Unterseekabel in Ostsee und vor Taiwan als Ziel? Sabotagevorwürfe gegen chinesische Schiffe häufen sich
In jüngster Zeit häufiger gewordene Vorfälle rund um durchtrennte Unterseekabel in der Ostsee haben in westeuropäischen Medien Spekulationen über angebliche Sabotage durch eine „russische Schattenflotte“ genährt. Die NATO hat seither ihre Präsenz in der Region verstärkt. Viele der verdächtigen Schiffe haben jedoch einen Bezug zu China. Dazu kommt, dass die Ostsee nicht die einzige Region darstellt, in der Vorfälle dieser Art zu beobachten waren.
Was hat die Shunxing 39 mit einem zerstörten Kabel vor Taiwan zu tun?
Für Taiwan begann das Jahr mit einem Zwischenfall in der Taiwanstraße. Am 3. Januar beschädigte das Frachtschiff „Shunxing 39“ eines der 14 Kabel, die zwischen der Insel und dem asiatischen Festland verlaufen. Der Vorfall, über den unter anderem die „Taiwan English News“ berichteten, ereignete sich vor der Nordküste des Landes.
Die taiwanesische Küstenwache schickte ein Schiff zur Untersuchung, nachdem der lokale Telekommunikationsanbieter Chungwa Telecom am frühen Nachmittag jenes Tages Verbindungsprobleme gemeldet hatte. Schlechtes Wetter verhinderte, dass Angehörige der Küstenwache an Bord gehen konnten.
Deshalb gab man von deren Seite eine Order an die Besatzung der Shunxing 39 heraus, den taiwanesischen Hafen Keelung anzusteuern. Dort sollten die Umstände der Beschädigung des Kabels untersucht werden. Das Frachtschiff, das einem in Hongkong ansässigen Unternehmen gehört, aber in Tansania registriert ist, ignorierte diese jedoch und fuhr in Richtung China weiter.
Verwirrungstaktik mithilfe multipler AIS-Transponder
Guo Wenije, der chinesische Chef des Eigentümerunternehmens Jie Yang Trading Limited, bestätigte zwar, dass die Shunxing 39 die Nordküste Taiwans passiert habe. Der Frachter habe sich jedoch an alle Vorschriften gehalten und nichts mit der Beschädigung des Kabels zu tun. Eine Begründung dafür, dass das Schiff zuvor fast einen Monat lang vor der Insel gelegen hatte, gab er nicht.
Die Küstenwache von Taiwan beschuldigte die Verantwortlichen der Shunxing 39, zwei AIS-Transponder zum Senden und Empfangen von Signalen gleichzeitig verwendet zu haben. Einer war „Shunxing 39“, der andere „Xing Shun 39“ zugeordnet. Durch den mehrfachen Wechsel habe das Schiff eine unterbrochene AIS-Aufzeichnung erzeugt.
Auch in jenem Moment, da die Küstenwache das Schiff zum Anhalten zwecks Inspektion aufforderte, fand ein solcher Wechsel statt. In weiterer Folge verließ das Schiff die taiwanesische Jurisdiktionszone. Die Staatsanwaltschaft in Keelung hat dennoch Ermittlungen aufgenommen. Es besteht der Verdacht, dass die Shunxing 39 durch einen über den Meeresgrund gezogenen Anker das Unterseekabel bewusst beschädigt habe.
Taiwan berichtet von bereits vier Fehlfunktionen im Jahr 2025
Am Tag des Zwischenfalls hatte das Schiff den taiwanesischen Behörden zufolge seine AIS-Systeme phasenweise auch vollständig abgeschaltet. Dies sei zu einem Zeitpunkt geschehen, da die Shunxing 39 begann, mehrere Unterseekabel zu überqueren. Taiwans Digitalministerium teilte mit, dass die Unterbrechung des Seekabels am 3. Januar den Service nicht eingeschränkt habe. Es sei gelungen, eine verfügbare Backup-Leitung zu aktivieren.
Der Vorfall vom 3. Januar blieb nicht der Einzige in diesem noch jungen Jahr. Wenige Tage später bewegte sich das unter mongolischer Flagge fahrende chinesische Frachtschiff „Bao Shun“ in Zickzacklinien in der Taiwanstraße. Der Küstenwache gelang es jedoch, das Schiff zu vertreiben.
Gegenüber „Reuters“ wies der stellvertretende Digitalminister von Taiwan, Chiueh Herming, darauf hin, dass es 2025 bereits vier Fälle von Fehlfunktionen bei Unterseekabeln gegeben habe. In den gesamten Jahren 2023 und 2024 seien es jeweils insgesamt nur drei gewesen.
