Ukraine kündigt Ende der Gaslieferungsverträge mit Russland an

Kontrakte werden nicht über Ende 2024 verlängert. Droht nun Habecks Ankündigung, die deutsche Industrie zu drosseln oder abzuschalten, wahr zu werden?
Eine Gasverdichterstation im Dorf Mryn nördlich von Kiew (Archivbild).
Eine Gasverdichterstation unweit von Kiew (Archivbild). Russisches Gas wird ab 2025 sehr wahrscheinlich nicht mehr durch ukrainische Leitungen fließen.Foto: Roman Pilipey/epa/dpa
Von 23. August 2023

Noch liefert Russland Gas in die Europäische Union (EU) und nutzt dabei die Ukraine als Transitland. Doch könnte das bald anders werden. Denn offenbar plant der Kriegsgegner Russlands die Versorgung mit dem Energieträger einzustellen. Das berichtet die schweizerische „Weltwoche“ auf YouTube (ab Minute 7:35). Geschieht das, könnte dies gravierende Auswirkungen auf Deutschland haben.

Kiew lehnt Gespräch mit Moskau ab

Ziel der Lieferungen sind Länder im östlichen Mitteleuropa wie etwa Österreich, Ungarn oder Polen. Das ist laut „Weltwoche“ gar nicht so bekannt, aber ein wichtiger Faktor dafür, dass die Gaspreise bislang nicht ins Unermessliche gestiegen sind. Deutschland habe sich von diesem Gas „emanzipiert“ und baue nun LNG-Terminals, doch wenn die Ukraine Ende 2024 diesen Gas-Deal nicht verlängert, wie der Energieminister German Galuschenko betonte, werde das auch massive Auswirkungen auf Deutschland haben.

Kiew werde sich jedenfalls nicht an den Gesprächen mit Russland über eine Erneuerung des Vertrags über den Transit von russischem Gas durch ukrainisches Gebiet beteiligen. „Wir werden mit Sicherheit nicht an den Gesprächen mit den Russen teilnehmen, das ist absolut klar“, vermeldete die Nachrichtenagentur „Reuters“.

Russland habe wiederum erklärt, dass es in Erwägung ziehen würde, den Vertrag, der es ihm erlaubt, Gas über die Ukraine nach Europa zu liefern, über das Jahr 2024 hinaus zu verlängern, wenn die Europäische Union – die sich verpflichtet hat, bis 2027 auf russisches Gas zu verzichten – weiterhin Bedarf an solchen Lieferungen habe.

Galuschenko sagte, es sei sehr wahrscheinlich, dass es in den europäischen Ländern keine Nachfrage nach russischem Gas geben werde. „Das nächste Jahr wird zeigen, ob Europa überhaupt ohne russisches Gas auskommen kann“, sagte er. „Ich sehe alle Voraussetzungen dafür, dass das passieren wird.“

Massiver Anstieg der Energiepreise zu erwarten

Nach Ansicht der „Weltwoche“ hätte ein Ende der Lieferungen auch massive Auswirkungen auf Deutschland. So sei ein exorbitanter Anstieg der Energiepreise zu erwarten. In dem Zusammenhang sei an eine Aussage von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erinnert, der im Juni 2023 sagte, dass man die deutsche Industrie „drosseln oder gar abschalten“ müsse, um Europa zu beheizen. Dies sagte er im Zusammenhang mit den Ende 2024 auslaufenden Gastransitverträgen zwischen Russland und der Ukraine, wie Epoch Times berichtete.

Österreich soll Pipelines nach Deutschland ausbauen

In den deutschen Mainstream-Medien findet dieses Thema bislang keine Berücksichtigung. Lediglich „n-tv“ hat die Entwicklung aufgegriffen, jedoch allein die Konsequenzen für Österreich beleuchtet.

Gerhard Roiss, Ex-Chef des Öl- und Gaskonzerns OMV, kritisierte, dass die Abhängigkeit der Alpenrepublik von russischem Gas immer noch hoch sei. Die OMV hat bis 2040 einen Liefervertrag mit der russischen Gazprom. Derzeit stehe genug Gas in Europa zur Verfügung, auch seien die Lager voll und die Preise fast wieder auf Vorkriegsniveau gesunken, sagt Roiss, warnt aber: „Wir erleben ein Zwischenhoch. Doch das wird sich ändern, sobald kein russisches Gas mehr fließt.“

Er fordert daher weitere staatliche Eingriffe. So sei es wichtig, die Pipelinekapazitäten nach Deutschland auszubauen, um Flüssigerdgas nach Österreich zu bringen.

Roiss war bis 2015 Chef des teilstaatlichen Konzerns OMV. Zuletzt hatte er im Auftrag des Energieministeriums an einem Konzept für den Ausstieg aus russischem Gas mitgewirkt.



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