Umfragen: Le Pen liegt in Stichwahl für Präsidentschaft knapp vorn

Die französische Politikerin Marine Le Pen liegt Umfragen zufolge bei der Stichwahl für die Präsidentschaft je nach Kandidat des Regierungslagers knapp vorn oder gleichauf. Gleichzeitig wächst der Unmut über die sich seit gut vier Wochen hinziehende Regierungsumbildung.
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Marine Le Pen.Foto: ALAIN JOCARD/AFP via Getty Images
Epoch Times8. Februar 2024

Wäre die Wahl am kommenden Sonntag, käme Marine Le Pen in der ersten Runde mit 36 Prozent der Stimmen auf Platz eins, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten ifop-Umfrage hervorgeht.

Sollte der aktuelle Premierminister Gabriel Attal antreten, käme Le Pen auf 51 Prozent der Stimmen, Attal auf 49 Prozent. Dabei ist der Abstand zwischen beiden allerdings geringer als die Fehlermarge der Umfrage, die bis zu 3,1 Punkte beträgt.

Sollte das Regierungslager den früheren Premierminister Edouard Philippe ins Rennen schicken, kämen beide auf je 50 Prozent der Stimmen. Der linke Politiker Jean-Luc Mélenchon läge in der ersten Runde mit 14 Prozent auf Platz drei. Von den übrigen Kandidaten käme keiner auf ein zweistelliges Ergebnis.

Die konservative Wochenzeitschrift „Valeurs actuelles“, die die Umfrage in Auftrag gegeben hatte, titelte: „Donnerschlag“. In der Stichwahl hätte Le Pen den größten Stimmenanteil mit bis zu 73 Prozent bei Nicht-Akademikern.

Das Ergebnis von 36 Prozent in der ersten Runde bedeutet einen Anstieg von drei Punkten innerhalb eines Monats. Es ist Le Pens bislang höchstes Umfrageergebnis für die erste Runde. Bei der Präsidentschaftswahl 2022 lag sie in der ersten Runde mit 23 Prozent hinter Macron.

Le Pen ist bislang drei Mal bei der Präsidentschaftswahl angetreten und hat ihr Ergebnis jeweils gesteigert. 2022 unterlag sie gegen Macron in der Stichwahl mit 41 Prozent. Bei der Wahl 2027 will sie erneut antreten. Ihr Hauptgegner ist noch nicht bekannt, Amtsinhaber Macron wird nach zwei Amtszeiten nicht direkt wieder antreten können.

Ipsos-Umfrage: Le Pen vor Philippe und Attal

Ähnlich sind die Ergebnisse des Umfrageinstituts ipsos. Marine Le Pen liegt an der Spitze, mit 36 Prozent der Franzosen, die sagen, dass sie zufrieden wären, wenn sie gewählt würde. Es folgen Edouard Philippe mit 33 Prozent und Gabriel Attal 31 Prozent.

Allerdings ist der Anteil der Franzosen, die angeben, unzufrieden zu sein, wenn Marine Le Pen Präsidentin der Republik würde, höher als der ihrer beiden Konkurrenten (47 Prozent gegenüber 36 bzw. 35).

Ipsos, das sein neues Politbarometer über „La Tribune Dimanche“ lanciert, soll die Entwicklung der französischen Meinung zur politischen Situation verstehen und analysieren.

Die Aufgabe an die Befragten lautete: Würden Sie für jeden der folgenden Politiker sagen, dass Sie zufrieden oder unzufrieden wären, wenn er/sie 2027 Präsident/in der Republik werden würde?

Die Skala geht von sehr zufrieden (grün) – sher zufrieden – weder zufrieden noch unzufrieden – eher unzufrieden bis zu sehr unzufrieden (rot).

Wen würden Franzosen beim derzeitigen Stand wählen? Foto: Screenshot von Ipsos, https://www.ipsos.com/fr-fr/barometre-politique-ipsos-la-tribune-dimanche-janvier-2024

Die Umfrage von Ipsos befragte vom 17. bis 19. Januar 2024 1.000 Personen, die eine repräsentative nationale Stichprobe der französischen Bevölkerung ab 18 Jahren bilden.

Unmut über verzögerte Regierungsbildung

Gleichzeitig wächst der Unmut über die sich seit gut vier Wochen hinziehende Regierungsumbildung. „Für den Wohnungsbau, die Gesundheit und den Verkehr braucht es Minister, sonst kann man sich die Regierung auch schenken“, sagte der frühere sozialistische Präsident Frankreichs, François Hollande, am Mittwoch dem Sender „France Info“.

Seit knapp vier Wochen hat Frankreich nur eine Kernregierung, in der mehrere große Ministerien zusammengefasst sind und wichtige Ressorts nicht besetzt sind. Präsident Emmanuel Macron kommt mit der Zusammenstellung der neuen Regierungsmannschaft nicht voran, da zahlreiche Interessen ausgeglichen werden müssen.

Für Arbeit und Gesundheit gibt es derzeit nur eine einzige Ministerin, ebenso für Bildung und Sport. Das Verkehrsministerium und das Wohnungsministerium sind unbesetzt.

Im aktuellen Kabinett mit 14 Ministern befinden sich mehr rechtskonservativ geprägte Politiker als je zuvor seit Macrons Amtsantritt. Fast alle wichtigen Posten wurden zudem mit Männern besetzt.

Scheinbeschäftigung und Konflikte

Die neue Sport- und Bildungsministerin Amélie Oudéa-Castéra steht unter Druck, da sie die Wahl einer teuren und erzkatholischen Privatschule für ihre Kinder auf wenig glaubhafte Weise verteidigte. Damit brachte sie weite Teile der Lehrerschaft gegen sich auf. Es gilt als wahrscheinlich, dass Oudéa-Castéra mindestens die Zuständigkeit für die Bildung, wenn nicht ihren Posten verliert.

Zudem drängt Macrons alter Partner François Bayrou in die Regierung, der vor wenigen Tagen in einer Scheinbeschäftigungsaffäre freigesprochen wurde. Die Anklage hatte ihn seinen Job als Justizminister gekostet, den er nach Macrons Wahlsieg 2017 wenige Wochen innehatte.

Angeblich ist Bayrou als Bildungsminister im Gespräch – ein Posten, den er in den 90er Jahren schon einmal besetzt hatte. In Onlinemedien löste dies kritische Kommentare aus, begleitet von einem Video des Politikers, das ihn zeigt, wie er bei einer Wahlkampfveranstaltung 2002 in Straßburg einen Elfjährigen geohrfeigt hatte.

(afp/red)



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