Tödlicher Angriff auf CEO von United HealthCare – Deutscher Journalist schockt mit Skandal-Tweet

Der Mord am CEO von United HealthCare, Brian Thompson, hat nicht nur in den USA Wellen geschlagen. In Deutschland sorgt eine Debatte über den Tweet eines öffentlich-rechtlichen Journalisten zur „Todesstrafe für Superreiche“ für einen politischen Eklat. Gleichzeitig rückt das umstrittene US-Gesundheitssystem in den Fokus.
Der stellvertretende Kommissar der New Yorker Polizei, Kaz Daughtry, trifft im Altoona Police Department ein, wo ein Mann mit einer Waffe, die der bei der Ermordung des CEO von UnitedHealthcare, Brian Thompson, verwendeten ähnlich sein soll, in Polizeigewahrsam genommen wurde.
Der stellvertretende Kommissar der New Yorker Polizei, Kaz Daughtry, trifft im Altoona Police Department ein, wo ein Mann mit einer Waffe, die der bei der Ermordung des CEO von UnitedHealthcare, Brian Thompson, verwendeten ähnlich sein soll, in Polizeigewahrsam genommen wurde.Foto: Gene J. Puskar/AP
Von 17. Dezember 2024

Die tödlichen Schüsse auf den CEO des US-Versicherungsunternehmens United HealthCare, Brian Thompson, in New York haben nun auch in Deutschland einen Skandal ausgelöst. Der für den öffentlich-rechtlichen „Deutschlandfunk“ tätige Journalist Nils Schniederjann hatte sich auf X gegen Selbstjustiz ausgesprochen.

Tod des CEO blieb auch in Deutschland nicht unbemerkt

Um diese zu verhindern, regte Schniederjann in einem mittlerweile gelöschten Tweet jedoch an, man könne „über einen Vorschlag des US-amerikanischen Politikwissenschaftlers John McCormick nachdenken“. Dieser laute: „Wiedereinführung der Todesstrafe, aber nur für Superreiche“. Bundestagsvize Wolfgang Kubicki äußerte daraufhin:

„Wer so etwas fordert, ist erkennbar ein Verfassungsfeind und gehört nicht in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“

Der Deutschlandfunk selbst wollte gegenüber der „Welt“ zu der Aussage nicht Stellung nehmen. Der Chefredakteur von „WeltN24“, Ulf Poschardt, hatte Schniederjann auf X dafür scharf kritisiert. Dieser selbst spielte den Ball zurück, indem er darauf hinwies, dass Poschardts Blatt selbst unter dem Titel „Demokratie: Mehr Macchiavelli wagen“ McCormicks Ideen gefeiert habe.

In „Manifest“ beklagte Mangione „Gier und Korruption“

Thompson wurde am Morgen des 4.12. in der Nähe des Times Square aus nächster Nähe erschossen, als er gerade auf dem Weg zum Hilton-Hotel war. Dort sollte er eine Rede vor einer Investorenkonferenz halten. Als Tatverdächtiger verhaftet wurde Luigi Mangione, ein 26-jähriger Absolvent der Ingenieurwissenschaften an der University of Pennsylvania.

Die Mangione-Familie ist in Baltimore vor allem durch ihren Immobilienbesitz bekannt. Zudem soll sie regelmäßig hohe Summen an das lokale Krankenhaus spenden. Die Festnahme des Tatverdächtigen erfolgte BBC zufolge in einem McDonald’s-Restaurant in der Metropole im US-Bundesstaat Maryland.

Eine endgültige Aussage hinsichtlich des Tatmotivs des Verdächtigen haben die Ermittlungsbehörden noch nicht getroffen. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass Mangione gezielt einen Vertreter des größten US-amerikanischen Krankenversicherungssystems treffen wollte. Der mutmaßliche Schütze, der selbst nicht Kunde von United Healthcare gewesen sein soll, hatte ein „Manifest“ bei sich, in dem er „Korruption und Gier“ im US-Gesundheitssystem anprangerte.

Deny, Defend, Depose

Mangione hat der „Daily Mail“ zufolge bereits in seiner Kindheit an Spondylolisthese gelitten. Die Erkrankung hat eine Instabilität der Wirbelgelenke zur Folge. Der Zustand soll sich infolge eines Surfunfalls deutlich verschlechtert haben. Eine Operation, der Mangione sich unterzogen haben soll, kostete Schilderungen aus seinem Bekanntenkreis zufolge tausende US-Dollar.

Ob eine Versicherung sie decken würde, sei unklar gewesen. In jener Zeit könnte sich jedoch jene Wut angestaut haben, die möglicherweise den Tatentschluss des 26-Jährigen begünstigt hat. Auf Kugeln, die er auf Thompson abgefeuert haben soll, standen Berichten zufolge die mit Stift geschriebenen Worte „deny“, „defend“ und „depose“.

Diese drei Begriffe – „bestreiten“, „verteidigen“ und „ablehnen“ – sind der Titel eines 2010 erschienenen Buches des Juristen Jay M. Feinman. In den USA ist es üblich, dass private Krankenversicherer eigenständig prüfen, ob sie die Kostendeckung für Behandlungen ihrer Versicherten übernehmen.

An Aussagen behandelnder Ärzte über deren Indikation sind sie – anders als im europäischen System der gesetzlichen Krankenkassen – dabei im Regelfall nicht gebunden. Kritiker werfen den Versicherern vor, gerade bei kostspieligen Eingriffen gerne auf Zeit zu spielen oder Anträge abzulehnen, um Kosten zu sparen. Ärzte bestätigen diese Einschätzung: Im Vorjahr klagten in einer Umfrage der Ärztevereinigung 84 Prozent der Befragten über Verzögerungen. Regulierungsbehörden und der Kongress versuchen regelmäßig, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen.

United HealthCare liegt mit 8,7 Prozent an abgelehnten Behandlungen unter den Krankenversicherern im Mittelfeld. Allerdings gehören ihr mit 50 Millionen zahlenmäßig viele Kunden an.

Wut statt Anteilnahme gegenüber United HealthCare

Die Reaktionen auf den tödlichen Angriff auf United HealthCare-Chef Thompson in sozialen Medien haben unterdessen für Verstörung gesorgt. Mehrere tausend Nutzer von Diensten wie X oder TikTok haben unverhohlene Sympathie für Mangione oder Schadenfreude über den Tod von Brian Thompson zum Ausdruck gebracht.

Hashtags wie #FreeLuigi trendeten, Fanseiten schossen aus dem Boden, vielfach artikulierten aber auch Bürger ihren Unmut über das US-Gesundheitssystem. Sie klagten über hohe Kosten, wenn Versicherungen die Übernahme verweigern, und warfen Thompson vor, für das Unterbleiben lebensnotwendiger Behandlungen verantwortlich zu sein.

Mit Kosten von 12.555 US-Dollar pro Kopf hatten die USA 2022 das teuerste Gesundheitssystem der OECD. Selbst in Deutschland ist es mit umgerechnet 8.011 US-Dollar deutlich billiger. Qualitativ gehört die Gesundheitsversorgung in den USA zu den besten der Welt. Allerdings haben nicht alle Bürger den gleichen Zugang zu Leistungen.

„Obamacare“ brachte nicht die erhoffte Lösung

Das Krankenversicherungssystem ist komplex, vielschichtig und zersplittert. Es gibt einige öffentliche Programme für einen beschränkten Personenkreis – wie Medicare oder Medicaid auf Bundesebene. Einige Bundesstaaten haben öffentliche Versicherungssysteme geschaffen. Den größten Teil des Systems decken jedoch private Versicherungen ab.

Während deren Lösungen je nach Vertrag und Kosten grundlegendere oder weitreichendere Programme abdecken, bleiben häufig hohe Selbstbehalte oder Zuzahlungen. Viele Krankenversicherungen sind über Arbeitgeber organisiert, Verträge sind häufig kompliziert und mit Fußangeln versehen, es gibt selten freie Arztwahl.

Zuletzt sollen 25 Millionen US-Amerikaner nicht krankenversichert gewesen sein. Der von 2009 bis 2017 regierende Präsident Barack Obama wollte für alle in den USA lebenden Personen einer Krankenversicherungspflicht schaffen. Der „Patient Protection and Affordable Care Act“ hat zwar dazu geführt, dass mehr Amerikaner krankenversichert sind – und das mit gleichen Mindeststandards. Allerdings blieb gerade unter dem Bürger, denen das System zugutekommen sollte, die Zahl der Neuregistrierten geringer als erhofft.

Kritiker wie die Gewerkschaften sahen auch Befürchtungen bestätigt, wonach „Obamacare“ Bürokratie verursache, bestehende Verträge unterminiere und die Kosten durch neue Standards hochtreibe. Auch würden die Vorgaben den Wettbewerb verzerren. Einige Bundesstaaten gingen auch legislativ und gerichtlich gegen die Bundesvorgaben vor.



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