Abgesetzter pro-kurdischer Bürgermeister zu fast 20 Jahren Haft verurteilt

Der Bürgermeister der Stadt Hakkari in der südöstlichen Türkei wurde wegen „Terrorismus“ zu 19 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Erst vorgestern ist er abgesetzt worden. In der Stadt Hakkari gab es Proteste.
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Kurden-Demo: Tausende protestieren im Jahr 2018 in Köln gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien.Foto: Marius Becker/dpa
Epoch Times5. Juni 2024

Nur zwei Tage nach seiner Absetzung ist der pro-kurdische Bürgermeister der Stadt Hakkari im Südosten der Türkei zu 19 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Das Urteil gegen Mehmet Sıddık Akış sei am Mittwoch wegen „Terrorismus“ ergangen, sagte sein Verteidiger der Nachrichtenagentur AFP. Wie aus von einem Lokaljournalisten im Onlinedienst X veröffentlichten Bildern hervorging, gab es in Hakkari kurz nach dem Urteil Proteste.

Akış, Mitglied der pro-kurdischen Oppositionspartei DEM, war am Montag als erster pro-kurdischer Bürgermeister seit den Kommunalwahlen vom 31. März in Gewahrsam genommen worden.

Im Parlament in Ankara gerieten am Dienstag Abgeordnete der Regierungspartei AKP und der DEM aneinander, als letztere gegen die Absetzung des Bürgermeisters protestieren wollten. In Hakkari gingen Polizisten dem oppositionsnahen Medium „Medyascope“ zufolge mit Gummigeschossen gegen Demonstranten vor.

Angebliche Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei PKK

Akış sprach nach seiner Verurteilung am Mittwoch von einem „politischen Prozess“ und sagte: „Ich bin 53 Jahre alt, ich habe all diese Jahre gekämpft und ich werde weiter kämpfen.“ Akış werden von der türkischen Justiz Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworfen, die er jedoch bestreitet.

Die DEM, die frühere HDP, hatte bei den Kommunalwahlen Ende März in insgesamt 77 türkischen Gemeinden die Kommunalwahl gewonnen. Darunter waren mehrere große Städte des kurdisch geprägten Südostens des Landes, so etwa Diyarbakır, die größte Stadt der Region. Die AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan erlebte bei der Kommunalwahl hingegen ein Wahldebakel.

Erdoğan beschuldigt die HDP, der politische Arm der PKK zu sein. Die HDP weist dies zurück. Gegen die HDP läuft ein Verbotsverfahren, HDP-Abgeordnete schlossen sich zur DEM zusammen. Der frühere HDP-Vorsitzende Selahattin Demirtaş sitzt seit 2016 im Gefängnis, im Mai wurde er unter anderem wegen „Verletzung der Einheit des Staates“ zu 42 Jahren Haft verurteilt. (afp)



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