„Die Ukraine ist bereit für die großen Schlachten“

Die Ukraine rechnet mit einer massiven russischen Offensive. Die Regierung zeigt sich kampfbereit und erhält die geforderten Waffen aus dem Westen. Indes wird versucht, mehr Menschen zu evakuieren.
Titelbild
Ukrainische Soldaten in Hostomel. 8. April 2022.Foto: Alexey Furman/Getty Images
Epoch Times10. April 2022

Die Ukraine sieht sich gewappnet für heftige Kämpfe mit Russland im Osten des Landes. „Die Ukraine ist bereit für die großen Schlachten“, sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, am Samstag laut der Nachrichtenagentur Interfax. Die Evakuierungen aus östlichen Gebieten gingen derweil weiter.

In Kiew gaben sich westliche Politiker die Klinke in die Hand: Nach Spitzenvertretern der EU-Kommission am Freitag empfing Selenskyj am Samstag die Regierungschefs von Großbritannien und Österreich.

„Wir sind bereit zu kämpfen und parallel dazu nach diplomatischen Wegen zu suchen, um diesen Krieg zu beenden“, sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz mit Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer. Sein Berater Podoljak unterstrich, dass die Ukraine mit einem Sieg im Donbass „eine stärkere Position in den Verhandlungen haben wird, um bestimmte Bedingungen zu diktieren“.

Massive Offensive erwartet

Die russische Armee hatte sich in den vergangenen Tagen im Norden der Ukraine, insbesondere aus der Region um die Hauptstadt Kiew, zurückgezogen. Nach eigenen Angaben will sich Moskau auf den östlichen Donbass konzentrieren, der bereits seit 2014 teilweise von pro-russischen Rebellen kontrolliert wird.

In Erwartung einer massiven Offensive verstärkten die örtlichen ukrainischen Behörden ihre Evakuierungsbemühungen. Dabei wurde am Samstag der Bahnhof der Stadt Kramatorsk von einem Bombenangriff getroffen. 52 Zivilisten, darunter fünf Kinder, starben. Russland wies jegliche Verantwortung zurück.

Mit Bussen und Kleintransportern wurden dutzende Überlebende des Angriffs auf den Bahnhof aus Kramatorsk heraus gebracht, wie AFP-Reporter berichteten. Mehrere Züge sollten nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft nun von der Nachbarstadt Slowjansk aus Flüchtende gen Westen bringen.

Johnson verspricht mehr Waffen

Der britische Premierminister Boris Johnson versprach der Ukraine bei einem unangekündigten Treffen mit Präsident Selenskyj am Samstag in Kiew weitere Waffenlieferungen. Es sei Selenskyjs „entschlossener Führung“ und dem Mut des ukrainischen Volkes zu verdanken, dass die „monströse Ziele“ von Kreml-Chef Wladimir Putin in der Ukraine vereitelt würden, erklärte Johnson.

Er kündigte die Lieferung von 120 gepanzerten Fahrzeugen und neuen Anti-Schiffs-Raketensystemen in die Ukraine an. Bereits am Freitag hatte die britische Regierung angekündigt, der Ukraine weitere Flugabwehrraketen, 800 Panzerabwehrraketen sowie Drohnen bereitzustellen.

Selenskyj lobte die britische Unterstützung. „Andere westliche demokratische Länder sollten dem Beispiel des Vereinigten Königreichs folgen“, sagte er nach dem Treffen mit Johnson.

Keine „Marder“-Schützenpanzer aus Deutschland

Auf deutsche „Marder“-Schützenpanzer werden die ukrainischen Streitkräfte vorerst weiter verzichten müssen. Kiew will diese nach einer Absage des Bundesverteidigungsministeriums nun einem Zeitungsbericht zufolge zwar direkt beim Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall kaufen. Wie die „Bild am Sonntag“ berichtete, müssen die ausgemusterten Panzer aber noch instand gesetzt werden – 35 Panzer könnten demnach bis Jahresende ausgeliefert werden.

Rheinmetall hatte ursprünglich vorgeschlagen, dass die Bundeswehr sofort einsatzfähige „Marder“ an die Ukraine liefert, und danach von Rheinmetall die reparierten Panzer bekommt. Dies lehnte das Bundesverteidigungsministerium aber ab, da die Bundeswehr-„Marder“ sowohl an der Nato-Ostflanke als auch für Übung und Ausbildung im Einsatz seien. Zudem bezweifelt das Ministerium, dass die ausrangierten Rheinmetall-„Marder“ schnell wieder fit gemacht werden können.

Mehr als zehn Milliarden Euro Spenden

Bei einer weltweiten Spendenaktion für Flüchtlinge aus der Ukraine sind Zusagen in Höhe von insgesamt 10,1 Milliarden Euro zusammengekommen. Bei der „Stand Up For Ukraine“-Kampagne seien 9,1 Milliarden Euro zugesagt worden, eine weitere Milliarde stelle die EU-Kommission gemeinsam mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) bereit, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Samstag in Warschau.

Wegen des Kriegs sind nach UN-Angaben bislang mehr als 4,4 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen, 7,1 Millionen weitere Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Die Spendenaktion für die ukrainischen Flüchtlinge war von der EU und Kanada gemeinsam mit der NGO Global Citizen organisiert worden. Stars wie Elton John, Alanis Morissette, Billie Eilish, Annie Lennox und Chris Rock unterstützten die Initiative.

Von der Leyen bezeichnete das Ergebnis der Spendenaktion als „fantastisch“. „Die Solidarität von Ländern, Unternehmen und Menschen auf der ganzen Welt bietet etwas Licht in dieser dunklen Stunde“, erklärte sie.

Bei der zentralen Veranstaltung in Warschau meldete sich auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Wort. „Der ukrainische Mut hat bereits die ganze demokratische Welt geeint“, sagte er in einer Videobotschaft. Er forderte den Westen auf, weitere Sanktionen gegen russische Banken zu verhängen und kein Öl aus Russland mehr zu kaufen. (afp/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion