Twitter-Chef Dorsey: Sperrung von Trumps Konto schafft „gefährlichen“ Präzedenzfall und fördert Spaltung
Twitter-Chef Jack Dorsey hat sich hinter die Sperrung des Twitter-Kontos von US-Präsident Donald Trump gestellt, aber zugleich auch von einem „gefährlichen“ Präzedenzfall gesprochen. Twitter habe damit zwar die richtige Entscheidung getroffen, schrieb Dorsey am Mittwoch in einer Serie von Tweets, zugleich werde damit aber ein Präzedenzfall geschaffen, den er als „gefährlich“ empfinde.
„Diese Maßnahmen zu ergreifen, spaltet die öffentliche Diskussion. Sie spalten uns. Sie begrenzen das Potenzial für Klärung, Wiedergutmachung und Lernen. Und sie schaffen einen Präzedenzfall, den ich für gefährlich halte: die Macht, die eine Einzelperson oder ein Unternehmen über einen Teil der globalen öffentlichen Konversation hat“, schrieb Dorsey auf Twitter.
Am Mittwoch kündigte auch der bei Jugendlichen beliebte Onlinedienst Snapchat an, den scheidenden US-Präsidenten dauerhaft von der Plattform zu verbannen. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur „AFP“ verwies das Unternehmen auf Trumps „Versuche, Falschinformationen und Hassbotschaften zu verbreiten und zu Gewalt anzustiften“. Dies sei ein klarer Verstoß gegen die Snapchat-Richtlinien.
Twitter verbannte Trump am 8. Januar dauerhaft von seiner Plattform, zwei Tage nachdem ein Mob in das US-Kapitol eingebrochen war. Dies geschah während einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses, die einberufen wurde, um die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen 2020 zu überprüfen und zu bestätigen. Das Unternehmen behauptete, dass Trump zu der Gewalt angestiftet habe.
Der Schritt wurde von führenden Politikern der Welt kritisiert, darunter die Präsidenten von Frankreich und Deutschland. Trump warf Twitter vor, mit den Demokraten zu konspirieren. Auch Facebook und YouTube haben Trumps Konten entfernt. Die Konzerne Apple, Google und Amazon gingen indes so weit, die Twitter-Alternative Parler vom Netz zu nehmen. Sie ist bekannt für freien Meinungsaustausch und wird vornehmlich von Konservativen genutzt.
„Destruktiv für den edlen Zweck und die Ideale des offenen Internets“
Dorsey schrieb weiter auf Twitter, er sei nicht „stolz“ auf die Sperre von Trump. Die Sperrung eines Twitter-Kontos habe „reale und erhebliche Konsequenzen“, erklärte er. Obwohl es „klare und offensichtliche Ausnahmen“ gebe, empfinde er ein Twitter-Verbot auch als „Scheitern“ des Unternehmens, für eine „gesunde“ Gesprächsatmosphäre auf der Plattform zu sorgen.
„Nach einer klaren Warnung, dass wir diese Maßnahme ergreifen würden, trafen wir eine Entscheidung. Dies geschah mit den besten Informationen, die wir hatten, basierend auf Bedrohungen der physischen Sicherheit auf und außerhalb von Twitter. War dies korrekt?“, schrieb Dorsey auf Twitter.
Er glaube, dass dies „die richtige Entscheidung für Twitter war. Wir sahen uns mit einem außergewöhnlichen und unhaltbaren Umstand konfrontiert, der uns dazu zwang, alle unsere Maßnahmen auf die öffentliche Sicherheit zu konzentrieren. Offline-Schäden als Folge von Online-Rede sind nachweislich real und das, was unsere Politik und Durchsetzung vor allem antreibt.“
Dorsey merkte an, dass der Vorfall wie ein Kontrollcheck für sein Unternehmen gewirkt hat, wie Nutzer zum Schweigen gebracht werden können. Mit der Schließung der Social-Media-App Parler für freie Meinungsäußerung habe sein Unternehmen nicht mehr direkt etwas zu tun.
„Ich glaube nicht, dass dies koordiniert war. Wahrscheinlicher ist: Die Unternehmen zogen ihre eigenen Schlüsse oder wurden durch die Aktionen anderer ermutigt“, schrieb Dorsey. „Für den Moment mag diese Dynamik angebracht sein, aber auf lange Sicht ist das destruktiv für den edlen Zweck und die Ideale des offenen Internets. Wenn ein Unternehmen eine geschäftliche Entscheidung trifft und moderiert, hat das einen anderen Charakter als wenn eine Regierung einen Zugang entfernt. Beides kann sich aber ähnlich anfühlen.“
Anspielung auf Globalismus
Dorsey beendete den Post, indem er für die Kryptowährung Bitcoin warb und auf den Globalismus anspielte.
„Alles, was wir in diesem Moment lernen, wird unsere Bemühungen verbessern und uns dazu bringen, das zu sein, was wir sind: eine Menschheit, die zusammenarbeitet“, schrieb der CEO.
Twitter hatte nach den Vorfällen in Washington, D. C. auch mehr als 70.000 Konten gelöscht, die in Verbindung zur QAnon-Bewegung stehen.
Nach dem Löschen von Trumps Twitter-Account fielen die Aktienkurse des Tech-Giganten um über 12 Prozent und entfernten fünf Milliarden US-Dollar von seinem Marktwert.
Der Aktienkurs hat sich bis heute nicht erholt. (nmc)
(Mit Material von The Epoch Times USA)
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