Tod im Gericht: Ägyptens umstrittener Ex-Präsident Mursi gestorben

Ägyptens umstrittener Ex-Präsident Mohammed Mursi ist tot. Das staatliche ägyptische Fernsehen berichtete, er sei während eines Prozesses gegen ihn bewusstlos geworden und gestorben. Mursi wurde 67 Jahre alt.
Titelbild
Mohammed MursiFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times17. Juni 2019

Ägyptens früherer Präsident Mohammed Mursi ist tot. Wie aus Justiz- und Sicherheitskreisen in Kairo verlautete, brach der 67-Jährige am Montag bei einer Gerichtsanhörung zusammen und starb später im Krankenhaus. Der islamistische Politiker war der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens. Er war aber nur ein Jahr an der Macht und wurde nach Massenprotesten im Juli 2013 vom Militär gestürzt. Mursi und tausende andere Islamisten wurden in Massenprotesten verurteilt.

Mursi habe bei der Gerichtsanhörung am Montag 20 Minuten lang vor dem Richter gesprochen, sagte ein Justizvertreter. Dabei habe er sich sehr aufgeregt und sei in Ohnmacht gefallen. Der Ex-Präsident sei schnell ins Krankenhaus gebracht worden, dort aber gestorben. Auch die Internetseite der staatlichen Zeitung „Al-Ahram“ vermeldete Mursis Tod.

Der mit der islamistischen Muslimbruderschaft verbundene Mursi hatte im Frühjahr 2012 die erste Präsidentschaftswahl nach dem Sturz des langjährigen ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak gewonnen. Nach seinem Sturz im Juli 2013 ließ der damalige Armeechef und heutige Präsident Abdel Fattah al-Sisi die Proteste der Mursi-Anhänger mit aller Härte niederschlagen.

Todesurteil wurde aufgehoben

Mursi wurde inhaftiert, vor Gericht gestellt und in mehreren Prozessen zu lebenslanger Haft und weiteren langen Gefängnisstrafen verurteilt. Ihm wurde unter anderem Spionage für den Iran, Katar und die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas vorgeworfen. Ein gegen ihn verhängtes Todesurteil wurde wieder aufgehoben.

In dem Prozess, in dem Mursi im Mai 2015 zum Tode verurteilt wurde, ging es um Gefängnisausbrüche und Gewalt gegen Polizisten beim Aufstand gegen Mubarak 2011. Im November 2016 hatte das ägyptische Kassationsgericht die Todesstrafe aufgehoben und einen neuen Prozess angeordnet. Noch vor dem neuen Urteil starb Mursi nun.

Auch tausende Mitglieder und Anhänger der Muslimbruderschaft wurden festgenommen und in international kritisierten Schauprozessen zum Tode oder zu langen Haftstrafen verurteilt. Hunderte weitere Anhänger der seit Dezember 2013 als Terrororganisation verbotenen Muslimbruderschaft wurden bei Einsätzen der Sicherheitskräfte getötet.

Erdogan würdigt Mursi als „Märtyrer“

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der enge Beziehungen zu Mursi unterhalten hatte, würdigte den früheren Präsidenten als einen „Märtyrer“. Mursis Nachfolger al-Sisi nannte Erdogan einen „Tyrannen“, der sich an die Macht geputscht habe.

Der Westen habe dazu geschwiegen, sagte Erdogan in Istanbul. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte, Mursi sei bei dem Putsch zwar entmachtet worden, „aber die Erinnerung wird nicht ausgelöscht werden“. (afp)



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