UN: Rund 100.000 Menschen aus dem Libanon nach Syrien geflohen
Mittlerweile sind im Libanon nach UN-Angaben rund 100.000 Menschen nach Syrien geflohen. Der Flüchtlingsstrom dauere weiter an, erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi am Montag im Onlinedienst X.
Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati hatte die Zahl der Menschen, die vor den Gefechten auf der Flucht sind, am Sonntag auf bis zu eine Million geschätzt. Es handele sich womöglich um die „größte Fluchtbewegung in der Geschichte des Landes“.
Gefechte von Israel und Hisbollah
Knapp ein Jahr nach Beginn des Gaza-Krieges hatte die israelische Armee ihren Fokus vor einer Woche vom Gazastreifen Richtung Libanon verlegt und führt seither Luftangriffe durch. Diese richten sich laut Armee gegen hochrangige Hisbollah-Kommandeure, Infrastruktur und Waffenlager der pro-iranischen Miliz.
Auch der Hisbollah-Beschuss auf Israel aus dem Libanon nahm in den vergangenen Tagen weiter zu, insbesondere nach der Tötung des langjährigen Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah und weiterer hochrangiger Milizvertreter in Beirut.
Die Hisbollah sieht sich als Teil der vom Iran angeführten „Achse des Widerstands“ gegen Israel, zu der sich neben der Hamas auch die Huthi-Miliz im Jemen zählt. Die Huthis hatten am Samstag nach eigenen Angaben eine Rakete auf den Flughafen der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv abgefeuert.
Shalicar: UN, USA und andere schafften es nicht, „Hisbollah in die Schranken zu weisen“
Die israelische Armee bereitet sich zudem auf eine Bodenoffensive im Libanon vor – auch wenn sie dieses Szenario nicht für erstrebenswert hält. „Die Hisbollah muss sich klarmachen, dass wir uns auch auf einen eventuellen Bodeneinsatz vorbereiten“, sagte der Sprecher der israelischen Armee, Arye Sharuz Shalicar, dem „Mannheimer Morgen“.
„Wenn der Beschuss anhält, muss Israel zeigen, dass wir alle Optionen zur Kriegsführung in unseren Händen haben“, so Shalicar, der als Sohn persischer Juden in Göttingen geboren wurde. „Eine Bodenoffensive ist militärisch gesehen immer der letzte Schritt, um in einem Krieg vorzugehen. Israel war in den letzten 20 Jahren mit Bodenoffensiven sehr zurückhaltend.“
Zur aktuellen Lage im Libanon sagte Shalicar: „Solange der Beschuss der Hisbollah-Terrormiliz aus dem Libanon nicht aufhört und somit derzeit über 60.000 vertriebene Israelis nicht zurück in ihre Häuser im Norden Israels ziehen können, ist ein Bodeneinsatz nicht vom Tisch. Es liegt jetzt an der Hisbollah, das Feuer einzustellen, um das zu verhindern.“
Vor zwei Wochen habe Israel begonnen, die Hisbollah im Libanon zu einem der Hauptziele zu erklären, parallel zum Gaza-Streifen und der Hamas.
„Die UN, die Amerikaner, die Franzosen und auch regionale Kräfte sind gescheitert und haben es nicht geschafft, die Hisbollah in die Schranken zu weisen“, erklärte der Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte.
Internationale Reaktionen
US-Präsident Joe Biden warnte derweil vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Eine Ausweitung des Konflikts zu einem Krieg in der Region müsse „wirklich vermieden werden“, sagte Biden am Sonntag.
Saudi-Arabien äußerte sich besorgt über die Zunahme der Angriffe zwischen Israel und der Hisbollah. Das Königreich verfolge „mit großer Sorge“ die Entwicklungen im Libanon, erklärte das Außenministerium in Riad. Die „Souveränität und territoriale Integrität“ des Libanon müsse gewahrt werden.
Brüssel kündigte unterdessen für Montag ein Dringlichkeitstreffen der EU-Außenminister zur Situation im Libanon an. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell habe für 17.00 Uhr MESZ eine Videokonferenz einberufen, erklärte ein Sprecher.
Eine weitere Dschihadistengruppe agiert im Iran
Bei mehreren Angriffen sind im Südosten des Iran laut Staatsmedien mindestens drei Sicherheitskräfte getötet worden. Die sunnitische Dschihadistengruppe Dschaisch al-Adl bekannte sich am Montag im Onlinedienst Telegram zu zwei Angriffen in der südiranischen Provinz Sistan-Balutschistan, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna gab es insgesamt drei Angriffe in der Region. Dabei seien ein Grenzbeamter in Hirmand, ein weiterer in Rask und ein Polizist einer Spezialeinheit in Chasch getötet worden.
In der an Afghanistan und Pakistan grenzenden Provinz Sistan-Balutschistan kommt es seit Jahren regelmäßig zu Unruhen. Bereits im April waren dort bei islamistischen Angriffen mindestens zehn Sicherheitskräfte getötet worden. Auch damals bekannte sich die in Pakistan ansässige Dschaisch al-Adl zu den Anschlägen.
Die 2012 gegründete Dschihadistengruppe gilt sowohl im Iran als auch in den USA als terroristische Organisation. Ihr gehören vor allem Angehörige der sunnitischen Minderheit der Belutschen an, die im Südosten des Irans beheimatet ist.
(Mit Material der Agenturen)
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