Trump weist Vorwürfe der New York Times zur späten Reaktion als „Fake News“ zurück
Die Versuchung, die Beschränkungen des öffentlichen Lebens zurückzufahren, ist groß angesichts der wirtschaftlichen Verluste. Aber Virologen warnen: Auch wer zu früh kommt, den bestraft das Leben. Es bestehe das Risiko, dass die Infiziertenzahlen wieder hochschnellen könnten. Der Immunologe und Berater Trumps, Anthony Fauci, hält eine Rückkehr zur Normalität allenfalls schrittweise und mit regionalen Abstufungen für möglich.
Am Sonntag reagierte Trump auf den Vorwurf der New York Times, er habe zu spät auf die heraufziehende Pandemie reagiert. Auf Twitter bezeichnete der US-Präsident den Vorwurf als „Fake News“. Schließlich habe Trump Einreisesperren gegen China verhängt, noch bevor andere darüber diskutiert hätten.
Sorry Fake News, it’s all on tape. I banned China long before people spoke up. Thank you @OANN https://t.co/d40JQkUZg5
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 12, 2020
Expertengremium soll Lockerungen beraten
Das öffentliche Leben in den USA steht wegen der Krise in weiten Teilen still, was der Wirtschaft extrem zu schaffen macht. Ursprünglich hatte Trump eine Rückkehr zur Normalität schon für diese Tage, zu Ostern, in Aussicht gestellt. Aber dann stiegen die Zahlen der Infizierten und Verstorbenen. Mehr als 22.000 Menschen starben bis zum Abend des Ostersonntag im Zusammenhang mit dem Virus.
Trump will die Wirtschaft rasch wieder zum Laufen bringen und voraussichtlich am Dienstag ein Expertengremium vorstellen, das über den Zeitplan für eine Lockerung der geltenden Beschränkungen beraten soll. Fauci warnt vor übereilten Schritten. Möglicherweise könnte der Prozess einer vorsichtigen Öffnung „zumindest auf gewisse Weise“ im kommenden Monat beginnen. Vorhersagen dieser Art seien aber schwierig, und man dürfe nicht vorschnell handeln. Das Eis, auf dem sich Politiker und Experten in der Corona-Krise bewegen, ist immer noch dünn, vieles über das Virus immer noch nicht genau bekannt.
Auf Bitten Trumps werden südkoreanische Firmen erstmals die USA mit Coronavirus-Tests beliefern. Ein erster US-Frachtflug werde am Dienstag von Incheon aus in den US-Bundesstaat Maryland fliegen, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap am Montag unter Berufung auf einen Vertreter des Außenministeriums in Seoul. Wieviele Tests geschickt werden, blieb zunächst offen.
Spanier gehen wieder arbeiten
In Spanien, wo Ostermontag kein Feiertag ist, steht die erste Lockerung der strikten Ausgehbeschränkungen für die fast 47 Millionen Einwohner an. Seit zwei Wochen durfte nur noch zur Arbeit, wer in unverzichtbaren Branchen tätig ist. Ab Montag dürfen die meisten Spanier nun an ihre Arbeitsplätze zurückkehren – die strenge Ausgehsperre, die noch bis mindestens Mitternacht am 25. April gilt, bleibt aber ansonsten bestehen. Privat dürfen die Menschen seit Mitte März nur noch zum Einkaufen und in Sonderfällen vor die Tür.
„Die Pandemie wird kontrolliert. Die Daten werden in den kommenden Wochen dank des wirtschaftlichen Winterschlafes noch besser sein“, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez mit Blick auf die zweiwöchige Zwangspause der Arbeitnehmer. Die positive Tendenz im Kampf gegen das Virus hielt derweil auch über Ostern an. Binnen 24 Stunden wurden knapp 4200 neue Fälle registriert, eine Zunahme um knapp 2,6 Prozent auf insgesamt 166 000 – eine vergleichsweise niedrige Zuwachsrate.
Weniger Todesfälle in Italien
Einen Hoffnungsschimmer gab es auch aus Italien. Dort wurden am Ostersonntag 431 Corona-Tote binnen 24 Stunden registriert. So niedrig war der Anstieg seit längerem nicht gewesen. Insgesamt starben in dem Land seit Februar 19 899 Menschen im Zusammenhang mit der Covid-19-Krankheit, wie der Zivilschutz mitteilte. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg moderat auf 156 363 Fälle (plus gut 4000).
Großbritannien noch nicht am Wendepunkt
Von einem „düsteren Tag“ sprach jedoch der britische Gesundheitsminister Matt Hancock. Die Anzahl der infizierten Verstorbenen hatten am Wochenende die 10.000er-Marke übersprungen. Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer. Viele Experten fürchten, dass das Gesundheitssystem der Krise nicht standhalten werde und Großbritannien schon bald das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land in Europa sein könnte.
Der an Covid-19 erkrankte Premierminister Boris Johnson hat derweil seine schwere Erkrankung überstanden. Er konnte das Krankenhaus verlassen und soll sich nun auf dem Landsitz Chequers erholen. Der 55-Jährige lobte die Mitarbeiter des St. Thomas‘ Hospitals in höchsten Tönen: „Ich verdanke ihnen mein Leben.“
Es wird erwartet, dass er erst in einigen Wochen die Regierungsgeschäfte übernehmen kann. Johnson ist über den Berg, sein Land noch nicht. (dpa/afp)
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