Ungarn: Die „Stadt der Königinnen“ wird Kulturhauptstadt Europas

Ein feierlicher Aufzug, jede Menge Trauben und Wein, Kunsthandwerk, Musik, köstliches Essen und eine immerwährende Sommeratmosphäre ... In diesem Jahr haben die hügelige und farbenfrohe Bakony-Region nördlich des Plattensees und die nahe gelegene Stadt Veszprém einen Titel als Kulturhauptstadt Europas gewonnen.
Titelbild
Die Burg von Veszprém im Winter.Foto: iStock
Von 5. Februar 2023

2023 wird es drei Kulturhauptstädte in Europa geben: Veszprém in Ungarn, Elefsina in Griechenland und Timisoara in Rumänien.

Am 21. Januar fand in Ungarn die Eröffnungszeremonie in Veszprém statt. Der Festtag wurde von Schneefall begleitet, der es den Tänzern und Musikern im Freien etwas schwer machte – Spaß und Interesse tat das keinen Abbruch.

Ungarns Staatspräsidentin Katalin Novák sprach zu den Feierlichkeiten. Sie betonte die rettende Kraft der Kultur – vor allem in einer Zeit, in der in der Nachbarschaft des Landes ein Krieg tobt.

„Wir Ungarn entwickeln uns unerschütterlich weiter. Wir wissen, dass wir das, was unsere Vorgänger uns hinterlassen haben, nicht nur bewahren, schützen und weitergeben, sondern auch bereichern müssen“, sagte Novák in Veszprém.

Katalin Novák, Präsidentin der Ungarischen Republik, in Veszprém. Foto: Ungarisches Presseamt MTI

Die Botschaft der Ungarn für Europa

Die Gedanken, die Präsidentin Novák äußerte, enthalten Lehren nicht nur für Ungarn, sondern für ganz Europa, schreibt das regierungsnahe Portal „Magyar Nemzet“.

„Wir leben in unruhigen Zeiten […] Kultur gibt Leben und Hoffnung. Sie kann Schmerzen lindern, Ängste abbauen und zur Versöhnung beitragen. Es erinnert uns daran, dass wir nicht nur überleben, sondern auch leben müssen“, sagte sie.

Die Präsidentin hob die Rolle der Balkanvölker in der EU hervor. Ihre Botschaft lautet, dass „in Europa neben Deutschen, Franzosen, Italienern, Skandinaviern, Mitteleuropäern, Kroaten und Ungarn auch Serben, Montenegriner, Kosovaren, Nordmazedonier, Albaner und das Volk und die Kultur von Bosnien und Herzegowina ihren Platz haben“. Novák schloss mit dem Fazit:

Jede Nation ist eine eigene Stimme, ein eigener Klang, aber die Harmonie kann mit ihnen vervollkommnet werden. Vor allem, wenn wir wissen, dass der Dirigent nicht in Brüssel ist, nicht unter uns, sondern irgendwo über uns, im Himmel.“

 

Verwaltungsgebäude im historischen Teil der Stadt Veszprém. Foto: ATTILA KISBENEDEK/AFP via Getty Images

Lokale Besonderheiten ins Rampenlicht rücken

Das Kulturprojekt wird sowohl Veszprém als auch den umliegenden Dörfern die Möglichkeit geben, sich zu erneuern. Indem sie zu einem nationalen und europäischen Reiseziel werden, können sie die lokalen Besonderheiten fördern. Entwicklung kann viele Lücken schließen, die schon lange darauf warten, gefüllt zu werden – von baulichen Verbesserungen bis hin zur Ankurbelung von Kleinunternehmen und der Förderung von Aktivitäten, die lokale Traditionen bewahren.

Veszprém war nicht die einzige Stadt, die sich um den Titel beworben hatte. Der Bürgermeister von Veszprém, Gyula Porga, berichtete, dass sich 116 Gemeinden dem Programm angeschlossen haben.

Gemeinsam sind sie die kulturelle Ressource und das Lebenselixier des gesamten Gebiets. Porga plant, dass seine Stadt bis 2030 zu den 20 lebenswertesten Städten Europas gehören soll.

Veszprém, Ungarn: Das Stadtpanorama der historischen Altstadt. Foto: iStock

Alíz Markovits, Geschäftsführer der Veszprém-Balaton 2023 Zrt. (eine private AG), stellte die Einzelheiten des Projekts vor. Das Gesamtbudget des Programms beträgt circa 180 Millionen Euro.

„Davon wurden circa 175,5 Millionen Euro von der ungarischen Regierung bereitgestellt. Die verbleibenden circa 4,5 Millionen Euro stammen von den teilnehmenden lokalen Behörden und dem Melina-Mercouri-Preis der EU in Höhe von 1,5 Millionen Euro“, sagte die Geschäftsführerin gegenüber dem Online-Nachrichtenportal „24.hu“.

Die Heiligenstatue an der Kathedrale von Veszprém in Ungarn. Foto: iStock

„Die Stadt der Königinnen“

Was genau hat diese Region zu bieten, um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ zu verdienen? Veszprém und die umliegenden Dörfer haben eine reiche jahrtausendealte Geschichte.

Die Stadt trägt den Spitznamen „die Stadt der Königinnen“. Sie war ein Geschenk von König Stephan I., dem Gründer des christlichen ungarischen Staates, an seine Frau Gisela von Bayern. Noch Jahrhunderte später wurden hier die Königinnen gekrönt.

Statue von König Stephan I. und Königin Gisela auf dem Burgberg von Veszprém. Foto: iStock

Sie ist nicht nur ein Zentrum des Christentums, sondern spielte auch eine wichtige Rolle im Bildungswesen. Hier entstand beispielsweise die erste Universität des Königreichs Ungarn. Das atemberaubende Plattensee-Hochland diente lange als Inspiration für Kunst und Heimat vieler Künstler.

Das gesamte Gebiet ist hügelig – einschließlich der Stadt Veszprém selbst. Innerhalb der Stadt stößt man oft auf Höhenunterschiede von 30 bis 40 Metern. Eine Theorie besagt, dass der Name der Stadt von dem slawischen Wort „bezprem“ abstammt, was so viel wie „uneben“ oder „hügelig“ bedeutet.

Malerische Landschaft und eine Wiege der Kultur

Zu den Sehenswürdigkeiten von Veszprém gehören die Burg und das Burgviertel. Hier befinden sich auch die berühmte Basilika und die Statue der Heiligen Dreifaltigkeit.

Der religiöse Charakter des Gebiets wird durch den Kalvarienberg in der Nähe der Stadt unterstrichen, der einen Panoramablick über das gesamte Gebiet bietet.

Das Nordufer des Plattensees und das „Bakony“-Gebiet bei Veszprém bieten eine Fülle von Naturschönheiten. Hier gibt es vor allem Bäche und Seen, aber auch alte Schlösser und Burgen, Landhäuser, Wassermühlen und viele alte Kirchen und Heiligtümer.

Sonnenuntergang am Balaton (Plattensee). Foto: iStock
Plattensee-Hochland mit Weinbergen und Panoramablick. Foto: iStock


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