U-Boote mit Atomraketen: Chinas erste effektive Zweitschlagwaffe
Der Hype um Chinas Aufrüstung geht weiter: China plant, drei U-Boote mit Atomraketen zu bestücken und noch vor Ende des Jahres auf Patrouille zu schicken, berichtete Bloomberg am 9. Dezember. Die U-Boote der JIN-Klasse wären damit in der Lage, Alaska, Hawaii, die Westküste und gegebenen Falls alle übrigen Regionen der USA in Schutt und Asche zu legen, falls sie ihre Fracht östlich von Hawaii abfeuern sollten.
Reichweiten bis 7400 Kilometer hat die Rakete JL-2, mit der diese U-Boote bestückt werden sollen. Bis zum Jahr 2020 will China insgesamt fünf der nuklear bewaffneten Boote besitzen, jedes ausgerüstet mit 12 Atomraketen. Dies ging aus dem Bericht der „US-China Economic and Security Review Commission“ hervor, genau demselben Jahresbericht vom November, der auch die Gefahr durch Chinas geplanter Hyperschall-Rakete Wu-14 thematisierte.
Siehe auch: „Chinas neue Hyperschall-Rakete bringt neues Wettrüsten von China, Russland und USA“
Nun hat die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg also Wochen später die Gefahren von Chinas U-Boot-Aufrüstung unter die Lupe genommen. (Kein Wunder, schließlich brauchen die USA ja Argumente für die Aufstockung ihres Rüstungsetats, da sie befürchten, dass Chinas Marine 2020 stärker als ihre eigene sein wird.)
Erstmals wären Vergeltungsschläge möglich
Die atomar bewaffneten U-Boote seien Chinas "erste glaubwürdige seegestützte nukleare Abschreckung", so der US-Kommissionsbericht. China hätte damit die Möglichkeit zu Vergeltungsschlägen – ein Umstand, der bisher im Falle eines Angriffsszenarios nicht gegeben war, denn Chinas Atomraketen lagerten bisher ausschließlich in Silos und hätten durch einen Erstschlag gezielt ausgeschaltet werden können (auch obwohl China Silo-Atrappen baute, um die Position der Gefechtsköpfe zu verschleiern).
Die neuen U-Boote sind ein Machtgewinn für China, weil sie schwer zu entdecken und schwer zu zerstören sind – eine typische Zweitschlagwaffe. Ihre Anwesenheit dürfte aber auch in naher Zukunft ganz praktische Folgen für die Kommunikation zwischen China und anderen Staaten haben – zum Beispiel im Südchinesischen oder Ostchinesischen Meer, wo chinesische Schiffe und Flugzeugen denen der USA gefährlich nahe kommen und das Risiko von Zusammenstößen bestand und besteht. Da stellt sich die knifflige Frage, ob die Chinesen ihre schwerbewaffneten U-Boote tatsächlich unter Kontrolle haben werden …
Haben die Chinesen das unter Kontrolle?
Als Robert Gates, damals US-Verteidigunssekretär, 2010 in China weilte und währenddessen „zufällig“ der Testflug des Tarnkappenjets J-20 stattfand, meinte er, selbst Staatschef Hu Jintao sei von der Aktion überrascht gewesen – was bedeutete, dass Hu sein Militär nicht im Griff hatte.
Heutzutage hat Xi Jinping offiziell das letzte Wort über Chinas Streitmacht. Um zu vermeiden, dass jemand mit den Atom-U-Booten sein eigenes Süppchen kocht, muss ein Kommunikationssystem mit Codes sicherstellen, dass das Kommando für einen potentiellen Raketenabschuss von niemand anderem als von ihm kommt. Werden die Chinesen das hinkriegen?
„China wird seinen Gegnern versichern müssen, dass seine U-Boote stets unter ‚positiver Kontrolle‘ sind“, meinte Malcolm Davis, ein australischer Professor für Westlich-Chinesische Beziehungen zu Bloomberg. Die USA, Großbritannien, Frankreich und Russland hätten solche Kommunikationssysteme um die positive Kontrolle ihrer U-Boote auch auf See und unter Wasser sicherzustellen. Der Abschreckungsfaktor der nuklear bewaffneten Boote steige mit dieser Zusicherung. „Solche Zusicherungen werden jedoch wahrscheinlich nur auf der höchsten militärischen Ebene bei Meetings hinter verschlossenen Türen gemacht werden“, so Davis. In allen weiteren Belangen wird die Kapazität von Chinas Atomstreitmacht wohl weiterhin ein Staatsgeheimnis bleiben.
Chinas Staatsmedien schlachten die Story aus
Der Bloomberg-Bericht schlug Wellen in internationalen Medien und auch australische und japanische Medien berichteten ausführlich über Chinas schwimmende Raketen-Basen.
Chinas Staatsmedien nahmen dies zum Anlass, auf die USA zu schimpfen: Die Global Times veröffentlichte zwar kein Dementi der U-Boot-Story, beschwerte sich jedoch lang und breit, welch schlechtes Image die Amerikaner hier China wieder verpassen wollten, in dem sie behaupteten, man erschüfe weltweit nukleare Bedrohungen. Der Artikel diente dazu, chinesichen Patriotismus und Hass auf Amerika zu schüren – und erntete prompt solche Kommentare. Hinter der gespielten Empörung der Global Times verbarg sich jedoch auch die Propaganda-Botschaft ans eigene Volk: „Schaut, wie toll unser Waffenprogramm ist, die ganze Welt hat Angst vor uns!“
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