Trotz kürzlichem Wirtschaftsaufschwung haben Amerikaner Existenzsorgen

Die Amerikaner bekommen die Inflation zu spüren. Sie gehen seltener auswärts essen, nehmen Geld aus ihrer Altersvorsorge, kaufen Medikamente im Ausland und entscheiden sich für billigere Produkte. Experten zufolge könnte diese Lage noch länger andauern.
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Foto: Getty Images/Madalina Vasiliu-Epoch Times/Chung I Ho/Epoch Times/Montage: Epoch Times
Von 22. Mai 2024

Monica Lomax, eine 59-jährige Einwohnerin von Elkridge, Maryland, hat die steigenden Lebenshaltungskosten am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Sie muss sich vorwiegend bei Lebensmitteln und Kleidung einschränken. Jetzt kauft sie vor nur das Nötigste, um über die Runden zu kommen.

Viele Amerikaner wie Lomax verschieben wegen der hohen Inflation größere Lebenspläne. Der Umzug in ein neues Haus, der Kauf neuer Möbel oder die Buchung eines Urlaubs scheinen jetzt in weite Ferne gerückt.

Während sich einige an die Hoffnung klammern, dass sich die Dinge wieder normalisieren werden, befürchten andere, dass die hohe Inflation von Dauer sein könnte.

Eines der größten Probleme

Susan Garland, 47, aus Elkridge, Maryland, ist überzeugt, dass die Inflation eines der größten Probleme des Landes bleibt.

„Wir spüren es definitiv. Wir sind ein Zwei-Kopf-Haushalt. Unsere Lebensmittelausgaben liegen jetzt bei über 100 Dollar pro Woche“, sagte sie der Epoch Times.

Bevor die hohe Inflation einsetzte, lagen ihre Ausgaben für Lebensmittel mehr als zehn Jahre lang bei etwa 70 Dollar pro Woche. Sie und ihr Mann müssen nun ihre Ausgaben für alles einschränken, vom Urlaub bis zum Restaurantbesuch.

Ihr Mann, der Klempner Michael Garland, 53, sagt, dass die meisten Hausbesitzer auch an ihrem Haus sparten, was sich direkt auf sein Einkommen auswirke.

„Wenn sie sich die Dienstleistungen nicht leisten können, rufen sie mich nicht an, was sich auf meine Arbeit auswirkt“, sagt er.

Die jährliche Inflationsrate in den USA ist von ihrem Höchststand von 9,1 Prozent im Juni 2022 auf 3,4 Prozent im April dieses Jahres deutlich zurückgegangen. Sie liegt jedoch immer noch über der von der US-Zentralbank angestrebten Rate von zwei Prozent.

Einige Ökonomen warnen davor, dass die hohe Inflation zur Normalität werden könnte und raten den Amerikanern, sich darauf einzustellen.

Klempner Michael Garland, 53, und Susan Garland, 47, eine medizinische Kodierungsexpertin, nach der Stimmabgabe bei den Vorwahlen in Elkridge, Maryland, am 14. Mai 2024. Foto: Madalina Vasiliu/Epoch Times

Gefahr für den Ruhestand

Hinzu kommt, dass immer mehr Amerikaner vorzeitig auf ihre Ersparnisse aus der privaten Rentenversicherung zurückgreifen, um ihre Grundkosten zu decken oder auf Notfälle zu reagieren.

Laut Daten des Investmentunternehmens The Vanguard Group nahmen 3,6 Prozent der Teilnehmer aus der privaten Rentenvorsorge im vergangenen Jahr eine „Notentnahme“ vor. Im Jahr 2022 waren es noch 2,8 Prozent.

Dieses Problem ist für Rentner besonders gravierend, da sie Gefahr laufen, ihre Ersparnisse aufzubrauchen.

„Obwohl wir insgesamt sehr sparsam sind, scheint das nicht auszureichen“, erklärte KT Hundsen aus Minneapolis gegenüber Epoch Times.

„Mein Mann hat mehrmals Anleihen oder Aktien im Wert von 10.000 Dollar verkauft, um unsere laufenden Rechnungen zu zahlen“, sagte sie.

Sie und ihr Mann würden bereits weniger für Kleidung und Möbel ausgeben und mehr Gemüse und Blumen in ihrem Garten anbauen, um Kosten zu sparen.

„Wir gehen ein- oder zweimal im Monat mit den Enkeln auswärts essen, aber zum Frühstück statt zum Abendessen. Das ist weniger kostspielig“, sagte sie.

Rentner sind auf ein festes Einkommen aus ihrer Privatrente oder durch Sozialhilfe angewiesen. Die Inflation zehrt jedoch ihre Reserven allmählich auf.

Einkommensverlust von 14,2 Prozent

Nach dem jüngsten Bericht vom Boston College werden Rentner mit mittlerem Einkommen zwischen 2021 und 2025 voraussichtlich einen Verlust ihres Vermögens um 14,2 Prozent verzeichnen.

