Trans-Schwimmerin Lia Thomas soll „Frau des Jahres“ werden
Die Universität von Pennsylvania hat die Trans-Schwimmerin Lia Thomas für den Titel „Frau des Jahres 2022“ des amerikanischen Universitätssportverbandes (NCAA) vorgeschlagen. Die Trans-Athletin gewann im März die Uni-Meisterschaften der Damen und entfachte damit die Debatte rund um Transfrauen im Sport. Die Nominierung hat die Diskussion nochmals verschärft.
Das ist „blanker Hohn“, sagte Kentuckys Top-Schwimmerin Riley Gaines in „Tucker Carlson Tonight Show“ auf „Fox News“. Sie ist fassungslos über die Nominierung. „Das ist für uns weibliche Schwimmerinnen ein Schlag ins Gesicht.“
„Wir haben unser ganzes Leben dem Sport gewidmet und jetzt ist er zu etwas verkommen, worüber sich alle lustig machen“, so Gaines. Die Spitzenschwimmerin landete bei den NCAA-Schwimmmeisterschaften mit Thomas auf dem fünften Platz.
Gaines ist eine von wenigen Athletinnen, die sich mit ihrer Kritik an die Öffentlichkeit traut. Vorausgegangen war eine Gesetzesänderung durch den US-Präsidenten Joe Biden Anfang 2021, die Transgender-Frauen die Teilnahme am Frauensport ermöglicht. Wegen ihrer Haltung steht Gaines jedoch unter Befürwortern der LGTB-Bewegung als transfeindlich in der Kritik.
Was im Frauensport aktuell passiere, sei einfach nur „entwürdigend, enttäuschend und falsch“, so Gaines weiter. Es gebe unzählige Frauen, die 90 Prozent ihres Lebens im Schwimmbecken verbracht hätten und hart für ihren Erfolg trainierten.
Thomas schwimme lediglich seit einem Jahr in der Frauenliga. Als biologischer Mann sei sie weit überlegen. Es sei fast so, als träte sie selbst gegen Achtjährige an.
Als Mann nicht konkurrenzfähig
Thomas trat drei Jahre lang bis 2019 aktiv als Mann im Schwimmsport an, damals allerdings weniger erfolgreich. Einem früheren männlichen Teamkollegen zufolge sei Thomas im Männerschwimmen „nicht einmal annähernd“ konkurrenzfähig gewesen. Als Transfrau hingegen sei sie wegen ihres männlichen Körpers jeder Frau weit überlegen, so der Schwimmer gegenüber „Washington Examiner“.
Im Sommer 2018 outete sich Thomas erstmals als „Transgender“ und unterzog sich 2019 einer Hormonsuppression, um ihre Karriere kurz darauf im Frauensport fortsetzen zu können. Durch die Hormonbehandlung habe sie „eine Menge Muskelkraft verloren“, sagte Thomas im „SwimSwam“-Podcast.
„Fox“-Moderator Tucker Carlson wies in seiner Sendung darauf hin, dass es für Männer nun im Schwimmsport ganz einfach sei, per Definition sein Geschlecht zu ändern und dann Karriere im Frauensport zu machen.
Laut dem Journalisten und Buchautor Robby Soave treffe die Teilnahme von Transfrauen im Frauensport nicht nur im konservativen Lager auf Unmut. Viele Demokraten sähen das ebenfalls so. 80 Prozent der Bevölkerung seien dagegen und nur 20 Prozent dafür.
„Keine Bedrohung für den Frauensport“
Thomas sieht Transfrauen hingegen nicht als Bedrohung für den Frauensport. Es gebe viele Faktoren, die in ein Rennen einfließen. Sie persönlich fühle sich erstmals richtig wohl. „Transleute unterziehen sich der Umwandlung nicht wegen dem Sport. Wir machen das, um glücklich zu sein und unser wahres Selbst zu leben“, sagte sie im März.
„Ich wusste, dass man mich unter die Lupe nimmt, wenn ich als Frau antrete. Darauf war ich vorbereitet“, so Thomas weiter. „Aber ich brauche von niemandem die Erlaubnis, ich selbst zu sein und den Sport zu betreiben, den ich liebe.“
Aus für Trans-Schwimmer – offene Wettkampfklasse als Alternative
Thomas größter Wunsch ist es, wie sie gegenüber ABC sagte, eines Tages bei den Olympischen Spielen anzutreten. Doch wird dieser Traum wohl nicht in Erfüllung gehen. Erst jetzt hat der Schwimm-Weltverband Fina seine Richtlinie für die Teilnahme für Trans-Schwimmerinnen geändert.
Demnach sind Transfrauen nur noch startberechtigt sind, wenn sie nicht die männliche Pubertät durchlaufen haben. Das ist bei der jetzigen Gesetzeslage fast unmöglich und kommt insofern einem Wettkampfausschluss gleich.
„Wir müssen das Recht unserer Athleten schützen, an Wettkämpfen teilzunehmen, aber wir müssen auch die Wettbewerbsgleichheit bei unseren Veranstaltungen schützen, insbesondere in der Frauenkategorie“, begründete Fina-Präsident Husain Al-Musallam die Entscheidung. Wie „Zeit“ berichtete könnten andere Verbände nun nachziehen.
Als Trostpflaster will Fina eine offene Wettkampfklasse einrichten, an der Transgender-Athletinnen ohne Einschränkungen teilnehmen können. „Das hat es bisher noch nicht gegeben, also muss die Fina den Weg vorgeben“, so Al-Musallam weiter. Wie genau diese Wettkämpfe aussehen sollen, sei zurzeit noch unklar. Fina will die Durchführbarkeit zunächst prüfen lassen.
Herausragende Leistung im Frauensport
Mit dem Titel „Frau des Jahres“ würdigt der amerikanische Universitätssportverband die akademischen Leistungen, die herausragenden Leistungen im Sport sowie den Dienst an der Gemeinschaft und die Führungsqualitäten von weiblichen College-Athleten.
Die NCAA organisiert den Universitätssport landesweit in den USA und in Teilen auch in Kanada, wodurch der Universitätssport einen viel höheren Stellenwert einnimmt als in den meisten Ländern.
Für die Wahl der „Frau des Jahres 2022“ wird die Jury der NCAA 30 Preisträgerinnen auswählen. Von diesen werden dann neun Finalistinnen bekannt gegeben. Bevor sich das NCAA-Komitee für die Gewinnerin entscheidet, wird es alle Finalistinnen prüfen.
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