Unpünktlichkeit: Bahn-Rekord im Jahr 2022
Im laufenden Jahr waren nur knapp zwei Drittel der Fernzüge der Deutschen Bahn pünktlich am Ziel. Ein Rekordtief. Zugleich wurde Bahn-Chef Richard Lutz in 2022 sein Gehalt kräftig erhöht, er hat jetzt mehr als der Bundeskanzler, Boni noch nicht eingerechnet. Die CDU spricht angesichts der Unpünktlichkeit von einem „historischen Tief“, der Verkehrsminister will Reformen.
So unpünktlich war die Bahn noch nie. Im Fernverkehr waren laut AFP von Januar bis November im Schnitt nur 65,6 Prozent der Züge pünktlich. In den Sommermonaten Juli bis August lag die Quote sogar unter 60 Prozent, in manchen Regionen sank sie zeitweise bis unter 50 Prozent.
„Die Pünktlichkeitsquoten der Bahn haben ein historisches Tief erreicht“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Bareiß (CDU), gegenüber der „Rheinischen Post“. Nach Auffassung der Bundesregierung sei die aktuelle Pünktlichkeitsentwicklung „nicht zufriedenstellend“.
Pünktlich – dehnbarer Begriff ohne mathematisch sinnvolles Modell
Schon im Sommer sagte selbst Bahn-Chef Lutz, dass Qualität und Pünktlichkeit der Bahn „nicht akzeptabel“ seien. Denn diese Tendenz zeichnet sich nicht erst zum Ausklang des Jahres ab, wobei der Dezember noch nicht in der Statistik auftaucht. Dieser ist erwartungsgemäß ein herausfordernder Monat und könnte für die Bahn und für die Kunden noch unangenehme Überraschungen mit sich bringen.
Was bedeutet pünktlich bei der Deutschen Bahn? Züge gelten als pünktlich, wenn sie mit weniger als sechs Minuten Verspätung am Ziel ankommen.
In den drei Sommermonaten war somit mehr als jeder fünfte Fernzug über 15 Minuten zu spät. Bei der Bahn tauchen Züge, die ausfallen, sei es komplett oder zum Teil, nicht in der Verspätungsstatistik auf.
Grund dafür sei unter anderem, so eine Bahn-Sprecherin gegenüber Travelbook, dass es schwierig sei, dafür ein sinnvolles mathematisches Modell zu hinterlegen.
Im Juni waren im Regionalverkehr 88,5 Prozent der Züge pünktlich. Als Gründe wurden angeführt: viele Baustellen und das Neun-Euro-Ticket.
Bahnchef-Gehalt dreimal so hoch wie das des Bundeskanzlers
Die DB-Aufsichtsräte entschieden sich 2022 neben einer Vertragsverlängerung auch für eine satte Gehaltserhöhung ab 2023 für Bahn-Chef Lutz – um 10 Prozent, das sind 90.000 Euro. Lutz‘ Fixgehalt hatte zuletzt bei 900.000 Euro im Jahr gelegen, schon damit ist er Spitzenverdiener in den bundeseigenen Unternehmen. Das geht laut „Tagesschau“ aus einer Liste des Bundesfinanzministeriums hervor.
Demnach kommen mindestens 21 Vorstands- oder Geschäftsführungsmitglieder von Bundesunternehmen oder -anstalten auf ein höheres Jahresgehalt als Olaf Scholz, der ungefähr 360.000 Euro im Jahr bekommt.
Die Pünktlichkeitsbilanz von Lutz‘ Verantwortungsbereich ging im Herbst hingegen noch einmal deutlich nach unten: durch die hohe Auslastung des Netzes, vermehrte Bautätigkeit, Störfaktoren wie Sabotageakte gegen die Infrastruktur sowie die wochenlange Sperrung einer Hauptmagistrale des Schienenverkehrs. Zu dieser mehrwöchigen Streckensperrung zwischen Berlin und Hannover führte eine Kollision zweier Güterzüge bei Gifhorn im November. In einem Sabotageakt im Oktober 2022 durchtrennten Unbekannte Glasfaserkabel in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Daraufhin legte das zusammengebrochene Funknetz über Stunden den Zugverkehr in großen Teilen Norddeutschlands lahm.
Mehr Mitarbeiter, mehr Züge
Gegen diese verheerenden Bilanzen und dem, was dazu geführt hat, präsentierte die Bahn Lösungsansätze, wie Epoch Times berichtete: Durch die „Generalsanierung“ der wichtigsten Strecken möchte die Bahn ein zukunftsfähiges „Hochleistungsnetz“ aufbauen.
Ab 2024 sollen zehn Prozent des Schienennetzes saniert werden. Als kurzfristige Gegenmaßnahme wurden 2022 insgesamt 26.000 Mitarbeiter eingestellt, mehr als ursprünglich geplant. Neben dem Personal soll auch die ICE-Flotte bis Ende 2023 von 270 auf 360 Züge aufgestockt werden.
Die Deutsche Bahn ist eine Aktiengesellschaft, die sich zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes befindet. Die Beteiligungsführung wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr wahrgenommen. „Ich erwarte, dass wir in Zukunft wieder die Uhr nach der Bahn stellen können“, sagte bereits Mitte des Jahres Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) angesichts des sich abzeichnenden historischen Tiefpunkts auf deutschen Schienen.
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