Türkische Notenbank senkt Leitzins radikaler als erwartet
Trotz einer sehr hohen Inflationsrate hat die türkische Notenbank ihren Leitzins drastisch gesenkt. Sie gibt damit offenbar dem Druck von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nach.
Der glaubt entgegen der allgemeinen Lehrmeinung, die unter einer hohen Inflation leidende Wirtschaft des Landes mit niedrigeren Zinsen ankurbeln zu können. Wie die Notenbank nun am Donnerstag in Ankara mitteilte, wird der Leitzins um 2,0 Prozentpunkte auf 16,0 Prozent reduziert. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einer Senkung auf 17 Prozent gerechnet.
Lira auf Rekordtief
Die türkische Lira geriet erheblich unter Druck und fiel zum US-Dollar und zum Euro jeweils auf Rekordtiefs. Die türkische Lira hat zum Dollar in diesem Jahr um über 20 Prozent nachgegeben. Der Euro stieg erstmals auf mehr als 11 Lira. Die Kurse von türkischen Staatsanleihen gerieten stark unter Druck. Die türkischen Aktienmärkte drehten ins Minus.
Nach der Zinssenkung liegt der Leitzins noch deutlicher unter der hohen Inflationsrate. Diese hatte im September bei 19,58 Prozent betragen. Damit ist der Realzins, also der Leitzins abzüglich der Inflation, negativ.
Ökonomen sind sich einig, dass die aktuelle Lage eher für Zinserhöhungen spreche. Anlagen in türkischen Vermögenswerten werden jetzt für Anleger noch unattraktiver. Dies setzt auch die türkische Währung unter Druck. Die schwache Lira heizt die Inflation zusätzlich an, da importierte Güter teurer werden.
Staatspräsident Erdogan hatte zuletzt gleich drei Notenbanker entlassen, mit deren Geldpolitik er nicht einverstanden war. Der aktuelle Notenbankchef Sahap Kavcioglu ist erst seit März im Amt, nachdem der Vorgänger Naci Agbal wegen Zinserhöhungen entlassen wurde.
Kavcioglu ist mittlerweile der vierte Notenbankchef seit 2019. Alle seine Vorgänger waren letztlich in Ungnade gefallen, weil sie den von Erdogan präferierten Kurs einer lockeren Geldpolitik nicht mitgetragen haben. (dpa/dl)
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