Österreich: Trauermarsch für 14-Jährigen in Villach – Attentäter wollte nach Deutschland
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„Das ist eine Tat, die außergewöhnlich ist. So etwas ist beispiellos in Kärnten“, hatte Polizeisprecher Rainer Dionisio von der Landespolizeidirektion über den Messeranschlag eines 23-jährigen Islamisten in der 65.000-Einwohner-Stadt Villach gesagt. Die Stadt hat eine Trauerwoche ausgerufen, die am Montag begann. Am heutigen Dienstag, 18. Februar, gibt es ab 18.00 Uhr einen Gedenkmarsch mit Kranzniederlegung und anschließendem ökumenischem Gottesdienst. Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sind dabei.
„Der Gedenkmarsch wird von allen Kirchenglocken im Stadtgebiet um 18 Uhr vier Minuten lang eingeläutet, danach setzt sich der Trauerzug auf Höhe Cafè Bernold in Bewegung“, heißt es auf dem Stadtportal. Villachs Bürgermeister Günther Albel: „Mit dieser Trauerveranstaltung möchten wir allen Angehörigen und allen, die Anteil nehmen wollen, die Möglichkeit geben, den Opfern in einem würdigen Rahmen zu gedenken.“ Der SPÖ-Politiker fordert dazu auf, „gemeinsam ein starkes Zeichen der Solidarität“ zu setzen – „und gegen Terrorismus“, so der Bürgermeister.
Auch in der Landeshauptstadt Klagenfurt wird getrauert. Einen Tag nach Villach soll dort ebenfalls ein Trauermarsch mit Gottesdienst stattfinden – als „Zeichen der Trauer und Anteilnahme“, heißt es auf der Stadtseite.
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Gedenken am Tatort in Villach. Hier wurde am 15. Februar 2025 ein 14-jähriger Schüler von einem islamistischen Attentäter ermordet. Fünf weitere Personen wurden teils lebensgefährlich verletzt. Foto: Gerd Eggensberger/APA/AFP via Getty Images
Der „lachende“ islamistische Attentäter
Am Samstag, 15. Februar, kurz nach 16 Uhr, ging Ahmad G., ein syrischer Flüchtling, in der Innenstadt von Villach mit einem Springmesser mit einer Klingenlänge von zehn Zentimetern auf eine Gruppe Passanten los – und stach – laut österreichischen Medien und Zeugenangaben – „lachend“ auf die Menschen ein. Dabei soll der 23-Jährige auch „Allahu Akbar“ gerufen haben. Laut Vernehmungen sei der Plan gewesen, möglichst viele „Männer im wehrfähigen Alter“ umzubringen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur APA beabsichtigte Ahmad G., solange auf Menschen einzustechen, bis die Polizei ihn erschießen würde. Kärntens Polizeidirektorin Michaela Kohlweis bestätigte: Er habe gelacht, als er in die gezückte Dienstwaffe der Polizistin schaute.
Bei dem Attentat wurde ein 14-jähriger Schüler der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) getötet, er verblutete am Tatort. Ein weiterer HTL-Schüler und der Koch eines Lokals wurden lebensgefährlich verletzt, bevor der Täter auf zwei weitere Passanten losging und zustach.
Der Zustand der drei Schwerverletzten auf der Intensivstation, darunter zwei Jugendliche, ist stabil. „Nach aktuellem Stand sind jetzt alle außer Lebensgefahr“, so Markus Kitz, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Klagenfurt. Ein Jugendlicher hatte einen Bauchstich erlitten, eine Verletzung am Oberkörper und ein 32-Jähriger einen Herzstich. In einem Fall erlitt das Opfer einen Unterarmdurchstich. Eines der Opfer ging leicht verletzt aus der Begegnung mit dem Syrer hervor. Von den fünf Überlebenden (15, 15, 28, 32, 36) haben vier die österreichische und einer die türkische Staatsangehörigkeit.
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In der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt gedenken am 17. Februar 2025 Menschen des islamistischen Attentats in der nahen Stadt Villach mit Kerzen. Dort hatte am 15. Februar 2025 ein Syrer wahllos Passanten mit einem Messer angegriffen und einen Teenager erstochen sowie fünf weitere Menschen verletzt. Foto: Gert Eggenberger / APA / AFP via Getty Images
Kampf mit dem Attentäter
Eines der Opfer, das mit dem Unterarmstich, sprach mit dem ORF Kärnten. Demnach war der Angreifer dem jungen Mann rund 20 Meter in den Innenhof des Lokals hinterhergerannt, das er mit einem Kompagnon betreibt. Dann habe er sich entschlossen, sich umzudrehen: „Ich habe mir im Unterbewusstsein gedacht, dass es das war, wenn er einmal zusticht. Deswegen drehe ich mich lieber um, dass ich mich verteidigen oder ihn zur Strecke bringen könnte.“
Dann stach Ahmad G. zu. „Ich habe meine rechte Hand als Schild verwendet, damit er mich nicht an Hals, Brust oder Herz trifft.“ Die Klinge traf auf seinen Unterarm – und durchbohrte diesen komplett. Das Opfer flüchtete durch die Küchentür – und hatte Glück: „Er ist mir, Gott sei Dank, dann nicht nachgelaufen.“
Der Angreifer habe wie ein Teenager gewirkt, aber entschlossen – und er habe es genossen, so der junge Mann. Es habe sich angefühlt, als wäre die Luft stehen geblieben und die Zeit. „Ich habe um mein Leben gekämpft.“
Sein Fazit: Es sei das Falsche, wenn die Bevölkerung jetzt Angst hat, nach draußen zu gehen. Das sei das, was diese Gruppierungen erreichen wollen, „dass wir eingeschüchtert werden“.
