Top-CIA gibt in US-Talkshow Lügen zum Irak-Krieg zu

Ein hochrangiger CIA hat in einer US-Talkshow zugegeben, dass der Irak-Krieg von Georg W. Bush auf Lügen basierte. Der Ex-Vizechef des CIA des US-Geheimdienstes musste am 19. Mai vor laufender Kamera einknicken.

Angestoßen wurde die Diskussion durch ein Statement von US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, die kurz zuvor ihre Zustimmung für die Irak-Invasion im Jahr 2003 als Fehler bezeichnet hatte.

Das Interview fand in der Talkshow Hardball auf MSNBC statt. Moderator Chris Matthews nahm Michael Morell, Ex-Vizechef des CIA, zur berüchtigten Aussage des einstigen US-Vizepräsidenten Dick Cheneys in die Mangel.

Cheney hatte im Jahr 2003 behauptet: „Wir wissen, dass er [Saddam Hussein] mit allen Mitteln versuchte, an Atomwaffen zu gelangen. Und wir glauben, dass er tatsächlich wiederaufbereitete Atomwaffen hat.“

Moderator MATTHEWS: War das wahr?
Ex-CIA MORELL: Wir haben gesagt –
MATTHEWS: Können Sie diese Frage beantworten? War das wahr?
MORELL: Das ist nicht wahr.
MATTHEWS: Nun, warum haben Sie ihn damit davon kommen lassen?
MORELL: Sehen Sie, mein Job, Chris –
MATTHEWS: Sie sind der Berichterstatter des Präsidenten zum Thema Geheimdienste, Sie sind der Top-Mann, der zu ihm geht und ihm sagt, was los ist. Sie sehen, wie Cheney die Behauptung macht, dass er eine Atombombe hat und dann machen Sie nachfolgende Behauptungen, dass er wüsste, wie er sie benutzen kann… und niemand hob seine Hand und sagte: “Nein, das ist nicht das, was wir ihm gesagt haben.”
MORELL: Chris, Chris Chris, was ist meine Aufgabe, hm? Meine Aufgabe –
MATTHEWS: Die Wahrheit zu sagen.
MORELL: Mein Job, nein, als Berichterstatter? Als Berichterstatter?
MATTHEWS: Okay, reden Sie weiter.
MORELL: Als Berichterstatter ist es meine Aufgabe, die besten Informationen und Analysen der CIA dem Präsidenten der Vereinigten Staaten vorzutragen und sicher zu stellen, dass er sie versteht. Meine Aufgabe ist nicht, mir anzusehen, was im Fernsehen gesagt wird.

So ging die Diskussion der beiden weiter:

MATTHEWS: Sie haben also den Präsidenten zu den Kriegsgründen unterrichtet, sie haben [dem Volk] den Krieg verkauft, dazu Ihre Informationen verwendet und behauptet, Sie hätten diese Informationen weitergeleitet, obwohl das nicht der Fall war. Ihre Glaubwürdigkeit wurde also benutzt, um auf unehrliche Weise einen Kriegsgrund zu erschaffen, wie Sie gerade zugegeben haben.
MORELL: Sehen Sie, ich sage Ihnen nur –
MATTHEWS: Sie gaben es gerade zu.
MORELL: Ich sage Ihnen nur, was wir sagten –
MATTHEWS: Sie [Bush, Cheney und Co., Anm. d. Ü.] gaben eine falsche Darstellung von dem wieder, was Sie zu ihnen sagten.
MORELL: Bei einigen Aspekten. Bei einigen Aspekten.
MATTHEWS: Das ist eine große Sache! Stimmen Sie zu? Wenn Sie behaupteten, sie [die Irakis, Anm. d. Ü.] hatten eine [Kern-]Waffe, obwohl Sie wussten, dass sie das nicht hatten.
MORELL: Es ist eine große Sache. Es ist eine große Sache.

Hier das Gespräch im Video:

https://youtube.com/watch?v=GUz0wBQcF_w

Dass im Vorfeld des Irak-Krieges gelogen wurde wie gedruckt, speziell über die angeblichen Atomwaffen Saddam Husseins und seine mutmaßlichen Verbindungen zu Al-Qaida, wurde bereits im Jahr 2008 ausführlich analysiert:

935-mal haben US-Regierungsvertreter in den zwei Jahren vor dem Irak-Krieg die Unwahrheit gesagt, wie eine Studie des Center for Public Integrity und dessen Gründer Charles Lewis nachwiesen. Die 935 „Lügen" wurden von acht Top-Politikern der USA geäußert, darunter führten Präsident George W. Bush,

und sein Außenminister Colin Powell mit je 260 und 254 Lügen. Auch Vizepräsident Dick Cheney und Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld logen unverfroren in die Kameras.

Zwölf Jahre nachdem George W. Bush in den Irak mit der Begründung der „präemptiven Selbstverteidigung“ einmarschierte, hat eine große Mehrheit der US-Bevölkerung – im Jahr 2014 waren es 75 Prozent – das Gefühl, dass der Krieg ein Fehler war. (rf)

Quelle: konjunktion.info