Trotz Kritik: Erdogan zeigt erneut Video von Anschlag in Christchurch
Trotz scharfer Kritik aus Neuseeland hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag bei einer Wahlkampfkundgebung erneut ein Video des Anschlags in Christchurch gezeigt. In dem Video, das der rechtsextreme Attentäter am vergangenen Freitag live im Internet übertragen hatte, ist zu sehen, wie er in der Al-Noor-Moschee in Christchurch auf Gläubige feuert, die zum Freitagsgebet versammelt sind.
Erdogan zeigte einen bearbeiteten Ausschnitt des Videos auf einer Großleinwand bei einer live im Fernsehen übertragenen Kundgebung in Eskisehir. Zudem ließ er Ausschnitte aus dem Manifest des Attentäters zeigen, in denen dieser der Türkei und Erdogan droht. Direkt im Anschluss wurde Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu eingeblendet, den Erdogan dafür kritisierte, seinerseits vor Terror aus der islamischen Welt gewarnt zu haben.
Bereits am Montag hatte Neuseelands Außenminister Winston Peters die Verwendung des Videos im Wahlkampf verurteilt. Eine solche Politisierung des Massakers gefährde „die Sicherheit der neuseeländischen Bevölkerung“, kritisierte Peters. Er reist am Freitag nach Istanbul zu einem Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), bei dem über Maßnahmen gegen Islamfeindlichkeit diskutiert werden soll.
Erdogans Äußerungen im Zusammenhang mit dem Anschlag haben auch zu Spannungen mit Australien geführt. Bei einer Feier zum Jahrestag der Schlacht von Gallipoli, in der 1915 auch tausende Australier und Neuseeländer gekämpft hatten, warnte Erdogan, sollten sie die Türkei noch einmal angreifen, werde die Türkei sie wie ihre Großväter „in Särgen zurückschicken“. Australien bestellte daraufhin den türkischen Botschafter ein.
In der Türkei werden am 31. März die Bürgermeister und Stadträte neu gewählt. Obwohl Erdogan selbst nicht zur Wahl steht, tourt er seit Wochen durch die Türkei. Er zeichnet dabei das Bild eines Landes im Kampf ums Überleben und präsentiert sich als Verteidiger der nationalen Einheit gegen innere und äußere Feinde, die es zu spalten suchen. Seit dem Anschlag von Christchurch warnt er zudem vor wachsender Islamfeindlichkeit im Westen. (afp)
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