Türkei trocknet Irak im „Krieg ums Wasser“ aus – Weitere Migrationswelle befürchtet
Die Dürreperiode erhitzt nicht nur die Gemüter von Landwirten in Deutschland, sondern auch die der Landwirte im Irak.
Wegen sozialer Missstände und Armut finden im Irak derzeit in mehreren Städten Proteste statt. Die Landwirte haben sich den Demonstrationen gegen die Regierung nun auch angeschlossen, berichtet „Heise Online“. Die Proteste hätten sich innerhalb des Landes von Basra auf weitere Städte wie Kerbela und Bagdad ausgeweitet.
Der Irak ist das Land mit den zweitgrößten Erdölexporten, dennoch komme bei der Bevölkerung wegen Korruption kaum etwas davon an, so die Zeitung. Circa ein Viertel der Bevölkerung leide unter Armut.
Die Landwirte protestierten gegen die Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums in der Provinz Diwaniyah aufgrund der anhaltenden Dürre und des geringen Wasserstands der Flüsse Tigris und Euphrat den Reisanbau zu stoppen. Das gleiche gelte für Getreide, Baumwolle, Sonnenblumen und Bohnen, so dass die Bauern um ihre Existenz fürchteten.
Viehhaltung sei wegen Wassermangels kaum mehr möglich. Viele Tiere würden verdursten und nur Viehhalter, die auf bewässerte Gebiete ausweichen könnten, hätten die Möglichkeit zu überleben.
Grund für das Ausmaß der landwirtschaftlichen Krise ist jedoch nicht nur die Dürreperiode allein, sondern vielmehr der Krieg ums Wasser zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak. Bereits 2009 in einer Zeit vermehrter Regen- und Schneefälle berichtete der „Tagesspiegel“ über die Problematik. Bei einem Regierungstreffen im selbem Jahr in der türkischen Hauptstadt Ankara beklagte der damalige irakische Wasserminister Abdüllatif Raschid eine Flüchtlingsbewegung aus seinem Land wegen Wasserknappheit.
Die Quelle von Euphrat und Tigris liegt in der Türkei. Laut Einschätzung von Florian Röter in „Heise Online“ wird sich die Situation weiter zuspitzen, sobald die Türkei das Südostanatolien-Projekt (GAP) fertiggestellt hat, zu dem auch der Ilisu-Damm gehört.
Die Türkei lässt zurzeit 22 Staudämme sowie 19 Wasserkraftwerke und Bewässerungsanlagen am Euphrat und Tigris bauen, wodurch die Türkei noch bessere Kontrolle über das Wasser bekommt. Laut Röter könnte die Türkei diese Kontrollmechanismen als Druckmittel für eigene Interessen gegen Syrien und den Irak benutzen.
Zudem wird davon ausgegangen, dass durch die Staudämme noch weniger Wasser über die Flüsse nach Syrien und den Irak kommt als bisher.
Obwohl in einer „Erklärung der Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen“ von 1972 jedem Land, die Ausbeutung der eigenen natürlichen Ressourcen zusichert wird, ist darin aber auch geregelt, dass dieses nur gilt, so lange der Umwelt anderer Staaten nicht geschadet wird. Die Türkei bleibt davon jedoch unbeeindruckt und pocht weiterhin auf Souveränität im Umgang mit ihren Wasserressourcen.
Laut Heise könne der Krieg ums Wasser in dieser Region neue Migrationsbewegungen nach sich ziehen. Ohne ausreichende Trinkwasserversorgung und gesicherte Landwirtschaft sei ein Leben in dieser Region kaum mehr erträglich. (nh)
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