Trump in Wisconsin angekommen – das ist beim Parteitag geplant
Nur einen Tag nach dem Attentat auf Donald Trump ist der frühere US-Präsident zum Parteitag der Republikaner im Bundesstaat Wisconsin gelandet. TV-Aufnahmen zeigten die Maschine Trumps auf dem Rollfeld nahe der Stadt Milwaukee, wo ab Montag der Nominierungsparteitag der Republikaner abgehalten wird.
Trump hatte eigenen Angaben zufolge zunächst erwogen, seine Reise wegen der Ereignisse um zwei Tage zu verschieben. Er habe aber beschlossen, „dass ich nicht zulassen kann, dass ein „Schütze“ oder ein potenzieller Attentäter eine Änderung des Zeitplans oder etwas anderes erzwingt“.
Ein Mann hatte am 13. Juli bei einer Wahlkampfrede Trumps im Bundesstaat Pennsylvania auf den 78-Jährigen geschossen und ihn an der Ohrmuschel verletzt. Bei der Parteiversammlung in Milwaukee soll Trump im Laufe der Woche zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt werden.
Die Attacke in Pennsylvania
Der Schütze war laut der Bundespolizei FBI ein 20 Jahre alter Mann aus Pennsylvania. Er wurde von Sicherheitskräften getötet. Bei seinem Angriff tötete der Schütze einen Familienvater, der als Zuschauer bei der Veranstaltung war. Zwei weitere Teilnehmer wurden schwer verletzt.
Das Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber mitten im US-Wahlkampf löste weltweit Entsetzen aus. Die Attacke schürt auch Ängste vor einer politischen Gewaltspirale in den USA. Der Republikaner Trump will bei der Präsidentenwahl am 5. November den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden herausfordern.
Biden verurteilte die Attacke auf seinen Kontrahenten scharf. Auch etliche hochrangige Vertreter beider Parteien in den USA äußerten sich schockiert.
Was ist überhaupt ein Nominierungsparteitag?
Nach den parteiinternen Vorwahlen in den einzelnen Bundesstaaten müssen sowohl die Demokraten als auch die Republikaner ihr Gesamtergebnis auf nationaler Ebene offiziell bestätigen.
Das geschieht bei den jeweiligen Nominierungsparteitagen. Die Demokraten treffen sich dafür Mitte August in Chicago im Bundesstaat Illinois. Der republikanische Nominierungsparteitag findet dieses Mal vom 15. bis zum 18. Juli in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin statt.
Wieso Wisconsin?
Wisconsin ist ein „Swing State“, der weder den Republikanern noch den Demokraten fest zugerechnet werden kann. Bei der Präsidentenwahl 2020 gewann Biden dort mit 20.000 Stimmen gegen Trump.
Viele lokale Politiker begrüßen Nominierungsparteitage, unabhängig von der eigenen Parteizugehörigkeit, denn sie bringen wirtschaftliche Vorteile mit sich. Der Bürgermeister von Milwaukee ist Demokrat und hat sich aktiv um die Gastgeberrolle bemüht. 2020 sollte dort der Nominierungsparteitag der Demokraten stattfinden – doch die Corona-Pandemie machte alle Pläne zunichte.
Ab heute werden mehr als 50.000 Besucher in Milwaukee erwartet, die Geld für Hotels, Restaurants, Transport und Unterhaltung ausgeben. Es ist ein Riesenspektakel: Die rund eine halbe Million Einwohner zählende Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. Das straffe Sicherheitskonzept wurde lange vor dem Trump-Attentat ausgearbeitet. Die Hauptveranstaltungsorte sind nur mit einer im Vorhinein vom Secret Service erteilten Erlaubnis zu erreichen. Es kommen Metalldetektoren und Spürhunde zum Einsatz.
Neben Politikern, Parteimitgliedern und Pressevertretern reisen auch fliegende Händler, Schaulustige und Demonstranten an. Die wohl wichtigsten Gäste bei jedem Nominierungsparteitag sind aber die Delegierten.
Was sind Delegierte?
Delegierte sind Parteimitlieder, die aus allen 50 Bundesstaaten und sechs Territorien zum Nominierungsparteitag geschickt werden. Basierend auf den Vorwahlergebnissen küren sie den Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei. Das System ist uneinheitlich und äußerst komplex.
Bei den Republikanern gibt es etwa 2.400 Delegierte. Um die Kandidatur zu gewinnen, muss sich ein Bewerber mindestens 1.215 Delegiertenstimmen gesichert haben. Diese Hürde nahm Trump bereits im März. Insgesamt stehen ihm nach Abschluss der republikanischen Vorwahlen mindestens 2.265 Delegiertenstimmen zu.
Müssen die Delegierten für Trump stimmen?
Theoretisch müssen sich nicht alle Delegierten an die Vorwahlergebnisse halten. Da Trump aber in nahezu jedem Bundesstaat klar gegen seine Mitbewerber gewonnen hat und außerdem starke Loyalität genießt, wird nicht mit einer parteiinternen Revolte gerechnet.
Die formelle Nominierung ist für Montag angesetzt. In der deutschen Nacht auf Freitag folgt dann traditionell ein feierlicher Auftritt des frisch gekürten Kandidaten. Als großes Finale hält Trump seine Annahmerede.
Wann wird bekannt, wer Vize werden soll?
Es ist die Frage aller Fragen: Wer wird Trumps „running mate“? Bisher wurde nichts bekannt gegeben. Medien berichten, dass sein Sohn Don Jr. den oder die Vize erst am Mittwoch vorstellen soll. In der jüngeren US-Geschichte wurde der Name meist kurz vor dem Nominierungsparteitag bekanntgegeben.
Was steht noch an?
Bei der Zusammenkunft wollen die Republikaner ihr Parteiprogramm zu Themen wie Abtreibung, Waffenrecht und Religion verabschieden. Auch das Drumherum wird interessant: Es finden Diskussionsrunden, Gottesdienste und andere Events statt, um die Parteibasis zu mobilisieren.
Trumps Verbündete halten Reden. Lobbyisten bietet das politische Großaufgebot eine willkommene Chance zur Einflussnahme. In rechtskonservativen Kreisen verkehrende Celebrities sollen indes den Promi-Faktor heben.
Was ist dieses Mal anders?
Trump kann sich erstmals bei einem Nominierungsparteitag als klarer Anführer der Republikaner präsentieren. 2016 war er noch als Außenseiter angetreten, 2020 hinderte die Pandemie auch die Republikaner an einer Veranstaltung.
Es ist ihm gelungen, die Republikaner hinter sich zu vereinen. Enge Familienmitglieder sowie loyale Anhänger hat Trump in Schlüsselpositionen der Partei installiert. Mitverantwortlich für die Finanzierung und Koordination der Zusammenkunft in Milwaukee ist etwa seine Schwiegertochter Lara Trump. (dpa/red)
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