Tichanowskaja: Belarussen werden Lukaschenko „niemals akzeptieren“
Die belarussische Bevölkerung wird sich laut der Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja nicht auf einen Kompromiss einlassen, solange der autoritär regierende Staatschef Alexander Lukaschenko im Amt bleibt. Die Belarussen würden Lukaschenko „niemals“ als Präsidenten akzeptieren, sagte Tichanowskaja am Freitag auf ihrer ersten Pressekonferenz seit ihrer Flucht nach Litauen. Dem Präsidenten müsse klar sein, dass es den Wunsch nach einem Wechsel gebe.
„Ich hoffe, dass der gesunde Menschenverstand überwiegt und der Ruf der Menschen gehört wird, damit es Neuwahlen geben kann“, sagte Tichanowskaja. Bezüglich des Hilfegesuchs von Lukaschenko beim Kreml sagte die Oppositionspolitikerin: „Ich fordere alle Länder der Welt auf, die Souveränität der Republik Belarus zu respektieren.“
Die 37-Jährige plant nach eigenen Angaben, nach Belarus zurückzukehren, „wenn ich mich dort sicher fühle“. Auf die Frage, warum sie nach den Wahlen nach Litauen floh, antwortete sie nicht. „Wir wollen nicht mehr mit Angst und Lügen leben“, sagte Tichanowskaja und rief die streikenden Menschen in Belarus auf, Kontakt mit dem von der Opposition gegründeten Koordinierungsrat aufzunehmen. Tichanowskaja betonte, der Koordinierungsrat wolle einen friedlichen Wechsel der politischen Führung in Belarus erreichen.
Der belarussische Generalstaatsanwalt Alexander Konjuk hatte am Donnerstag strafrechtliche Ermittlungen wegen der Gründung des Koordinierungsrates durch die Opposition angekündigt. Der Rat verstoße gegen die Verfassung, erklärte er.
Lukaschenko will politische Krise „in den kommenden Tagen“ beilegen
Präsident Alexander Lukaschenko kündigte nun an, er will die politische Krise in seinem Land nach eigenen Worten „in den kommenden Tagen“ beilegen. Die Proteste „müssen euch nicht beunruhigen“, sagte Lukaschenko am Freitag in einer Rede vor Arbeitern in der Region Dscherschinsk südlich der Hauptstadt Minsk. „Das ist mein Problem, das ich lösen muss und das wir lösen. Und glaubt mir, in den kommenden Tagen wird es gelöst.“
Der seit 26 Jahren autoritär regierende Staatschef warf den USA vor, die Demonstrationen in Belarus zu „planen und zu bezahlen“. Die Europäer würden „das Spiel mitspielen“.
Lukaschenko zufolge wollen die USA sein Land zusammen mit den drei baltischen Staaten und der Ukraine zu einer „Pufferzone“ gegen Russland machen. Dafür sei ein „spezielles Zentrum“ in der polnischen Hauptstadt Warschau Operation sei im polnischen Warschau eingerichtet worden, behauptete er.
Lukaschenko war bei der Präsidentschaftswahl am 9. August laut dem offiziellen Wahlergebnis mit rund 80 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden, auf Tichanowskaja entfielen demnach nur rund zehn Prozent. Die belarussische Opposition wirft Lukaschenko massiven Wahlbetrug vor. Auch die EU erkennt das Ergebnis nicht an.
Seit der Wahl gehen täglich tausende Menschen auf die Straßen und fordern Lukaschenkos Rücktritt. Die Sicherheitskräfte gingen brutal gegen Demonstranten vor. Hunderte Menschen wurden verletzt, tausende festgenommen, drei Menschen starben während der Proteste. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion