppo schon knapp 50.000 Menschen innerhalb des Landes geflüchtet.
Neben der Gefahr einer neuen Migrationskrise könnte der Konflikt jedoch auch Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine haben. In den vergangenen zwei Jahren hat Russland einen Großteil seiner Waffensysteme von Syrien in die Ukraine verlagert.
Das Zeichen einer militärischen und politischen Schwäche Russlands angesichts der eskalierenden Situation in Syrien könnte den Einfluss des Kreml bei Verhandlungen mit der Ukraine untergraben, so eine Analyse von „euronews“.
(Mit Material von Nachrichtenagenturen)
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