Tunesien-Reisewarnung: Deutschland folgt nicht britischem Beispiel
„Zur Zeit gibt es keine Reisewarnung, aber sehr ernstzunehmende Reise- und Sicherheitshinweise, die insbesondere den Hinweis enthalten, sich aktuell informiert zu halten“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Nach seiner Schätzung machen derzeit „eine hohe vierstellige oder niedrige fünfstellige Zahl“ an deutschen Touristen in Tunesien Urlaub.
Großbritannien hatte tags zuvor eine Reisewarnung ausgesprochen. Rund 3000 Briten in Tunesien wurden zur Ausreise aufgefordert. Ein weiterer terroristischer Anschlag gegen Briten sei „hochwahrscheinlich“, sagte Außenminister Philip Hammond.
Britische Reiseveranstalter wollten am Freitagabend damit beginnen, die Touristen nach Hause zu fliegen. Geplante Urlauberflüge nach Tunesien wurden gestrichen. Vor zwei Wochen waren bei einem islamistisch motivierten Terroranschlag nahe der Touristenhochburg Sousse 38 Menschen getötet worden, darunter 30 Briten.
In in der tunesischen Provinz Gafsa wurden am Freitag bei Zusammenstößen von Sicherheitskräften und Extremisten fünf Menschen erschossen, wie das tunesische Innenministerium mitteilte. Nach Informationen des Radiosenders Mosaique FM handelt es sich bei den Opfern um Extremisten.
Nach Angaben des Innenministeriums in Tunis hat die Polizei seit der Attacke von Sousse am 26. Juni rund 8000 Operationen gegen Extremisten gestartet. 15 000 junge Tunesier seien an der Ausreise gehindert worden, weil sie verdächtigt wurden, sich an bewaffneten Konflikten beteiligen zu wollen.
Tunesiens Botschafter in Großbritannien, Nabil Ammar, verurteilte die Reisewarnung. „Das ist das, was Terroristen wollen“, sagte er der BBC am Freitag. Hotels müssten schließen, Menschen würden arbeitslos. „Hoffnungslosigkeit ist eine Quelle von Terrorismus“, sagte der Diplomat.
Das Auswärtige Amt in Berlin hat bislang keine generelle Reisewarnung für Tunesien herausgegeben, rät aber von Reisen in bestimmte Landesteile ab. Dazu gehört beispielsweise die Gebirgsregion nahe der algerischen Grenze. Im Westen des Landes sei jenseits der Hauptverkehrsrouten generell besondere Vorsicht anzuraten, heißt es. Das Auwärtige Amt rät auch von Touren oder organisierten Fahrten in den Süden und insbesondere die Wüstenregionen ab, wegen des bestehenden Risikos von Entführungen.
(dpa)
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