Ukraine-Krieg: Treibstofflager und Dorf in Russland angegriffen – Kritik nach Papst-Äußerungen

In der westrussischen Stadt Orjol, 160 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, brennt ein Treibstofflager. Ursache ist ein Drohnenangriff der Ukraine. Zudem gab es einen Angriff auf ein russisches Dorf auf russischem Gebiet. In Kiew wurde der Vertreter des Heiligen Stuhls ins Außenministerium einbestellt. Wie ist die Lage?
Die US-Regierung stellt der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere milliardenschwere Militärhilfen zur Verfügung - unter anderem Drohnen.
Die US-Regierung stellte der Ukraine milliardenschwere Militärhilfen zur Verfügung – unter anderem Drohnen.Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Epoch Times12. März 2024

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Die Kritik an Äußerungen von Papst Franziskus reißt nicht ab. Nun äußerte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz und widersprach den Einlassungen des Kirchenoberhaupts. In Kiew wurde als Zeichen des Protests der Vertreter des Heiligen Stuhls ins Außenministerium einbestellt.

Ukraine bestellt Papst-Botschafter ein

Visvaldas Kulbokas – der Apostolische Nuntius, der den Vatikan in der Ukraine vertritt – sei darüber informiert worden, dass das von Russland angegriffene Land „enttäuscht“ sei von Franziskus‘ Äußerungen, teilte das Außenministerium in Kiew mit. Der päpstliche Appell solle „an den Angreifer und nicht an das Opfer gehen“, kritisierte die ukrainische Seite.

Franziskus hatte in einem Interview gesagt: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“ Franziskus wurde auch zu Forderungen nach „Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne“ gefragt.

Darauf antwortete er: „Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.“ Vatikan-Sprecher Matteo Bruni widersprach später Darstellungen, der Papst habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert.

Scholz „nicht einverstanden“ mit Papst-Äußerung

Auch Bundeskanzler Scholz (SPD) ließ sein Unverständnis erkennen. „Die Ukraine hat das Recht sich zu verteidigen und die Ukraine kann sich darauf verlassen, dass wir sie dabei unterstützen“, entgegnete der Kanzler auf einer Pressekonferenz mit dem malaysischen Premierminister Anwar Ibrahim in Berlin auf eine Frage nach der Papst-Äußerung. „Deshalb bin ich natürlich nicht einverstanden mit der zitierten Position.“

Einer Taurus-Lieferung erteilte Scholz allerdings erneut eine deutliche Absage. „Meine Klarheit ist da. Das ist meine Aufgabe als Kanzler, als Regierungschef hier mich präzise zu äußern und keine missverständlichen Erwartungen zu wecken. Entsprechend klar sind auch meine Antworten.“

Das sagte der Kanzler bei einer Pressekonferenz in Berlin auf die Frage, ob er wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) einen Ringtausch mit Großbritannien statt einer direkten Lieferung als Option sehe. Er halte den Einsatz des Taurus-Systems nicht für vertretbar, deswegen gehe es in dieser Frage „weder um direkt noch um indirekt“, betonte Scholz.

Angriff auf russisches Dorf auf russischem Gebiet

Pro-ukrainische russische Kämpfer haben eine nahe der ukrainischen Grenze gelegene Ortschaft auf russischem Gebiet angegriffen. Die Miliz „Freiheit für Russland“ erklärte am Dienstag im Online-Dienst Telegram, ihre Kämpfer hätten in der Ortschaft Tjotkino in der Region Kursk ein gepanzertes russisches Militärfahrzeug zerstört. Der Gouverneur von Kursk, Roman Starowojt, bestätigte auf Telegram einen „bewaffneten Kampf“,, bestritt aber jeglichen „Durchbruch“ der Angreifer.

Auch eine Gruppe namens „Bataillon Sibir“ schrieb, sie bringe „wie versprochen Freiheit und Gerechtigkeit“ nach Russland.

Ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes erklärte, die russischen Freiwilligengruppen hätten bei ihrem Angriff nicht auf Befehl Kiews gehandelt. „Auf dem Territorium der Russischen Föderation handeln sie absolut autonom, auf eigene Faust, und verfolgen ihre sozialen und politischen Ziele“, sagte Andrij Jusow gegenüber ukrainischen Medien.

Kiew und Moskau greifen immer wieder gegenseitig ihre Grenzregionen mit Drohnen an. Angriffe auf russisches Gebiet durch pro-ukrainische russische Bürger sind jedoch selten.

Drohnenangriff auf Treibstofflager in Russland

Bei einem ukrainischen Drohnenangriff ist ein Treibstofflager der westrussischen Stadt Orjol in Brand gesetzt worden. „Ein Treibstoff- und Energiekomplex wurde angegriffen“, erklärte Regionalgouverneur Andrej Klitschkow in der Nacht auf Dienstag im Onlinedienst Telegram. Die Einsatzkräfte würden versuchen, den Brand einzudämmen. „Es gab keine Opfer“, fügte der Gouverneur hinzu.

Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete unter Berufung auf einen Vertreter der Einsatzkräfte, ein Reservoir mit Mineralölprodukten habe Feuer gefangen. Orjol liegt rund 160 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.

Die Ukraine flog in der Nacht auf Dienstag nach russischen Angaben auch weitere Drohnenangriffe auf Ziele in Russland. So hätten Drohnen in der russischen Grenzregion Belgorod vier Sprengsätze abgeworfen, erklärte der dortige Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow. Es habe keine Verletzten gegeben, eine Stromleitung sei aber beschädigt worden.

Seit Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren ist es den ukrainischen Streitkräften gelungen, mit ihren Drohnen immer tiefer in russisches Territorium vorzudringen. Auch Russland setzt zahlreiche Drohnen ein.

Selenskyj: Situation an der Front besser als vor drei Monaten

Derweil zeigte sich Selenskyj trotz der jüngsten Niederlagen an der Front zuversichtlicher. Er räumte auch ein, dass seine Armee Schwierigkeiten gehabt habe „wegen des Mangels an Artilleriemunition, der Luftblockade, der russischen Langstreckenwaffen und der hohen Dichte an russischen Drohnen“. Er warnte auch vor neuen Schwierigkeiten, falls die Ukraine nicht ausreichend militärisch unterstützt werde.

Aus Sicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist die Situation an der Front besser als vor ein paar Monaten.

Aus Sicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist die Situation an der Front besser als vor ein paar Monaten. Foto: Laurel Chor/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Mitte Februar hatte die ukrainische Armee sich aus der völlig zerstörten Stadt Awdijiwka im östlichen Gebiet Donezk zurückziehen müssen. Seitdem halten in der Region schwere Kämpfe an. Zugleich bittet das von Russland angegriffene Land immer wieder um mehr militärische Unterstützung – unter anderem um Taurus-Marschflugkörper aus Deutschland.

Putin wechselt Vize-Verteidigungsminister aus

In Russland wechselte Präsident Wladimir Putin einen der Vize-Verteidigungsminister seines Landes aus. Für die materielle und technische Versorgung der Armee sei künftig Generalleutnant Andrej Bulyga zuständig, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Bulyga, der bislang Vize-Kommandeur des Wehrbezirks West war, folgt damit auf Generaloberst Alexej Kusmenkow, der den Posten erst vor weniger als einem Jahr übernommen hatte. Einen Grund für den erneuten Wechsel nannte das Ministerium nicht. Insgesamt hat Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zwölf Stellvertreter. (afp/dpa/red)

 



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