Frankreich: Trauergottesdienst für vier Geiselopfer – Pfarrer warnt vor allgemeinen Schuldzuweisungen an Muslime

In der südfranzösischen Kleinstadt Trèbes ist mit einem Trauergottesdienst der vier Opfer des islamistischen Anschlags vom Freitag gedacht worden. Der Pfarrer der 5.000-Einwohner-Stadt warnte vor allgemeinen Schuldzuweisungen an Muslime.
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Trauernde gedenken der Opfer der Geiselnahme von Trèbes vor der Saint-Etienne-Kirche. 25. März 2018, Frankreich.Foto: ERIC CABANIS/AFP/Getty Images
Epoch Times25. März 2018

In der südfranzösischen Kleinstadt Trèbes ist mit einem Trauergottesdienst der vier Opfer des islamistischen Anschlags vom Freitag gedacht worden, darunter der als Held gewürdigte Polizist.

An der Zeremonie in der Saint-Etienne-Kirche nahmen am Sonntag auch Vertreter der muslimischen Gemeinschaft teil. Mit Lautsprechern wurde der Gottesdienst auf den von Polizisten gesicherten Platz vor der Kirche übertragen.

Vertreter der muslimischen Gemeinschaft (l.) und andere Trauernde versammeln sich zum Trauergottesdienst in der Saint-Etienne-Kirche. 25. März 2018, Trèbes, Südfrankreich. Foto: ERIC CABANIS/AFP/Getty Images

„Jetzt ist nur die Stunde für Gebet und Mitgefühl“, sagte der Bischof von Carcassonne und Narbonne, Alain Planet. Er forderte die Neugründung einer Gesellschaft, in der solche Ereignisse „nicht mehr möglich“ sind.

Der Pfarrer der 5.000-Einwohner-Stadt Trèbes, Philippe Guitart, warnte vor allgemeinen Schuldzuweisungen an Muslime. Die Menschen müssten lernen, miteinander zu leben. Vor dem Rathaus von Trèbes legten Trauernde weiße Rosen nieder. Für den kommenden Samstag, einen Tag vor Ostern, ist in Carcassonne ein Schweigemarsch geplant.

Menschen verlassen nach dem Trauergottesdienst die Saint-Etienne-Kirche. 25. März 2018, Trèbes, Südfrankreich. Foto: ERIC CABANIS/AFP/Getty Images

Polizist ließ sich für Geisel eintauschen

Ein islamistischer Attentäter hatte am Freitag zunächst in der Stadt Carcassonne ein Auto geraubt und dann in einem Supermarkt in Trèbes mehrere Geiseln genommen. Der Polizist Arnaud Beltrame, der sich gegen eine weibliche Geisel hatte austauschen lassen, starb am Samstag an seinen schweren Verletzungen, wie Innenminister Gérard Collomb mitteilte.

Der Supermarkt, in dem die Geiselnahme stattfand. Foto: ERIC CABANIS/AFP/Getty Images

Der 44-jährige Beamte war von dem Täter, dem in Marokko geborenen Franzosen Radouane Lakdim, niedergeschossen worden. Beltrame soll zusätzlich mit einer nationalen Trauerfeier geehrt werden.

Präsident Emmanuel Macron würdigte den Mut des verstorbenen Polizisten. Der Gendarm habe sein Leben geopfert, um den „dschihadistischen Terroristen“ zu stoppen, erklärte Macron. Im Radiosender RTL äußerte sich der Bruder des verstorbenen Polizisten. „Er hat sein Leben für jemand anderen gegeben“, sagte Cédric Beltrame. „Er wusste sicherlich, dass er praktisch keine Chance hatte.“

25-jähriger Attentäter bekannte sich zum IS

Außer dem 44-jährigen Polizisten tötete Lakdim bei der Angriffsserie einen Rentner, einen Metzger und einen ehemaliger Winzer – ihre Bilder druckte die Zeitung „Le Parisien“ auf ihrer Titelseite. Drei Menschen wurden bei den Angriffen zudem verletzt: der Polizist einer Sondereinheit, ein Gendarm und ein portugiesischer Autofahrer, der am Sonntag weiterhin in Lebensgefahr schwebte. Zuerst war die Rede von 15 Verletzten gewesen.

Der 25-jährige Attentäter wurde von der Polizei erschossen. Er hatte sich als „Soldat“ der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bezeichnet. Ermittler fanden nach eigenen Angaben später bei einer Hausdurchsuchung in Carcassonne ein „handgeschriebenes Testament, in dem er sich zum IS bekennt“, hieß es.

Ein Freund von Lakdim wurde in der Nacht zum Samstag in Gewahrsam genommen, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlerkreisen erfuhr. Der im Jahr 2000 geborene Jugendliche werde der Mitgliedschaft in einer kriminellen terroristischen Vereinigung verdächtigt. Am Freitag hatte die Polizei bereits wegen des gleichen Vorwurfs eine Frau festgenommen, die mit dem Attentäter zusammenlebte.

Collomb: Lakdim war ein Einzeltäter und sei „unerwartet zur Tat geschritten“

Der Angreifer war den Behörden wegen Verstößen gegen das Waffen- und Drogengesetz bekannt. Laut Staatsanwaltschaft war er zudem wegen Verbindungen zur Salafisten-Szene ins Visier der Geheimdienste geraten. Es habe aber keine Anzeichen dafür gegeben, dass er zur Tat schreiten könnte.

Innenminister Collomb sagte, die Sicherheitsbehörden hätten den Mann zwar observiert, hätten aber keine Radikalisierung feststellen können. Der junge Mann sei ein Einzeltäter und „unerwartet zur Tat geschritten“. Die IS-Miliz erklärte über ihr Sprachrohr Amaq, einer ihrer „Soldaten“ sei für den Angriff verantwortlich. (afp)

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