Ukraine: Russische Basis nahe AKW Saporischschja beschossen

Der IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi  und Mitglieder der IAEA-Unterstützungs- und Hilfsmission kommen im Kernkraftwerk Saporischschja an.
Der IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi und Mitglieder der IAEA-Unterstützungs- und Hilfsmission kommen im Kernkraftwerk Saporischschja an.Foto: Iaea Mission/Iaea Imagebank/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa
Epoch Times3. September 2022

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben am Freitag einen russischen Stützpunkt nahe dem Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine beschossen. In der Stadt Enerhodar sowie in der ebenfalls im Süden gelegenen Stadt Cherson seien mit „präzisen Angriffen“ drei russische Artilleriesysteme sowie ein Munitionslager zerstört worden, teilten die ukrainischen Streitkräfte mit. Auch wurden diesen Angaben zufolge russische Soldaten bei dem Beschuss getötet.

In dem im Stadtgebiet von Enerhodar gelegenen AKW Saporischschja halten sich derzeit Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) auf. Die Ukraine beschuldigte die russischen Streitkräfte, vor der Ankunft der IAEA-Mission „ihre gesamte militärische Ausrüstung vom Kraftwerksgelände“ abgezogen zu haben.

Dauerhafter Aufenthalt zweier Inspektoren

Das 14-köpfige IAEA-Team war am Donnerstag in der Anlage eingetroffen, um deren Sicherheit zu prüfen. IAEA-Chef Rafael Grossi und einige andere Mitglieder des Teams reisten zwar bereits am Donnerstag wieder ab, sechs der internationalen Inspektoren blieben nach russischen Angaben jedoch in der Anlage. Zwei IAEA-Experten sollen demnach künftig dauerhaft in dem AKW präsent sein.

„Wir begrüßen dies, denn eine internationale Präsenz kann viele Gerüchte über die Zustände in dem Atomkraftwerk zerstreuen“, sagte der russische Gesandte bei der IAEA in Wien, Michail Uljanow, der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Nach seinen Angaben werden sich die verbliebenen sechs IAEA-Experten noch „einige wenige Tage“ in dem AKW aufhalten, bevor sie nach Wien zurückreisen. Danach sollten zwei IAEA-Inspektoren „permanent“ in dem AKW stationiert werden.

Moskau bewertete die IAEA-Mission in Saporischschja als „sehr positiv“. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow lobte, dass „die Delegation trotz der Schwierigkeiten und Probleme angekommen ist und ihre Arbeit aufgenommen hat“. Es sei zwar noch „zu früh“ für eine Bewertung, doch das Wichtigste sei, dass die Mission stattfinde.

Kritik von Selenskyj

Vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kam hingegen deutliche Kritik an der IAEA. Er warf ihr vor, nicht deutlich die „Entmilitarisierung“ des Nuklearstandorts gefordert zu haben. Es sei „bedauerlich, dass wir die entsprechenden Botschaften der IAEA noch nicht gehört haben“, kritisierte Selenskyj. Dabei habe er noch am Dienstag bei einem Treffen mit Grossi in Kiew darüber gesprochen.

„Das war der Schlüssel, der Schlüssel! Der Sicherheitsaspekt unserer Vereinbarungen. Die Entmilitarisierung und die vollständige Kontrolle durch unsere Atomarbeiter“, sagte der ukrainische Staatschef. Die Entmilitarisierung des AKW wird auch von UN-Generalsekretär António Guterres gefordert.

Die Nuklearanlage sowie ihre Umgebung waren in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen worden, ohne dass sich weder die Ukraine noch Russland zu diesen Angriffen bekannt hatten. Vielmehr hatten sie sich dafür gegenseitig die Verantwortung zugewiesen.

Erst in der Nacht zum Donnerstag und damit wenige Stunden vor Eintreffen des IAEA-Teams war das AKW mit Granaten beschossen worden. Laut der ukrainischen Betreiberfirma Energoatom wurde dabei das Notfallsystem der Anlage aktiviert und der Reaktorblock Nummer 5 abgeschaltet. Grossi sagte dann am Donnerstagabend nach einem Rundgang durch die Anlage, deren „physische Integrität“ sei zuletzt mehrfach „verletzt“ worden. „Das ist etwas, was nicht weiter passieren darf“, warnte er.

Der wiederholte Beschuss hat Ängste geschürt, dass es in dem AKW – dem größten Europas – zu einer Nuklearkatastrophe kommen könnte. Russische Truppen hatten das Atomkraftwerk Anfang März erobert und halten es seitdem besetzt. (afp/mf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion