Ukrainische Eliteinheit: 1.700 von 4.500 Soldaten fliehen vor Fronteinsatz

Ein Skandal in einer sehr wichtigen Einheit der ukrainischen Armee sorgt für Aufsehen. Probleme mit dem Führungsstil, Machtmissbrauch und Korruption gibt es nicht nur bei den dortigen Kommandeuren. „Je höher Ihr Rang, desto weniger Gesetze gelten für Sie“, sagt der Soldat und Influencer Markous.
Ein ukrainischer Soldat feuert einen Mörser auf russische Stellungen ab. Die russischen Streitkräfte drängen weiter vor entlang der Frontlinie. (Archivbild)
Aus der ukrainischen Eliteeinheit „Anna von Kiew“ sind 1.700 von insgesamt 4.500 Soldaten fahnenflüchtig. (Archivbild)Foto: Madeleine Kelly/Zuma Press/dpa
Epoch Times13. Januar 2025

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Eigentlich soll die großteils in Frankreich ausgebildete Brigade „Anna von Kiew“ ein Aushängeschild der ukrainischen Armee sein. Doch nur wenige Monate nach ihrer Gründung wird die Einheit von einem Skandal um mutmaßliche Deserteure und Ausrüstungsmängel erschüttert.

Der Wirbel um die vermeintliche Vorzeige-Brigade kommt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in der die ukrainischen Streitkräfte im Osten des Landes unter stark gewachsenem Druck der russischen Angriffstruppen stehen.

1.700 von 4.500 Soldaten aus der Einheit geflohen

Benannt ist die Brigade nach einer Prinzessin aus Kiew, die im Mittelalter Königin von Frankreich wurde. 2.300 ihrer 4.500 Soldaten wurden in Frankreich ausgebildet.

Die Gründung der Brigade war vergangenes Jahr vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron während der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie verkündet worden.

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selensky sah in „Anna von Kiew“ ein Modell für mögliche weitere ukrainische Armeeverbände, die von NATO-Staaten ausgebildet werden sollten.

Doch die Euphorie um die Brigade ist spätestens seit Dezember der Ernüchterung gewichen. Der ukrainische Journalist Jurij Butusow berichtete im vergangenen Monat, dass 1.700 Soldaten aus der Einheit geflohen seien – die meisten von ihnen, bevor sie an die Front geschickt wurden. 50 seien bereits während der Ausbildung in Frankreich geflohen.

Butusow berichtete zudem von „organisatorischem Chaos“ und Ausrüstungsmängeln in der Brigade. So habe sie zu wenige Drohnen. Auch habe „Anna von Kiew“ einen Teil ihrer Artillerie an andere Einheiten abgeben müssen.

Fahnenflucht und schlechte Moral

Bei einem Pressebesuch der Brigade zu Jahresbeginn – der angesichts des Skandals vom Militär rasch organisiert wurde – wirkt der Kommandeur der Einheit, Taras Maksimow, angespannt. „Alles, was in den Medien gesagt wird, ist falsch“, sagt er.

Wenig Stunden später räumt sein Vorgesetzter Mychailo Drapatyj, der Befehlshaber der Landstreitkräfte, allerdings „Probleme“ in der Brigade ein. Sie seien jedoch nicht so schlimm wie dargestellt. Die Armee ergreife außerdem „Maßnahmen“, damit die Soldaten der Brigade bereit seien, ihre Missionen zu erfüllen.

Fahnenflucht und schlechte Moral sind heikle Themen für die ukrainische Armee, die mit Personalmangel und Kontroversen um die unpopulären Rekrutierungsmethoden ringt.

Heereskommandant Drapatyj hebt hervor, dass die Probleme der „Anna von Kiew“ nicht spezifisch für diese Brigade, sondern ein allgemeines Problem auch in anderen Einheiten seien.

Markous: „Je höher Ihr Rang, desto weniger Gesetze gelten für Sie“

So sorgt unter anderem der in der ukrainischen Armee herrschende Führungsstil für Kritik. Viele der Kommandeure wurden noch in der Sowjetunion ausgebildet.

Dort sei die militärische Entscheidungsgewalt „stark zentralisiert“ gewesen und von Befehlshabern ausgeübt worden, die sich „oft weit entfernt vom Schlachtfeld befunden haben“, sagt der Forscher Franz-Stefan Gady vom International Institute for Strategic Studies (IISS).

Seit 2014 hat die Ukraine versucht, die eigene Armee auf NATO-Standards zu bringen. Zwar konnte eine neue Generation von Offizieren ausgebildet werden, doch das System wurde nicht grundlegend verändert. Immer wieder gibt es Skandale um Korruption und Machtmissbrauch durch hochrangige Offiziere.

Die sowjetische Mentalität gehe hauptsächlich von der höheren Kommandoebene aus und schade der „operativen Effizienz“, sagt Gady. Zudem gibt es Berichte über unantastbare Kommandeure, die alle Schuld auf die Ränge unter ihnen schieben. „Je höher Ihr Rang, desto weniger Gesetze gelten für Sie“, sagt der Soldat und Influencer Waleryj Markous.

Auch Heeresbefehlshaber Drapatyj sagt, dass Soldaten oft „Angst“ vor ihren Kommandeuren hätten. „Der postsowjetische Geist muss ausgerottet werden“, betont er. (afp/red)



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