„Wir sollten hinausgehen, zu unserer Stadt stehen, zur Bevölkerung – und uns denen nicht beugen.“
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Einen Tag nach dem Messeranschlag vom 15. Februar 2025 in Villach: Menschen trauern an einer behelfsmäßigen Gedenkstätte mit Kerzen und Blumen am Tatort. Hier hatte ein 23-jähriger Syrer wahllos Passanten mit einem Messer angegriffen und einen Teenager erstochen sowie fünf weitere Menschen teils lebensgefährlich verletzt. Foto: Gerd Eggenberger / APA / AFP via Getty Images
Ein mutiger Helfer
Vielleicht wären noch mehr Menschen dem Attentäter zum Opfer gefallen, wenn nicht geistesgegenwärtig ein Essenszusteller den Mann mit seinem Fahrzeug angefahren hätte – noch bevor Polizei und Rettungskräfte vor Ort ankamen. „Ich wollte gerade eine Bestellung in der Lederergasse abholen, als ich das ganze Blut und zwei verletzte Personen am Boden liegen sah“, erklärte Aladeen Alhalabi der „Kronenzeitung“. Der 42-jährige Syrer aus Villach hatte wahrgenommen, dass der Täter „in Richtung Innenstadt“ wollte, aber „da waren Kinder auf der Straße – das konnte ich nicht zu lassen“, so Alhalabi. Er gab Gas und rammte den Angreifer mit seinem Fahrzeug: „Es hat ihn einige Meter weggeschleudert, dann ist er am Boden liegen geblieben.“
Passanten hatten dann sogar angenommen, dass er irgendwie dazugehöre und auf das Auto eingeschlagen. „Die haben gedacht, ich wäre der Böse!“ Später sagte der Mann in einem Videointerview dem ORF: „Ich habe gemacht, was jeder machen muss.“
Der „Krone“ sagte Alhalabi noch: „Ich habe selber Kinder, wir haben alle geweint, weil der 14-Jährige gestorben ist!“ Zu dem Attentäter, ein Landsmann von ihm, sagte der Syrer: „So sind wir nicht! Ich lebe seit Jahren gut integriert hier, und viele andere auch. Ich hoffe, die Menschen vergleichen uns nicht mit dem Täter!“ Er wolle lediglich in Frieden hier leben. Er sei auch kein Held, „Jeder hätte so reagiert!“
In 3 Monaten radikalisiert bis zum Attentat
In den polizeilichen Verhören mit arabischem Dolmetscher soll sich der Ahmad G. eiskalt und ohne Reue gezeigt haben. Auf seinem Handy wurde Propagandamaterial des Islamischen Staates gefunden und ein aufgenommenes Video mit einer „Beitrittserklärung“ zum IS. Das Video wurde noch nicht verschickt. In seinem WG-Zimmer entdeckten die Behörden laut „OE24“ eine offenbar aus Müllsäcken selbst gebastelte IS-Flagge mit Treueschwur.
Der 23-Jährige hatte sich über die chinesische Plattform TikTok radikalisiert. Staatsanwaltssprecher Kitz erklärte, dass sich der Syrer über die TikTok-Videos „das Wissen und die Radikalisierung (…) selber angeeignet“ habe. In seinem Suchverlauf sei die Radikalisierung erst vor drei Monaten zu finden gewesen. Das habe sich dann exponentiell gesteigert bis zum Attentat.
Ahmad G. wollte eigentlich nach Deutschland kommen
Ahmed G. lebte in Villach. Sein Asylstatus galt bis 2028. Er arbeitete als Zeitungsverkäufer und wohnte in einer WG mit zwei anderen Personen, wie Kitz erklärte. Der Syrer war in Österreich zuvor polizeilich unauffällig: keine Vorstrafen, kein Eintrag in der Gefährderliste für Extremisten, unbekannt bei den internationalen Nachrichtendiensten.
In Deutschland soll Ahmed G. jedoch 2024 für vier Tage im Gefängnis gesessen haben, eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen Urkundenfälschung. Weiteres wurde hierzu nicht mitgeteilt.
Bei einer Hausdurchsuchung nach dem Anschlag in der WG wurden auch seine beiden Mitbewohner überprüft – und für unauffällig befunden. Medienangaben zufolge erklärten diese: „Er hat sich in letzter Zeit immer mehr zurückgezogen und mit so gut wie niemandem mehr Kontakt.“
Nach Österreich kam Ahmad G. bereits 2020. Ursprünglich wollte er aber weiter nach Deutschland. Da er jedoch keine Reisedokumente vorweisen konnte, wurde von den deutschen Behörden eine Einreiseverweigerung ausgesprochen, teilte das Innenministerium in Österreich mit. Schließlich wurde dem Syrer in Wien Asyl gewährt. Bald darauf zog er nach Villach, schreibt die Wiener Tageszeitung „Die Presse“.
In einem Videostatement erklärte Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) am 16. Februar, dass er gerade auf dem Rückweg von der Münchner Sicherheitskonferenz war, als ihn die Nachricht ereilte. „Mein tiefes Mitgefühl und meine Gedanken gehören der Familie des grausam ermordeten 14-Jährigen und seinen Freunden und Mitschülern“, sagte der Bundeskanzler – und: „Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Täter in unserer Gesellschaft leben, sie spalten und unsere Einheit untergraben.“ Schallenberg kündigte die „volle Härte des Gesetzes“ an.
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