Umfrage: Wissenschaftler aus öffentlich geförderten Projekten wollen USA verlassen – Befragte nicht repräsentativ ausgewählt

Am Donnerstag, 27.3., hat das Magazin „Nature“ eine Umfrage unter 1.608 Wissenschaftlern in den USA veröffentlicht. Mehr als 1.200 oder 75,3 Prozent der Befragten gaben dabei an, mit dem Gedanken zu spielen, die USA zu verlassen. Als mögliche neue Lebensmittelpunkte nannten sie Kanada oder die EU.
Grund für die Abwanderungsgedanken ist der disruptive politische Ansatz von Präsident Donald Trump, der unter anderem in der Arbeit der für Regierungseffizienz zuständigen Abteilung DOGE Ausdruck findet. Vor allem unter jüngeren Forschern im Postgraduiertenstudium und unter Doktorratsstudenten war der Anteil der Abwanderungswilligen besonders hoch.
Wissenschaftler nehmen Anstoß auf Kürzungen durch DOGE
Die Befragten waren nicht repräsentativ ausgewählt. Das Magazin hatte auf seiner Website, in sozialen Medien und über seinen Newsletter „Nature Briefing“ um Teilnehmer an der Umfrage geworben. Es ist daher zu beachten, dass – neben dem zahlenmäßig überschaubaren Rücklauf – auch eine unterschiedlich hohe Teilnahmemotivation bei der Einordnung der Ergebnisse zu berücksichtigen ist.
Auf Anraten von DOGE hat die US-Regierung in den ersten Monaten der zweiten Trump-Amtszeit eigenen Angaben zufolge bereits 130 Milliarden US-Dollar eingespart. Betroffen von den Kürzungen waren unter anderem für zahlreiche Forschungsvorhaben verantwortliche Einrichtungen wie die Umweltbehörde EPA. In einigen Fällen sind noch Prozesse anhängig, weil Betroffene gegen die Streichung von Mitteln geklagt hatten.
Aber auch zahlreiche akademische Forschungsaufträge wurden gestrichen, unter anderem in Bereichen wie der Gleichstellungspolitik (DEI). So berichtete „Fox News“ jüngst über die Streichung von Forschungsmitteln für das Gesundheitsministerium (HHS) in Höhe von 350 Millionen US-Dollar. Diese seien für Projekte wie jene zur Erforschung von „geschlechtsangleichender Hormontherapie bei Mäusen“ oder zu „Mikroaggressionen“ bestimmt gewesen.
Welche Bereiche sind am stärksten betroffen?
Einige Teilnehmer an der Umfrage erklärten auch, Mentoren hätten ihnen zum Verlassen der USA geraten. Andere fürchten um die Finanzierung ihrer Forschung und um ihre Stipendien aufgrund der geplanten Schließung der Entwicklungshilfeeinrichtung USAID. In einigen Fällen sei es den Forschungsstätten zwar gelungen, Notfallprogramme zur weiteren Finanzierung zu organisieren. Eine dauerhafte Perspektive sei dies jedoch nicht.
Zu den Bereichen, die am stärksten um die Finanzierung ihrer Forschung fürchten, gehören unter anderen die Agrarwissenschaften – insbesondere im Bereich der sogenannten Global Food Systems. Diese seien insbesondere durch das geplante Aus für USAID betroffen. Ein weiterer Bereich ist die Umwelt- und Klimaforschung. Auch hier verzeichnen europäische Einrichtungen jetzt schon ein erhöhtes Interesse an US-amerikanischer Forscher.
Von Kürzungen betroffen ist auch der Gesundheitsbereich. Dies mache sich unter anderem in einem Ausbleiben der Forschungsförderung für Studien zu HIV oder „Schwarzer Mutterschaftsgesundheit“ bemerkbar. Generell sind vor allem in Bereichen der Grundlagenforschung, die stark von staatlichen Zuschüssen abhängig sind, erhebliche Einsparungen zu erwarten.
Kaum Wissenschaftler aus Privatunternehmen von Abwanderungsgedanken geplagt
Der für DOGE zuständige Regierungsberater Elon Musk hatte mehrfach erklärt, „Betrug, Verschwendung und unnötige Ausgaben“ stoppen zu wollen. In vielen betroffenen Bereichen ist nach seiner Auffassung mit der Forschung kein erkennbarer Gewinn für die Allgemeinheit verbunden.
Unter den Abwanderungswilligen finden sich vor allem Personen, die an Universitäten oder in Projekten tätig sind, die von Bundesbehörden gefördert sind. Ein Teilnehmer nennt auch persönliche Gründe für seine geplante Abwanderung – nämlich, dass er als Transgender in den USA glaubt, in seiner Lebensgestaltung beeinträchtigt zu sein.
Einzelne Befragte geben auch an, in philanthropisch geförderter Forschung tätig zu sein, deren Kosten beispielsweise von privaten Stiftungen gefördert werden. Faktisch geben keine Teilnehmer an der „Nature“-Umfrage hingegen an, in privatwirtschaftlich finanzierten Forschungsbereichen tätig zu sein. Hier scheint man am wenigsten an Auswirkungen der Trump-Politik zu befürchten.
Private und philanthropische Forschung mit hoher Bedeutung in den USA
Zuletzt belief sich die Gesamtsumme der öffentlichen Mittel des Bundes für Forschung in den USA auf 194 bis 202 Milliarden US-Dollar. Mit 92,8 Milliarden entfiel der Großteil des Bundesetats auf die Verteidigung, für Gesundheitsforschung gab der Bund 36,9 Milliarden US-Dollar aus. Weitere 23,4 Milliarden entfielen auf den Bereich Energie, für die Grundlagenforschung standen 8,1 Milliarden US-Dollar zur Verfügung.
Das Gesamtvolumen der philanthropischen Forschung belief sich 2024 insgesamt auf 30 Milliarden US-Dollar. In einigen Fällen handelt es sich dabei um Privatstiftungen von Unternehmern selbst – wie die Gates Foundation oder das Lilly Endowment.
Hingegen bauen viele private Unternehmen ihre Forschung aus – insbesondere in Bereichen wie der KI, wo allein Microsoft im ersten Halbjahr des Vorjahres 80 Milliarden US-Dollar investiert hatte. Im Jahr 2021 hatte der Privatsektor in den USA mit 602 Milliarden US-Dollar etwa 75 Prozent aller Ausgaben zur Forschung und Entwicklung finanziert. Die Regierung Trump will zudem die Forschungsförderung für kleine Unternehmen stärker unterstützen.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion