Nach Corona-Zeit: „Sommer-Davos“ in China stark geschrumpft
Am Dienstag, 27. Juni, hat in der chinesischen Metropole Tianjin der sogenannte „Sommer-Davos“ begonnen. Das dreitägige Jahrestreffen der Führungskräfte des Weltwirtschaftsforums (WEF) ist das erste persönliche Treffen seit dem Ende von Pekings drakonischer Null-COVID-Politik.
Dass sich der politische Wind mit den Spannungen zwischen den USA und China gedreht hat, ist auf der diesjährigen Veranstaltung stark zu spüren. Sie fällt wesentlich kleiner aus als sonst.
Im Jahre 2007, als die Veranstaltung zum ersten Mal stattfand, war sie ein Anziehungspunkt für Investoren und Regierungsvertreter aus westlichen und asiatischen Ländern, die sich Aussichten auf einen Teil des chinesischen Markts erhofften. Nun hat sich das Klima gewandelt.
Viel weniger Unternehmen mit dabei
Diesmal waren unter den Regierungsvertretern die Premierministerin Mia Amor Mottley aus Barbados, der Premierminister Oyun Erden aus der Mongolei, der Premierminister Hipkins aus Neuseeland und Premierminister Pham Minh Triet aus Vietnam anwesend.
Wie die staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, nahmen am „Global Entrepreneurial Dialogue“ (Dialog globaler Unternehmer) des Weltwirtschaftsforums (WEF) am Dienstagnachmittag nur noch 120 Unternehmer aus zwanzig Ländern teil. Das Treffen wurde von dem WEF-Vorsitzenden Klaus Schwab geleitet.
Im Vergleich dazu waren es beim letzten Global Entrepreneurs Dialogue, der noch vom damaligen Premierminister Li Keqiang ausgerichtet wurde, „rund 400 Unternehmer aus mehr als 50 Ländern“.
„Dies spiegelt die zunehmend angespannte Situation der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) auf dem internationalen Parkett wider, da sie massiv vom Westen boykottiert wird“, sagte China-Kommentator Li Linyi aus den USA gegenüber Epoch Times. Wenn das so weitergehe, halte die KPC bald nur noch Monologe, wodurch sie sich international noch lächerlicher mache.
Boykott vom Westen macht es Peking schwer
Dass sich die Zeiten für China geändert haben, zeigt sich auch an dem EU-Strategie-Papier, das letzte Woche veröffentlicht wurde und vor den Gefahren einer Zusammenarbeit mit der KPC warnt. Ähnliches konstatierte auch der deutsche Bundesverfassungsschutz letzten Dienstag, genau rechtzeitig zum Besuch des neuen chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang in Berlin.
Dass die neue Deriskierungsstrategie der EU Peking wenig gefällt, wurde in der Eröffnungsrede des chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang am Morgen deutlich. Er war gerade von seinen Antrittsbesuchen in Deutschland und Frankreich zurückgekehrt, wo er wegen der US-Sanktionen für engere Handelsbeziehungen warb. In Tianjin schlug er ganz ähnliche Töne an wie kurz zuvor in Berlin.
Er bezeichnete die sogenannten Reden „von der Verringerung der Abhängigkeit oder vom De-Risking“, als übertrieben und „falsche Lehrsätze“. Zudem warnte er vor einer „Politisierung der Handelsbeziehungen“, was etwas verwundert, da die KPC in China ausländische Unternehmen stark reguliert.
Droht China neuer Rückschlag?
In seiner Rede forderte Li Qiang die Länder mit Blick auf die USA auf, Unternehmen ihre eigenen Entscheidungen treffen zu lassen. Denn aktuell dürfen Chip-Giganten wie Nvidia wegen der von Washington verhängten Sanktionen nur noch einen Teil ihrer Produkt-Palette in China verkaufen dürfen.
Und möglicherweise droht der KPC schon Ende Juli ein neuer Rückschlag für seine Wirtschaft. Denn dann könnte US-Präsident Joe Biden ein neues Dekret unterzeichnen, das Investitionen von US-Firmen in Chinas Hightech-Industrie einschränkt. Das wäre für die KPC alles andere als erfreulich, da sie dringend auf ausländische Finanzspritzen angewiesen ist.
Globalisierung auf dem Rückmarsch?
Li Qiang betonte auf dem Forum, dass sich die Welt an einem Scheideweg in ihrer historischen Entwicklung befinde und dass „der Prozess der wirtschaftlichen Globalisierung auf viele Gegenwinde und Umkehrwellen stoßen“ werde, aber er sich nicht in die Isolation der Vergangenheit zurückziehen dürfe.
Prof. Qiu Wanjun für Finanzen und Wirtschaft an der Northeastern Universität Boston, USA, entkräftete gegenüber Epoch Times dieses Argument: „In Wirklichkeit findet keine ‚De-Globalisierung‘, sondern eine Umstrukturierung der weltweiten Lieferketten statt. […] Und im Zuge dieser Umstrukturierung beobachten wir den Trend, dass Länder auf der ganzen Welt ihre Abhängigkeit von China verringern.“
Prof. Frank Xie, Assistant-Professor für Marketing an der Drexel Universität South Carolina sieht das ähnlich. „In Wirklichkeit handelt es sich nur um eine Umstrukturierung der industriellen Kette. Die Weltfabrik ist immer noch in Betrieb, nur eben in Indien und Vietnam und nicht mehr in China“, sagte er am 27. Mai gegenüber Epoch Times. Er hält die Bedrohung der KPC für die Welt für real. Die De-Risking-Strategie würde genau diese Gefahr eindämmen.
(Mit Material von der chinesischen Epoch Times)
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