Yi Peng 3 ist mittlerweile zurück in China
In Europa hatten zuletzt vor allem die Zwischenfälle in der Ostsee Aufsehen erregt. Am 15. November durchtrennte bisherigen Erkenntnissen zufolge die Yi Peng 3 dort gleich zwei Kommunikationskabel. Eines davon verlief zwischen Finnland und Deutschland, das andere zwischen Litauen und Schweden.
Auch in diesen Fall soll das Schiff im Bereich oberhalb des ersten Kabels ihr AIS ausgeschaltet haben. Anschließend habe das Wasserfahrzeug über mehr als 100 Meilen ihren Anker in Zickzacklinien über den Meeresgrund gezogen. Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius sprach von „Sabotage“, mithilfe von dänischen Marineschiffen wurde der Frachter vorübergehend festgesetzt.
Nach Untersuchungen durch chinesische Behörden im Beisein von Vertretern aus Schweden, Deutschland, Finnland und Dänemark durfte die Yi Peng 3 wieder in ihren chinesischen Herkunftshafen zurückkehren. Das KP-Regime gestattete es jedoch den ermittelnden schwedischen Staatsanwälten nicht, an Bord zu kommen. Außerdem lehnte die Führung in Peking eine Verbringung zur Untersuchung in schwedische Gewässer ab.
Bewohner der Matsu-Inseln fast zwei Monate ohne Internet
2023 hatte es eine mutmaßliche Sabotage der Erdgaspipeline „Balticconnector“ und zweier Glasfaserkabel zwischen Finnland und Estland gegeben. Im Verdacht einer Verwicklung stand der Frachter „Newnew Polar Bear“. Das KP-Regime ließ keine Untersuchung durch estnische Behörden zu. Stattdessen führte man eine eigene durch und erklärte, das Schiff habe den Schaden während eines Sturms unabsichtlich herbeigeführt.
Estland und Finnland führen weiterhin auch strafrechtliche Ermittlungen durch. Die Pipeline wurde repariert und ist seit April 2024 wieder in Betrieb. Bei den Unterseekabeln dauerte die Wiederherstellung regelmäßig etwa einen Monat.
Im Februar 2023 waren 14.000 Einwohner der taiwanesischen Matsu-Inseln über bis zu 50 Tage von Internet und damit verbundenen Diensten abgeschnitten. Ursache dafür waren zwei durchtrennte Unterseekabel. Auf der Grundlage von AIS-Daten hatte die taiwanesische Küstenwache drei Schiffe im Verdacht, für die mutmaßliche Sabotage verantwortlich zu sein.
Chinas KP-Regime lässt gezielt an Sabotage-Technologien forschen
Am 2. Februar 2023 hatte die Küstenwache ein chinesisches Fischerboot aus der Gegend vertrieben. Am 8. Februar bewegten sich zwei unbekannte chinesische Frachtschiffe scheinbar ohne Auftrag im Umfeld der Insel.
Untersuchungen zufolge hatte es in den vergangenen Jahren mehrere Patentanmeldungen von Forschern in China gegeben. Diese sollen gezielt an Technologien zur Sabotage von Unterseekabeln arbeiten. Unter anderem hatte „Newsweek“ darüber berichtet. Die ersten Forschungsprojekte sollen bis Anfang der 2010er Jahre zurückreichen.
Hunderttausende von Kilometern dieser Kabel, die manchmal nicht breiter als ein Gartenschlauch sind, durchqueren den Globus. Über sie laufen etwa 97 Prozent der weltweiten Kommunikation. Ihre Bedeutung macht sie zu einem willkommenen Ziel für internationale Aggressionsakte, die hinter einem Krieg zurückbleiben und manchmal als „Grauzonenkonflikte“ bezeichnet werden.
Satelliten könnten abgeschnittene Infrastruktur überbrücken
Gerade für kleine Nationen wie Taiwan besteht eine ernste Gefahr, dadurch von Kommunikation und Versorgung abgeschnitten zu werden. Die Insel bemüht sich, ihre Kommunikation mit der Außenwelt gegen einen Angriff des chinesischen Regimes zu sichern. Dennoch fehlt dem Inselstaat ein Großteil der erforderlichen Infrastruktur um die kabelgestützte Infrastruktur zu ersetzen, wie etwa Satelliten in niedriger Umlaufbahn.
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