Dennis O’Connor, ein 84-jähriger Pensionär aus Temecula, Kalifornien, sagt, dass es für Rentner schwieriger geworden ist, ihre Ausgaben an die Inflation anzupassen.

„Wie die meisten Senioren mussten wir nicht nur unsere aktuellen Ausgaben anpassen, sondern auch unsere zukünftigen Ausgaben, die schwer vorherzusagen sind“, so O’Connor gegenüber Epoch Times.

Dennis O’Connor und seine Frau Christy O’Connor in ihrem Haus in Temecula, Kalifornien, am 12. Oktober 2022. Foto: John Fredricks/Epoch Times

Vor der jüngsten Preisexplosion war die Inflation in den USA über 40 Jahre lang relativ moderat. Demnach seien die meisten Pensionsfonds nicht auf eine Hochinflation vorbereitet, so O’Connor weiter.

Er und seine Frau geben jetzt weniger Geld für Reisen, Restaurantbesuche und Kinobesuche aus.

„Die Inflation ist viel höher als die 19 Prozent, von denen die Presse spricht. Wir gingen etwa früher regelmäßig in ein spezielles Restaurant zum Mittagessen. Dort sind die Preise um 40 Prozent gestiegen“, sagte er.

„Und das ist noch nicht alles: Die Preise für Haushaltswaren, Geschenke, Werkzeuge und sogar für Hunde- und Vogelfutter sind in die Höhe geschnellt. Es ist beängstigend.“

Verbraucher weichen auf billigere Waren aus

Einem neuen Bericht von Adobe Analytics zufolge greifen die Verbraucher zunehmend zu billigeren Waren, um die Teuerungen im Bereich der Körperpflege, Elektronik, Kleidung, Möbel und Lebensmittel zu bewältigen.

Adobe analysierte die Interneteinkaufsgewohnheiten der Verbraucher vom 1. Januar bis zum 3. April. Die Analyse ergab, dass im Vergleich zu vor fünf Jahren ein erheblicher Anteil der Online-Umsätze auf preisgünstige Artikel entfällt.

Der Verkauf der günstigsten 25 Prozent der Waren stieg am meisten: 96 Prozent Anstieg bei Körperpflegeprodukten, 64 Prozent bei Elektronik und 47 Prozent bei Bekleidung.

Hinzu kommt, dass die Käufer vermehrt zu Eigenmarken greifen, um Geld zu sparen.

„Wenn wir unser Budget einhalten wollen, müssen wir uns auf jeden Fall einschränken. Es gibt viele Lebensmittel, die wir einfach gestrichen haben“, so O’Connor.

Einige Unternehmen beobachten diesen Trend genau und bieten mehr Schnäppchen oder Eigenmarken an.

„Die Kunden kaufen ein, aber sie bleiben vorsichtig, gehen beim Preis runter, wenn sie können, und suchen nach Angeboten“, sagte Andy Jassy, CEO von Amazon, kürzlich.

Obwohl es illegal ist, versuchen Millionen Amerikaner, verschreibungspflichtige Medikamente aus Kanada, Mexiko oder anderen Ländern zu kaufen, um Geld zu sparen.

Laut einer Studie der University of Florida aus dem Jahr 2020 kaufen mehr als zwei Millionen Amerikaner, das heißt 1,5 Prozent, verschreibungspflichtige Medikamente im Ausland.

Im vergangenen Monat ging die jährliche Inflationsrate nach den jüngsten Daten des Arbeitsministeriums von 3,5 Prozent im März auf 3,4 Prozent zurück, was die Möglichkeit von Zinssenkungen bald erhöht und einen Hoffnungsschimmer für die Finanzmärkte darstellt.

Wahlkampfthema Inflation

Am 15. Mai begrüßte US-Präsident Joe Biden den Rückgang der Inflation, räumte aber gleichzeitig ein, dass die Lage noch verbesserungswürdig sei.

„Die Kerninflation ist auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Aber viele Familien haben zu kämpfen und wir müssen noch viel mehr tun“, erklärte Biden auf der Social-Media-Plattform X. Deshalb habe er Pläne zur Senkung der Wohnkosten, zur Senkung der Preise für verschreibungspflichtige Medikamente und zur Senkung der Kosten für Kinderbetreuung.

Die Stimmung in der Öffentlichkeit ist jedoch nach wie vor getrübt. Laut einer Umfrage von „ABC News“/Ipsos sind die Inflation und Wirtschaft zentrale Themen für die kommenden Präsidentschaftswahlen.

Allerdings trauen die meisten Amerikaner dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump in diesen Fragen mehr zu als Biden.

Insgesamt sind die Preise seit Bidens Amtsantritt im Januar 2021 um fast 20 Prozent gestiegen.

Nach Angaben der US-Statistikbehörde stiegen die Benzinpreise um mehr als 55 Prozent, während die Preise für Lebensmittel und Wohnungen um jeweils 21 Prozent in die Höhe geschnellt sind.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Behind Rosy Economic Data, Americans Struggle to Make Ends Meet“. (deutsche Bearbeitung nh)

 



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