UN ziehen ein Drittel ihrer Mitarbeiter aus Gazastreifen ab – Al-Dschasira-Journalist war Scharfschütze der Hamas

Die UN ziehen wegen der gefährlichen Arbeitsbedingungen im Gazastreifen etwa ein Drittel ihrer internationalen Mitarbeiter aus dem Gebiet ab. UN-Generalsekretär António Guterres habe diese „schwierige Entscheidung getroffen“, verkündete UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Angesicht der humanitären Notlage im Gazastreifen blieben die Vereinten Nationen jedoch vor Ort.
Etwa 30 der momentan 100 internationalen Mitarbeiter sollen die Region vorerst verlassen, wie der Sprecher sagte. Die übrigen Angestellten sowie die über 10.000 lokalen palästinensischen Mitarbeiter des Hilfswerks UNRWA arbeiten weiter.
Hintergrund ist ein tödlicher Vorfall aus der vergangenen Woche. Nach UN-Angaben wurde eine ihrer Einrichtungen von einer israelischen Panzergranate getroffen, ein bulgarischer Mitarbeiter starb, sechs weitere aus Frankreich, Moldawien, Nordmazedonien, den palästinensischen Gebieten und Großbritannien wurden verletzt.
Israel bestreitet die Vorwürfe und beteuert, kein UN-Gebäude angegriffen zu haben.
Israel: Al-Dschasira-Journalist Scharfschütze der Hamas
Am 24. März erschoss die israelische Armee einen „Scharfschützen-Terroristen“ der Hamas-Kampfeinheit in Beit Hanun. Dieser arbeitete zudem als Journalist für den Sender „Al-Dschasira“, teilten Armee und der Geheimdienst Schin Bet heute mit.
Die Verbindung des Getöteten zum bewaffneten Arm der „Terrororganisation Hamas“ sei dem Militär und Geheimdienst seit vergangenem Oktober bekannt, hieß es weiter. „Interne Hamas-Dokumente“ belegten, dass der Mann 2019 an Übungen des Beit-Hanun-Bataillons teilgenommen habe.
Hussam Schabat war bei einem Angriff mit einer israelischen Kampfdrohne auf sein Auto in der Nähe von Beit Lahia im Norden des Gazastreifens getötet worden, bestätigte die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde. Zuvor hatte „Al-Dschasira“ den Tod des Journalisten gemeldet.
Hamas führt „Gefangene Nr. 21 und 22“ vor
Die Hamas veröffentlichte derweil ein weiteres Propaganda-Video, das zwei Geiseln zeigt. Die jungen Männer waren beim Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023, als islamistische Terroristen ihr Massaker im Süden Israels begingen, 1200 Menschen töteten und 250 weitere in den Gazastreifen entführten. Der Terrorakt löste den Gaza-Krieg aus.
Im Video durften die beiden Männer ihre Namen nicht nennen und mussten sich als „Gefangener Nr. 21“ und „Gefangener Nr. 22“ bezeichnen. Es erschien im Telegram-Kanal der Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der Hamas.
Israels Regierung betrachtet derartige Geiselvideos als Teil der psychologischen Kriegsführung der Hamas, die damit Druck auf die Gegenseite ausüben und die israelische Bevölkerung gegen ihre Regierung aufbringen will.
Die Familien der beiden Männer stimmten der Verbreitung des Videos durch israelische Medien zu. Ihr Sohn gehe in den Tunneln der Hamas „durch die Hölle“, schrieb eine der Familien in einer Stellungnahme, die das Forum der Geiselangehörigen veröffentlichte.
Er habe Hunger gelitten und enorm Gewicht verloren, kämpfe mit Haut- und Atemwegsbeschwerden und habe seit mehr als anderthalb Jahren kein Tageslicht gesehen. „Wir wollen Elkana lebendig zurückbekommen, und wir wollen die Rückkehr aller Geiseln!“, heißt es in dem Schreiben.
Nach israelischen Informationen werden noch 24 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Hinzu kommen die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten.
Raketen aus dem Jemen und Gaza
Unterdessen lösten neue Raketenangriffe aus Jemen und dem Gazastreifen in Israel Raketenalarm aus. Wegen eines Geschosses, das die mit dem Iran verbündeten Huthi-Miliz im Jemen abfeuerte, heulten in Tel Aviv und anderen Orten im Landesinneren die Sirenen.
Israels Luftabwehr schoss die Rakete nach Militärangaben noch vor Erreichen israelischen Gebiets ab. Einige Trümmer gingen dennoch tief im Inneren Israel nieder, ohne Menschen zu verletzen. Geschosssplitter fielen auf den Jerusalemer Vorort Beit Schemesch, berichtet die Zeitung „Times of Israel“ unter Berufung auf den Katastrophenschutz.
Die ebenfalls mit der Hamas verbündete Miliz Palästinensischer Islamischer Dschihad schoss aus dem Norden des Gazastreifens mehrere Raketen auf das israelische Gebiet nahe der Gaza-Grenze ab.
Auch diese Geschosse seien von der Luftabwehr abgefangen worden, teilte das Militär mit. Kurz darauf forderte die israelische Armee die palästinensische Bevölkerung in einigen Orten des nördlichen Gazastreifens auf, ihre Wohngebiete umgehend zu verlassen. Die Armee habe dort die Abschussstellen für die Raketenangriffe identifiziert – und werde diese angreifen.
Aktivisten: Oscar-prämierter Regisseur von Siedlern verletzt
Der vor gut drei Wochen mit einem Oscar für den Dokumentarfilm „No Other Land“ ausgezeichnete Co-Regisseur Hamdan Ballal Westjordanland ist laut Augenzeugen von jüdischen Siedlern zusammengeschlagen worden.
Anschließend hätten israelische Soldaten den verletzten palästinensischen Filmemacher aus einem Krankenwagen geholt und festgenommen. Das berichteten palästinensische Aktivisten und Kollegen Ballals. Das israelische Militär bestritt in einer Stellungnahme, dass ein Palästinenser aus einem Krankenwagen geholt worden sei.
Der palästinensisch-norwegische Dokumentarfilm „No Other Land“, den Ballal mit Israelis drehte, gewann Anfang März in Los Angeles den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Er erzählt vom gewaltfreien Kampf der Palästinenser in Susja und der Umgebung für den Erhalt ihrer Dörfer und ihres Landes.
Der Vorfall ereignete sich laut der NGO Center for Jewish Nonviolence im Dorf Sussija im Süden des Westjordanlandes. Mitglieder hätten den Vorfall gefilmt, hieß es. Die israelische Armee erklärte, dass sie die Informationen prüfe.
Zwei syrische Stützpunkte angegriffen
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben erneut zwei Militärstützpunkte in Syrien angegriffen. Es seien „militärische Einrichtungen getroffen“ worden, „die in den syrischen Militärstützpunkten Tadmur und T4 verblieben sind“, erklärte die israelische Armee. Bereits am Freitagabend hatte Israel die beiden Stützpunkte ins Visier genommen.
Seit dem Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember 2024 flog Israel hunderte Luftangriffe in Syrien, um die dortigen Waffenbestände zu zerstören. Es will verhindern, dass strategische Waffen in feindliche Hände fallen. Zudem verlegte Israel Soldaten in eine von UN-Truppen überwachte Pufferzone in den Golanhöhen.
(dpa/afp/red)
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