Umfragen zur US-Wahl: Harris holt auf – reicht das, um Trump zu schlagen?
Seit dem Ausstieg von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus und der Übernahme der Kandidatur durch Vizepräsidentin Kamala Harris haben sich die Umfragen für die Demokraten deutlich verbessert. Biden lag gegenüber dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sowohl in den landesweiten Umfragen als auch in denjenigen zu einzelnen wichtigen Bundesstaaten teils mehrere Prozentpunkte zurück.
Die 59-jährige Harris entfachte neue Euphorie, legte eine bemerkenswerte Aufholjagd hin und liegt nun in den Umfragen praktisch gleichauf mit Trump. Die jüngste von der „New York Times“ (NYT) und dem Siena College veröffentlichte Erhebung zeigt aber auch, dass die Zustimmung für den 78-jährigen Ex-Präsidenten recht stabil ist und der Aufschwung für Harris ins Stocken geraten sein könnte.
Die zwischen dem 3. und 6. September erstellte Umfrage ermittelte landesweit für Trump 48 Prozent der Stimmen, für Harris 47 Prozent, nachdem sie in den Wochen zuvor teils bis zu zwei Prozentpunkte vor dem Republikaner gelegen hatte. Auch ergab die Umfrage, dass viele Wähler (28 Prozent) noch genauer wissen wollen, wofür Harris steht. Eine Gelegenheit, diese Frage zu beantworten, bietet sich am Dienstag, wenn sie und Trump zum ersten und voraussichtlich einzigen TV-Duell in diesem Wahlkampf gegeneinander antreten.
„Swing states“ könnten wahlentscheidend sein
Die US-Präsidentschaftswahl am 5. November wird nicht durch die landesweiten Ergebnisse entschieden, sondern durch die Ergebnisse in den einzelnen Bundesstaaten. Diese entsenden Wahlleute in das Electoral College, das dann das neue Staatsoberhaupt wählt. Die Wahlleute werden aber in den meisten der 50 Bundesstaaten nicht proportional zum Stimmenanteil der jeweiligen Kandidaten verteilt, vielmehr bekommt der Gewinner alle Wahlleute zugeschlagen.
In den meisten Bundesstaaten herrschen klare Mehrheitsverhältnisse – während Trump also etwa in den liberalen Staaten Kalifornien oder New York keinerlei Chancen hat, ist Harris in den konservativen Staaten Alabama oder Kentucky chancenlos. Zur Gruppe der „swing states“ oder „battleground states“, in denen der Ausgang der Wahl völlig offen ist und die deshalb wahlentscheidend sein können, werden derzeit vor allem sieben Staaten gezählt.
In diesen Staaten steht Harris im Moment deutlich besser da als vorher Biden: So lag Trump vor dem 21. Juli laut der Webseite „RealClearPolling“ in den Durchschnittswerten der Umfragen etwa in Arizona 5,8 Prozentpunkte vor Biden, in Pennsylvania 4,5, in Georgia 3,8, in Michigan 2,1 und in Wisconsin 2,9 Punkte.
2016 verlief entgegen aller US-Meinungsforscher
In den drei letztgenannten Staaten ermittelte „RealClearPolling“ zuletzt einen Vorsprung für Harris: 0,1 Prozentpunkte in Georgia, 1,2 Prozentpunkte in Michigan sowie 1,5 Prozentpunkte in Wisconsin. In Arizona liegt demnach weiter Trump vorn (1,6 Punkte), in Pennsylvania ist es ein Patt.
Die Aussagekraft der Umfragen ist angesichts der äußerst knappen Werte begrenzt, üblicherweise wird zudem eine Fehlermarge von bis zu drei Prozentpunkten angenommen. 2016 erlebten die US-Meinungsforscher ein Debakel: Fast alle hatten den Wahlsieg von Hillary Clinton prognostiziert. Zwar holte sie landesweit rund 2,9 Millionen Stimmen mehr als Trump – verlor aber trotzdem, da sie in den Ausschlag gebenden Swing States unterlag. (afp/red)
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