TICKER | Russische Staatsmedien: Assad und Familie in Moskau

Mit Damaskus, Aleppo und Homs sind die Aufständischen in drei der wichtigsten Städte Syriens vorgedrungen. Sie haben die Macht im Land übernommen. Die Union erwartet keine zweite große Flüchtlingswelle. Der größte Gewinner wäre die Türkei, erklärt CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen.
Titelbild
Assad und Putin bei ihrem Treffen im Kreml am 24. Juli 2024.Foto: VALERY SHARIFULIN/POOL/AFP via Getty Images
Von 8. Dezember 2024

Die islamistischen Kämpfer von Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Verbände haben den Beginn einer „neuen Ära“ in Syrien verkündet. Das Rebellenbündnis hatte die syrische Hauptstadt zuvor ohne größere Gegenwehr eingenommen. Assad soll geflohen sein, möglicherweise ins Ausland. Im Zentrum von Damaskus kam es zu Jubelszenen, wobei bewaffnete Rebellen und Zivilisten gemeinsam feierten.

Die neuen Machthaber in Damaskus sind bis vor Kurzem aus westlicher Sicht Terroristen gewesen. Auf ihren Anführer al-Dscholani sei nach wie vor ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar ausgesetzt. Alle Entwicklungen vom 8. Dezember hier im Ticker, neuere Nachrichten sind hier zu finden.

 

8. Dezember 2024

21:25 Uhr

Pentagon: US-Kampfflugzeuge bombardieren mehr als 75 IS-Ziele in Syrien

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad haben die US-Streitkräfte am Sonntag dutzende Angriffe auf Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien ausgeführt. Kampfflugzeuge hätten am Sonntag mehr als 75 IS-Ziele im Zentrum Syriens angegriffen, teilte das US-Zentralkommando (Centcom) im Onlinedienst X mit.

Bei den Angriffen seien Kampfflugzeuge vom Typ B-52, F-15 und A-10 zum Einsatz gekommen, hieß es weiter. Wir werden nicht zulassen, dass sich der IS neu formiert und die derzeitige Situation in Syrien ausnutzt“, erklärte Centcom-Befehlshaber Michael Kurilla. „Alle Organisationen in Syrien sollten wissen, dass wir sie zur Rechenschaft ziehen werden, wenn sie mit dem IS in irgendeiner Weise zusammenarbeiten oder ihn unterstützen.“

 

19:57 Uhr

Biden: US-Soldaten bleiben in Syrien

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad bleiben amerikanische Soldaten bis auf Weiteres in dem Land. Das kündigte US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus an und versprach, die USA ließen nicht zu, dass die Terrormiliz IS das Machtvakuum in Syrien nutzen könne, um den eigenen Einfluss wieder auszubauen. Die USA haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums noch rund 900 Soldaten in Syrien stationiert – zum Kampf gegen die Terrormiliz IS in der Region.

Biden betonte, erst in den vergangenen Stunden hätten US-Streitkräfte Präzisionsangriffe auf IS-Ziele in Syrien durchgeführt. „Wir werden wachsam bleiben“, versicherte der scheidende Präsident.

Die US-Regierung werde auch Syriens Nachbarländer, darunter Jordanien, den Libanon, den Irak und Israel, unterstützen, falls in der Übergangsphase eine Bedrohung von Syrien ausgehen sollte, sagte Biden. Er werde in den kommenden Tagen mit Staats- und Regierungschefs in der Region sprechen und hochrangige Beamte dorthin entsenden.

„Dies ist ein Moment erheblicher Risiken und Unsicherheit“, sagte der Demokrat.

19:02 Uhr

Assad und Familie befinden sich offenbar in Moskau

Der entmachtete syrische Präsident Baschar al-Assad und seine Familie sind nach einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass in Moskau eingetroffen. „Russland hat ihnen aus humanitären Gründen Asyl gewährt“, zitierte die Agentur einen Vertreter des Kreml. Details waren zunächst nicht bekannt.

Ferner geht aus dem Bericht hervor, dass Moskau dafür plädiert, Verhandlungen zur Lösung der Lage in Syrien unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen wieder aufzunehmen. Die bewaffnete syrische Opposition würde die Sicherheit russischer Militärstützpunkte und diplomatischer Institutionen in Syrien garantieren, hieß es weiter.

 

18:19 Uhr

Israel: „Wir sind an vier Fronten im Kampfeinsatz“

Israel sieht sich nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad mit einer weiteren Front auf den Golanhöhen zu Syrien konfrontiert. „Seit gestern Abend sind wir an vier Fronten im Kampfeinsatz. Die Bodentruppen kämpfen an vier Fronten: gegen den Terrorismus in Judäa und Samaria, im Gazastreifen, im Libanon, und gestern Abend haben wir Truppen in syrisches Gebiet verlegt“, sagte Generalstabschef Herzi Halevi vor Rekruten.

Judäa und Samaria sind die israelischen Namen für das besetzte Westjordanland. Israel betonte jedoch, dass die Armee sich nicht in die internen Ereignisse in Syrien einmischen werde.

 

17:41 Uhr

Biden berät mit Sicherheitsberatern

Angesichts der Entwicklung in Syrien kommt US-Präsident Joe Biden mit seinen wichtigsten Sicherheitsberatern zusammen. „Der Präsident wird sich heute (…) mit seinem nationalen Sicherheitsteam treffen, um sich über die Lage in Syrien zu informieren“, teilte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Sean Savett, am Sonntag im Onlinedienst X mit.

Die US-Regierung hat bisher zurückhaltend auf die Ereignisse reagiert, während andere westliche Politiker den Sturz Assads begrüßten und eine politische Lösung für die weitere Entwicklung in dem strategisch wichtigen Land anmahnten.

Das US-Militär hat in Syrien rund 900 Soldaten und 2.500 im Irak stationiert als Teil der Koalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die Koalition wurde 2014 gegründet, um die Dschihadisten im Irak zu bekämpfen.

17:25 Uhr

Angriff auf Militärflughafen

Der große Militärflughafen im Westen von Damaskus wurde angegriffen, melden Soziale Medien. Es würde stategische Militäreinrichtung zerstört:

Einigen Berichten zufolge handelt es sich bei der Quelle der Explosionen um einen israelischen Luftangriff auf den Militärflughafen. Im Internet ist ein Foto aufgetaucht, das Rauch aus dem Flughafengelände zeigt, berichtet die Epoch Times Israel.

Heute morgen seien Dokumente der syrischen Rebellen im Flughafengebiet in die Sozialen Netzwerke hochgeladen wurden. Rebellen wurden auch dabei beobachtet, wie sie Häftlinge freiließen, die auf diesem Militärstützpunkt inhaftiert waren.

Gleichzeitig berichtete die Nachrichtenagentur Reuters laut „regionalen Sicherheitsquellen“, dass israelische Flugzeuge Munitionsdepots am Flughafen Holkhola in Darmsyrien angegriffen hätten.

 

17:20 Uhr

Mehrere Gebäude brennen

Nach Angaben von Aktivisten und von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP stehen in Damaskus mehrere Gebäude von Sicherheitsbehörden in Flammen.

Ein AFP-Fotograf sah Flammen in dem Komplex der Sicherheitsbehörden, in dem auch der Militärgeheimdienst seinen Sitz hat.

Auch ein Gebäude der Kriminalpolizei brannte, wie AFP-Fotografen vor Ort berichteten. „Israelische Luftangriffe hatten einen Sicherheitskomplex in Damaskus als Ziel“, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Angaben sind nicht überprüfbar.

Die Beobachtungsstelle führte die Brände auf israelische Luftangriffe in einem Gebiet mit Gebäuden von Sicherheitsbehörden zurück, darunter Geheimdienste, Zoll und ein Armee-Hauptquartier.

Auch bei der Residenz des italienischen Botschafters in Damaskus gab es am Sonntag einen Überfall. Eine „bewaffnete Gruppe“ sei am Morgen in den Garten der Botschafterresidenz eingedrungen und habe drei Autos gestohlen, teilte der italienische Außenminister Antonio Tajani mit. Der Botschafter befinde sich in Sicherheit und arbeite an einem anderen Ort.

 

15:44 Uhr

Ausgangssperre verhängt

Nach der Einnahme von Damaskus haben heute ab 16 Uhr die Rebellen der Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) eine Ausgangssperre bis Montag früh verhängt. Diese solle bis 5:00 Uhr Ortszeit (3:00 Uhr MEZ) gelten, kündigten sie an.

 

15:25 Uhr

Geschwächte Hisbollah ein Grund für den Sieg

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien hofft Israels Premierminister Benjamin Netanjahu auf eine friedliche Koexistenz mit dem Nachbarland.

Netanjahu erklärt: „Dieser Zusammenbruch ist das unmittelbare Ergebnis unseres entschlossenen Vorgehens gegen die Hisbollah und den Iran, die Hauptunterstützer Assads“, sagte er. Er habe eine Kettenreaktion all derer ausgelöst, „die sich von dieser Tyrannei und ihrer Unterdrückung befreien wollen“.

Die „Hand des Friedens“ sei an alle ausgestreckt, die jenseits der Grenze in Syrien leben, sagte Netanjahu am Sonntag. Das gelte etwa für die Drusen, die Kurden, die Christen und die Muslime, die in Frieden mit Israel leben wollten.

„Wenn wir mit den neuen Kräften, die in Syrien entstehen, nachbarschaftliche und friedliche Beziehungen aufbauen können, ist das unser Wunsch.“ Aber wenn das nicht gelinge, werde man alles tun, was nötig sei, um den Staat Israel und seine Grenzen zu verteidigen.

 

13:26 Uhr

Türkei ruft syrische Flüchtlinge zur Rückkehr auf

Die Türkei ruft die Millionen von syrischen Flüchtlinge zur Rückkehr in ihre Heimatgebiete auf. Die Flüchtlinge könnten nun „in ihre Heimat zurückkehren“, sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan am Sonntag beim Doha Forum, einer internationalen politischen Konferenz in Katar.

Es sei nun an der Zeit für die Syrer, „sich zu vereinen und das Land wiederaufzubauen“, betonte Fidan. Die Türkei teilt eine lange Landgrenze mit Syrien und hat fast drei Millionen Flüchtlinge aus dem südlichen Nachbarland aufgenommen.

Fidan rief zugleich zu einer „reibungslosen Machtübergabe“ in Syrien auf. Es müsse energisch „mit dem syrischen Volk“ sowie internationalen Akteuren zusammengearbeitet werden, um „eine gute und reibungslose Übergangsperiode“ sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass Zivilisten „kein weiterer Schaden“ zugefügt werde.

Der türkische Außenminister teilte mit, dass seine Regierung mit Milizen in Syrien in Kontakt stehe, um zu verhindern, dass die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) sowie die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) von dem Umsturz profitierten. „Wir müssen während dieser Übergangsperiode sehr wachsam sein“, warnte er.

 

13:23 Uhr

Empfangshalle des Präsidentenpalastes brennt

In Damaskus ist eine Empfangshalle des Präsidentenpalastes in Brand gesetzt worden. Das berichtete am Sonntag die Nachrichtenagentur AFP aus der syrischen Hauptstadt.

Auch drangen Plünderer in die einige Kilometer vom Präsidentenpalast entfernte Residenz ein, wo der in der Nacht zum Sonntag gestürzte und ins Ausland geflüchtete Assad gewohnt hatte.

Später am Sonntag betraten dann Dutzende Menschen – unter ihnen Frauen und Kinder – den sechsstöckigen Palast, um ihn zu besichtigen und Bilder zu machen. Akten lagen verstreut auf den Treppen, ein gemaltes Porträt Assads lag auf dem Boden, wie ein AFP-Reporter berichtete.

 

13:14 Uhr

Moskau hat „friedlichen Machtwechsel“ angeordnet

Das russische Außenministeriums teilt mit: Assads Machtverzicht seien „Verhandlungen“ zwischen ihm und „einer gewissen Zahl von Teilnehmern an dem bewaffneten Konflikt“ in Syrien vorausgegangen. Russland sei an diesen Verhandlungen nicht beteiligt gewesen.

Anschließend habe Assad das Land verlassen. Man stehe in Kontakt mit allen Fraktionen der syrischen Opposition, so das Außenministerium weiter.

„Wir rufen dazu auf, die Ansichten aller ethnisch-religiösen Kräfte in der syrischen Gesellschaft zu respektieren, und unterstützen die Bemühungen um einen integrativen politischen Prozess auf der Grundlage der vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig angenommenen Resolution 2254.“

Die russischen Militärbasen auf syrischem Gebiet seien zudem „in höchster Alarmbereitschaft“, hieß es weiter. Derzeit gebe es „keine ernsthafte Bedrohung“ für ihre Sicherheit.

Russland galt lange als wichtigster Unterstützer des Assad-Regimes. Nachdem die Rebellen in der vergangenen Woche ihre Offensive gestartet hatten, hielt sich Moskau aber mit der Unterstützung Assads zurück.

 

13:08 Uhr

Scholz hofft auf friedlichen Übergang

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien drängt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf einen friedlichen Übergang.

„Jetzt kommt es darauf an, dass in Syrien schnell Recht und Ordnung wieder hergestellt werden“, sagte er am Sonntag. Alle Religionsgemeinschaften, alle Minderheiten müssten jetzt und in Zukunft Schutz genießen. „Eine politische Lösung des Konflikts in Syrien im Einklang mit Resolution 2254 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ist weiter möglich.“

Man werde die zukünftigen Regenten daran messen, ob sie allen Syrern „ein Leben in Würde und Selbstbestimmung“ möglich machten, Syriens Souveränität gegen „bösartige Einmischung Dritter“ verteidigten und mit ihren Nachbarn in Frieden lebten. Das Ende der Assad-Herrschaft über Syrien wertet Scholz als eine gute Nachricht.

 

12:50 Uhr

Lebt Assad noch?

Syrische Beamte teilten Reuters und anderen Medien mit, dass Baschar-al-Assad tot sein konnte. Eine Maschine der staatlichen Fluggesellschaft Syrian Arab Airlines, eine Iljuschin Il-76, die etwa zum passenden Zeitpunkt in Damaskus abhob, konnte mit Hilfe des Flugradars auf der Webseite Flightradar nachverfolgt werden.

Das Flugzeug flog zunächst Richtung der syrischen Küstenregion, die eine Hochburg der Alawiten ist, denen Assad angehört. Nach einer Kehrtwende und einigen wenigen weiteren Flugminuten verschwand sie von der Landkarte. Möglicherweise wollte diese den russischen Luftwaffenstützpunkt in Latakia erreichen. 

Unter Berufung auf zwei syrische Quellen sagt Reuters, es bestehe „eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass Assad bei einem Flugzeugabsturz getötet wurde“.

Syriens bisheriger Ministerpräsident Mohammed al-Dschalali hat nach eigener Darstellung keinen Kontakt mehr zu Baschar al-Assad. Er habe keine Informationen darüber, wo Assad oder dessen Familie sich aufhalte oder wann Assad Damaskus verlassen habe, sagte Al-Schalali dem Nachrichtensender „Al-Arabija“. Zuletzt habe er direkten Kontakt mit Assad am Samstagabend gehabt, ehe die Aufständischen am frühen Morgen den Sturz seiner Regierung verkündeten.

Die nächsten Schritte in Syrien habe er mit dem Staatschef nicht mehr besprechen können, sagte Al-Dschalali. „Es war uns nicht möglich, die Frage des Dialogs zu besprechen.“ Zum schnellen Vormarsch der Rebellen-Allianz auf Damaskus habe Assad am Abend lediglich gesagt: „Morgen werden wir sehen.“

Al-Dschalali habe aus eigenen „Prinzipien“ entschlossen, in Syrien zu bleiben. Auch die meisten Minister der Assad-Regierung seien noch in der Stadt.

 

12:45 Uhr

Jubelfeiern in Berlin

In Deutschland kam es zu einigen Feiern angesichts des Sturz von Assad. Auch vor der syrischen Botschaft in Berlin waren Landesflaggen zu sehen, Videos in den Sozialen Medien zeigen einiges von den Feiern:

Am Sonntag ist in Berlin-Kreuzberg eine Demo unter dem Motto „Solidarität mit der syrischen Revolution“ geplant.

 

12:40 Uhr

„Reife“ gezeigt

Aus Sicht des Nahost-Experten Fawaz Gerges hat die HTS während ihrer Offensive in Syrien bislang „Reife“ gezeigt.

Der Machtwechsel in Damaskus sei ein Verlust und Rückschlag für den Iran und Russland, die Rivalen der USA, sagte Gerges, der als Professor für internationale Beziehungen an der London School of Economics tätig ist, dem Sender CNN.

Andererseits sei es nicht im amerikanischen Interesse, dass Syrien in Zukunft von einer salafistisch-islamistischen Bewegung regiert werde.

Nach dem Machtwechsel seien unterschiedliche Szenarien in Syrien möglich, sagte Gerges. Einerseits könne es in dem Land sozialen, politischen, religiösen und ethnischen Aufruhr geben, ähnlich wie in Libyen und im Jemen.

Andererseits gebe es in Syrien nach Jahrzehnten der autokratischen und brutalen Herrschaft auch eine Chance der „Heilung“ so Gerges. Dies werde sehr lange dauern. Er habe Hoffnung, weil vor allem die islamistische Opposition bislang versucht habe, alle Gruppen im Land anzusprechen, und die Zerstörung von öffentlichen Einrichtungen bislang vermieden habe.

 

11:52 Uhr

Baerbock mahnt Schutz von Minderheiten an

Außenministerin Annalena Baerbock mahnt die siegreichen Rebellen zum Schutz von Minderheiten. „Das Land darf jetzt nicht in die Hände anderer Radikaler fallen – egal in welchem Gewand“, schrieb sie am Sonntag bei X/Twitter.

Man rufe die Konfliktparteien daher dazu auf, ihrer Verantwortung für alle Syrer gerecht zu werden. „Dazu gehört der umfassende Schutz von ethnischen und religiösen Minderheiten wie Kurden, Alawiten oder Christen und ein inklusiver politischer Prozess, der einen Ausgleich zwischen den Gruppen schafft.“

Wenn die zentralen Akteure von innen und außen im Sinne der Menschen in Syrien handeln, könnte der „seit Jahren ersehnte und zugleich so schwierige Weg zum Frieden“ beginnen. „Die Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrats ist dafür eine Grundlage“, so Baerbock.

Auch die internationale Gemeinschaft sei jetzt gefragt, damit Syrien aus dem Kreislauf von Krieg und Gewalt endlich herauskomme. Man sei dazu „in intensiver Abstimmung“ mit der UNO, den Partnern in EU und Quad sowie regionalen Akteuren und Nachbarn Syriens.

Insgesamt sieht Baerbock das Ende Assads als „erstes großes Aufatmen“ für Millionen von Menschen in Syrien „nach einer Ewigkeit der Gräuel des Assad-Regimes“. Mehrere hunderttausend Syrer seien im Bürgerkrieg getötet worden, Millionen geflüchtet. „Assad hat gemordet, gefoltert, Giftgas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt. Dafür gehört er endlich zur Verantwortung gezogen“, so die Grünen-Politikerin.

 

11:30 Uhr

Innenministerium wartet ab

Das Ministerium von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will keine Voraussagen machen, ob nun weitere Fluchtbewegungen Richtung Deutschland folgen könnten. „Die Bundesregierung verfolgt die sich rasch verändernde Lage in Syrien genau“, sagte am Sonntag eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Ob sich aus dieser Lage Fluchtbewegungen in der Region oder aus der Region hinaus ergeben, ist zur Zeit noch nicht vorhersehbar.“

Eine Prognose wollte das Ministerium auch nicht dazu abgeben, ob nun syrische Flüchtlinge in ihr Herkunftsland zurückkehren oder leichter dorthin abgeschoben werden könnten.

„Welche Auswirkungen die sich verändernde Lage auf die Möglichkeiten von syrischen Flüchtlingen zur Rückkehr in ihre Heimat haben wird, ist ebenfalls nicht vorhersehbar“, sagte die Sprecherin weiter. Die Bundesregierung prüfe schon seit längerem, schwere Straftäter und Gefährder nach Syrien abzuschieben.

Dies sei aber nur möglich, „wenn die Sicherheitslage vor Ort dies zulässt, alle rechtlichen Voraussetzungen vorliegen und tatsächliche Möglichkeiten für die Durchführung von Abschiebemaßnahmen gegeben sind“, fügte die Ministeriumssprecherin hinzu. „In die Prüfung werden die aktuellen Entwicklungen und die Erkenntnisse, die der Bundesregierung zur Sicherheitslage in Syrien vorliegen, einbezogen.“

 

11:28 Uhr

Union rechnet nicht mit neuer Flüchtlingswelle

„Eine zweite große Flüchtlingswelle halte ich zurzeit für unwahrscheinlich, diese haben wir aus Aleppo auch nicht gesehen“, sagte der Außenexperte der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), der „Rheinischen Post“.

Ausgeschlossen werden könne sie aber nicht, „wenn die scheinbar schon laufenden Gespräche zwischen den Gruppen scheitern sollten und der Bürgerkrieg weiter an Intensität zunimmt“, sagte Hardt.

Die Bundesregierung müsse jetzt „angesichts dieser neuen und dynamischen Lage auf eine rasche Abstimmung in der EU über das weitere Vorgehen drängen“. Syrien sei ein Top-Thema für den Europäischen Rat am 19. und 20. Dezember, so der CDU-Politiker. Nun sollte der Friede im Vordergrund stehen.

Andere Staaten sollten den syrischen Gruppen eine Verhandlungsplattform bieten „und ihre Unterstützung beim Aufbau einer neuen syrischen Gesellschaft signalisieren“. Dadurch könne Syrien wieder eine Stabilität und Sicherheit erreichen, „die es den vielen Millionen Syrern im Ausland erlaubt, in ihr Heimatland zurückzukehren und an einem Staat mitzuarbeiten, der ihre Mitwirkung verdient hat“.

 

Röttgen: Größter Gewinner ist die Türkei

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen bezeichnete den Umsturz in Syrien unterdessen als „eine große Befreiung für das Land und die Menschen“. Die „Hölle von Assad“ sei nach 13 Jahren beendet, sagte Röttgen dem „Spiegel“.

Der große Gewinner sei die Türkei. „Erdogan wird versuchen, seinen Erfolg auch innenpolitisch zu nutzen. Er hat ein immenses Interesse daran, dass Syrien nicht zerfällt, um eine Rückführung der drei Millionen Syrer aus der Türkei zu erreichen.“

Ob auch syrische Flüchtlinge aus Deutschland zurückkehren können, sei derzeit zu früh zu sagen, so Röttgen. „Aber es gibt ein Momentum für Stabilität. Europa muss jetzt auf die Türkei zugehen und Kooperationen ausloten.“

Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner äußerte sich vorsichtiger. „Es ist gut, dass das Assad-Regime am Ende ist“, sagte Stegner dem „Spiegel“.

Doch auch die Milizen sind keine Leute, die wir uns wünschen. Es ist zu befürchten, dass sie ihre Versprechen nicht halten werden. Deutschland wird humanitär gefragt sein.“

Zu Forderungen nach einem neuen Migrationspakt mit der Türkei und Rückführungen von syrischen Flüchtlingen zeigte Stegner sich skeptisch. „Schnellschüsse bringen uns nicht weiter“, sagte er. „In Syrien geraten jetzt andere Menschen in Lebensgefahr, Unterstützer vor Assad.“

 

11:25 Uhr

Iranische Botschaft geplündert

In der syrischen Hauptstadt Damaskus ist nach dem Ende der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad offenbar die iranische Botschaft attackiert und geplündert worden.

Die Zeitung „Tehran Times“ berichtete unter Berufung auf den iranischen Außenamtssprecher Esmaeil Baghaei, dass die Diplomaten die Botschaft in Damaskus verlassen hätten, bevor sie gestürmt worden sei. Das Blatt beschuldigte die Assad-feindlichen Milizen, für den Angriff verantwortlich zu sein. Die Anschuldigung konnte AFP zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Baghaei teilte später mit, dass die iranische Regierung die „notwendigen Maßnahmen“ getroffen habe, um für die Sicherheit ihrer Botschaftsmitarbeiter in der syrischen Hauptstadt zu sorgen. Botschafter und Beschäftigte befänden sich in „perfekter Gesundheit“.

Schäden nach der Plünderung der iranischen Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus durch Syrer am 8. November 2024. Foto: Omar Haj Kadour/AFP via Getty Images

„Unbekannte“ hätten nach dem Sturz des vom Iran unterstützten Assad die diplomatische Vertretung attackiert, hieß es in einem am Sonntag ausgestrahlten Bericht des iranischen Staatsfernsehens. Zu sehen waren darin in Damaskus gedrehte Bilder des saudiarabischen Fernsehsenders „Al-Arabija“, welche die Plünderung der Botschaft zeigen sollten.

Syrer plündern die iranische Botschaft in der Hauptstadt Damaskus am 8. November 2024. Foto: Omar Haj Kadour/AFP via Getty Images

 

10:23 Uhr

Drei mögliche Szenarien für die Zukunft

Terrorexporte Peter Neumann geht davon aus, dass der Sturz von Assad „enorme Konsequenzen“ haben könnte – und zwar innerhalb Syriens, regional und global. „Einfach ausgedrückt: Kein Mensch weiß, wie es jetzt weitergehen soll“, schreibt er bei X/Twitter.

Die neuen Machthaber in Damaskus seien bis vor Kurzem aus westlicher Sicht Terroristen gewesen. Auf ihren Anführer al-Dscholani sei nach wie vor ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar ausgesetzt.

Ziel seiner Gruppe sei immer noch ein islamistischer Staat, der „vielleicht nicht ganz so brutal wie beim IS“ sei, „aber Frauen und Minderheiten hätten dort wenig zu sagen“. Der Chefideologe der Gruppe habe kürzlich die Taliban zum „Vorbild“ ausgerufen, so Neumann.

Für die Zukunft Syriens sieht der Experte drei Szenarien: eine Spaltung des Landes in zwei bis drei autonome Provinzen, ein Wiederaufflammen des Bürgerkriegs, oder ein Bürgerkrieg mit anschließender Spaltung.

 

10:18 Uhr

Syrische Rebellen wollen geordneten Machtübergang

Nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad ist die Zukunft des Landes unklar. Das von der Gruppierung Hai`at Tahrir asch-Scham (HTS) geführte Rebellenbündnis und Ministerpräsident Mohammed al-Dschalali wollen nach eigenen Angaben einen geordneten Machtübergang organisieren.

HTS-Anführer Abu Muhammad al-Dscholani kündigte an, dass die staatlichen Institutionen zunächst unter der Führung von al-Dschalali bleiben sollen. Rebellenkämpfer sollten sich öffentlichen Einrichtungen nicht nähern. Zudem seien Schüsse in die Luft verboten. Al-Dschalali plädierte derweil für freie Wahlen in Syrien.

9:41 Uhr

Trump drängt nach Sturz von Assad auf Konsequenzen für Ukraine-Krieg

Der designierte US-Präsident Donald Trump drängt nach dem Sturz von Assad auch auf Konsequenzen für den Ukraine-Krieg. Russland, unter der Führung von Wladimir Putin, sei nicht mehr daran interessiert gewesen, Assad zu schützen, schrieb Trump am Sonntag bei seinem Kurznachrichtendienst „Truth Social.“

„Sie verloren jegliches Interesse an Syrien wegen der Ukraine, wo fast 600.000 russische Soldaten verwundet oder tot sind, in einem Krieg, der nie hätte beginnen dürfen und der ewig weitergehen könnte.“

Russland und der Iran seien derzeit in einem geschwächten Zustand, so Trump. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj würde gerne einen Deal machen und „den Wahnsinn beenden“. Die Ukraine habe „sage und schreibe 400.000 Soldaten und noch viel mehr Zivilisten verloren“, schreibt der künftige US-Präsident. Es sollte einen „sofortigen Waffenstillstand“ und Verhandlungen geben.

Trump schreibt weiter, dass er „Wladimir gut kenne“. Jetzt sei seine Zeit zum Handeln gekommen, wobei auch China helfen könne. „Zu viele Menschenleben wurden unnötig vergeudet, zu viele Familien zerstört, und wenn es so weitergeht, kann es zu etwas viel Größerem und viel Schlimmerem kommen“, so Trump.

 

8:36 Uhr

Aufständische in Syrien rücken auch im Nordosten vor

Zeitgleich zu ihrem Vormarsch auf Syriens Hauptstadt Damaskus rückt das Rebellen-Bündnis auch im Nordosten des Landes vor.

Sie hätten auch Gebiete westlich der wichtigen Stadt Dair as-Saur unter ihre Kontrolle gebracht, sagten die Aufständischen bei einer Ansprache, die im syrischen Staatsfernsehen übertragen wurde. Dieses Gebiet kontrollierten zuvor die syrischen Regierungstruppen mit verbündeten Milizen.

Karte der wichtigsten Städte Syriens. Foto: gemeinfrei. Quelle der Daten „World Factbook der CIA“

Dair as-Saur liegt am Fluss Euphrat und entlang wichtiger Verkehrs- und Versorgungsrouten zwischen dem östlichen und zentralen Teil Syriens. Nahe der Grenze zum Irak sind dort auch die meisten Ölfelder des Landes sowie ein US-Militärstützpunkt.

Gebiete der Stadt werden inzwischen größtenteils von den sogenannten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert, die von Kurdenmilizen angeführt werden.

„Die

Die Rebellen-Allianz in Syrien rückt auch den Nordosten des Landes vor. Foto: Anas Alkharboutli/dpa

8:14 Uhr

Israels Armee verlegt Streitkräfte in Pufferzone zu Syrien

Die israelische Armee hat Streitkräfte in die Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen verlegt. Der Schritt sei „in Übereinstimmung mit der Lageeinschätzung nach den jüngsten Ereignissen in Syrien“ erfolgt, hieß es in einer Mitteilung der Armee.

Es seien Truppen „in der Pufferzone und mehreren anderen für die Verteidigung notwendigen Orten“ positioniert worden. Ziel sei es, „die Sicherheit der Ortschaften auf den Golanhöhen und der Bürger Israels zu gewährleisten“, hieß es weiter.

„Wir betonten, dass die israelische Armee sich nicht in die internen Ereignisse in Syrien einmischt.“ Das Militär werde so lange in der Pufferzone verbleiben, wie dies für die Sicherheit Israels und seiner Bürger notwendig sei.

Israelische Medien hatten berichtet, es seien Panzer in die Pufferzone zu Syrien vorgedrungen. Die „Deutsche Presse-Agentur“ erfuhr von Anwohnern im Ort Kunaitra, israelische Truppen seien wenige Meter in syrisches Gebiet vorgedrungen und hätten einige Schüsse abgegeben. Bis in den Ort Kunaitra seien sie aber nicht vorgedrungen. Die Provinz Kunaitra grenzt an die von Israel annektierten Golanhöhen.

7:23 Uhr

Syrien: Rebellen verkünden Sturz von Assad

In Syrien haben Kämpfer mehrerer Rebellengruppen im Staatsfernsehen den Sturz von Baschar al-Assad bekanntgegeben. In einer am Sonntagmorgen übertragenen Ansprache verlas ein Mitglied einer Menschengruppe unter dem Namen „Einsatzzentrale zur Eroberung von Damaskus“ eine Erklärung.

Kämpfer unter Führung der islamistischen Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten kurz zuvor die Einnahme der Hauptstadt Damaskus und die Flucht von Machthaber Baschar al-Assad verkündet.

Der Einnahme von Damaskus war ein rasanter Vormarsch der Regierungsfeinde vorangegangen, die binnen weniger Tage die Kontrolle über mehrere syrische Großstädte gewonnen hatten.

 

4:54 Uhr

Syriens Ministerpräsident: Sind bereit zur Machtübergabe

Syriens Ministerpräsident Mohammed al-Dschalali ist nach der Flucht von Machthaber Baschar al-Assad eigener Darstellung zufolge im Land geblieben und will bei einem Machtwechsel kooperieren.

„Wir sind bereit, (die Macht) an die gewählte Führung zu übergeben“, sagte Al-Dschalali in einer Videobotschaft, die er laut eigener Aussage in seinem Zuhause aufzeichnete. Über diese Führung müsse das Volk entscheiden. „Wir sind bereit, sogar mit der Opposition zusammenzuarbeiten.“

Mit Material von Agenturen



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