Umstrittener Nil-Staudamm in Äthiopien bereit für Stromproduktion
Der umstrittene – mit chinesischer Hilfe errichtete – äthiopische Mega-Staudamm am Nil steht nach Abschluss der zweiten Flutung für die Stromproduktion bereit. Wie ein Behördenvertreter am Montag der Nachrichtenagentur AFP sagte, reichen die in dem riesigen Staubecken gespeicherten Wassermengen nun aus, um Energie zu gewinnen.
Der Abschluss der zweiten Flutung werde am Montag oder Dienstag offiziell bekanntgegeben.
Es sei nun genug Wasser vorhanden, um die ersten zwei der dreizehn Turbinen Staudamms in Betrieb zu nehmen, sagte der Behördenvertreter. Ein konkretes Datum für den Beginn der Stromproduktion nannte er nicht.
Auch Äthiopiens Wasserminister Seleshi Bekele teilte am Montag im Online-Dienst Twitter mit, dass die ersten Turbinen bald in Betrieb genommen würden: „Es werden alle Anstrengungen unternommen, damit die beiden Turbinen Strom erzeugen können“, schrieb er.
Ägypten und Sudan fürchten um eigene Wasserversorgung
Das Staudamm-Projekt der äthiopischen Regierung sorgt bei den flussabwärts liegenden Ländern seit Jahren für Ärger. Die beiden Nil-Anrainer Ägypten und Sudan fürchten um ihre eigene Wasserversorgung. Ägypten ist mit seinen mehr als hundert Millionen Einwohnern fast vollständig auf das Wasser aus dem Nil angewiesen. Auch für den Sudan mit seinen 40 Millionen Einwohnern ist der Nil bedeutend.
Äthopien erhofft sich mit der Hilfe Pekings und dem neuen Wasserkraftwerk als Teil des „Neuen Seidenstraßenprojekts“ von Xi Jinping zu dem größten Stromproduzenten Afrikas aufzusteigen. Den produzierten Strom will Äthiopien zum Teil für sich nutzen, um sein eigenes Stromproblem zu lösen. Gleichzeitig will es mit dem Export von Strom Gewinn machen.
Die 1,8 Kilometer lange und 145 Meter hohe Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre (Gerd) – von Peking mitfinanziert – soll mit 5.000 Megawatt Jahresleistung eines der größten Wasserkraftwerke Afrikas werden – vormals war die Rede von 6.000 MW Leistung. Im Juli 2020 hatte Äthiopien bekannt gegeben, bei einer ersten Flutung 4,9 Milliarden Kubikmeter Wasser in dem Staubecken gespeichert zu haben.
Die beiden Turbinen sollen laut dem Experten Addisu Lashitew von der in Washington ansässigen Denkfabrik Brookings Institution rund 750 Megawatt Strom erzeugen und damit die landesweite Stromerzeugung Äthiopiens um 20 Prozent steigern. Dies sei „ein sehr bedeutender Betrag“ für ein Land, das häufig unter Stromausfällen leide.
Verhandlungen zur Befüllung des Staudamms scheiterten
Bei Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der Afrikanischen Union (AU) gelang es den drei Ländern nicht, eine Vereinbarung über die Befüllung des Staudamms zu treffen. Kairo und Khartum hatten Addis Abeba gebeten, die Flutung zu verschieben, bis eine Einigung erzielt werde.
Auch der UN-Sicherheitsrat befasste sich im Juli mit dem Streit, um zwischen den Anrainerstaaten zu vermitteln. Äthiopien wies diese Initiative aber zurück. Ägypten und der Sudan wollten eine langsame Befüllung die sich über Jahre hinaus erstreckt.
Staudämme stellen zumeist einen massiven Eingriff in ein natürliches sensibles Wassersystem dar, was wie beispielsweise beim derzeit weltweit leistungsfähigsten „Dreischluchten-Staudamm“ in China, bereits zu massiven Beeinträchtigungen von Flora und Fauna führte.
Aber auch für die Menschen, die am Fluss leben, hat sich das Leben seitdem massiv verändert. Ein Staudamm beeinflusst die Fließgeschwindigkeit, die Strömung und den natürlich wechselnden Rhythmus beim Wasserstand. Der Staudamm in China führt nun zu regelmäßigen Dürren am unteren Lauf des Flusses. (afp/er)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion