Theaterkrise in Paris: Besetzung durch Flüchtlinge bringt Kulturbetrieb an den Rand des Ruins

Seit über einem Monat wird das Pariser Theater „Gaîté Lyrique“ von rund 250 Flüchtlingen besetzt, die eine dauerhafte Unterkunft und bessere Lebensbedingungen fordern. Während die Flüchtlinge politischen Druck ausüben, geraten das Theater und die umliegenden Geschäfte in finanzielle Bedrängnis.
Titelbild
Zelte für Menschen ohne Papiere, Migranten und Asylbewerber, die in einem Parkhaus in der Nähe des Arc de Triomphe in Paris aufgestellt wurden. Der Ort wurde von der Vereinigung Utopia 56 in eine vorübergehende Nachtunterkunft umgewandelt. Bis zu 70 Menschen können hier pro Nacht unterkommen. (Symbolbild)Foto: EMMANUEL DUNAND/AFP via Getty Images
Von 17. Januar 2025

Selbst einen Monat nach der Besetzung des Theaters „Gaîté Lyrique“ in Paris durch mehr als 250 Flüchtlinge zeichnet sich für deren weitere Unterbringung keine Lösung ab. Die vorwiegend männlichen afrikanischen Asylbewerber befinden sich mittlerweile seit dem 10. Dezember in der Kulturstätte.

An jenem Tag veranstalteten die Betreiber der Einrichtung eine Konferenz unter dem Titel „Die Willkommenskultur für Flüchtlinge in Frankreich neu erfinden“. Die Flüchtlinge waren zur Teilnahme an der Veranstaltung eingeladen. Als diese zu Ende war, nahmen sie dieses Bekenntnis der ausrichtenden Organisation allerdings sehr wörtlich und verharrten in den Räumlichkeiten.

Flüchtlinge seit fünf Wochen im Theater

Mittlerweile befindet sich das Theater, so berichtet die „Daily Mail“, in einer existenziellen Notlage. Aufgrund der Vielzahl an Squattern, die sich seit mehr als fünf Wochen im Gebäude aufhalten, konnten keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Das Theater ist für die Unterbringung der Betroffenen nicht geschaffen. Es gibt vier Toiletten und nur Waschbecken statt Duschgelegenheiten. Die Einrichtung lebte zuvor zu 70 Prozent von eigenen Einnahmen und zu 30 Prozent von Subventionen.

In der Zwischenzeit belaufen sich einem Sprecher zufolge die Verluste durch ausbleibende Ticketverkäufe auf „mehrere hunderttausend Euro“. Auch Geschäfte in der unmittelbaren Nachbarschaft des Theaters klagen über ausbleibende Kundschaft. Das Bistro, das unter anderem Theaterbesucher vor oder nach den Vorstellungen häufig besuchten, beziffert seine entgangenen Einnahmen auf bislang 30.000 Euro.

Die Managerin, selbst Tochter algerischer Einwanderer, äußerte, die Besetzung des Theaters ruiniere ihr Geschäft. Theaterbesucher blieben aus, aber auch Laufkundschaft lasse sich nicht mehr blicken. Das liege auch an Flüchtlingen, die sich auf ihrer Terrasse aufhielten, Joints rauchten und bisweilen aneinandergerieten:

„Die Kunden werden von all diesen jungen Männern abgeschreckt.“

Mitglieder des „Jugendkollektivs“ bestehen darauf, minderjährig zu sein

Die meisten der Flüchtlinge, die aus Ländern wie Guinea stammen, erklären, unbegleitete alleinreisende Minderjährige zu sein. Gegenüber einem Medium der linken Partei „La France insoumise“ (LFI) erklärt Alseny Ba, ein junger Schutzsuchender, er und viele weitere Flüchtlinge hätten seit mittlerweile drei Monaten weder eine sichere Unterkunft noch Zugang zu Bildung oder Gesundheitseinrichtungen.

Um darauf einen Anspruch zu haben, müssten die Jugendlichen sich einer umfassenden Befragung über ihre Person und darüber unterziehen, wie sie nach Frankreich gekommen seien. Mitglieder des „Collectif des Jeunes du Parc de Belleville“, zu dem Ba und viele andere Flüchtlinge gehören, empfanden dies als „rassistisch“.

Wer den Test verweigere, müsse auf der Straße schlafen. Um dies zu vermeiden und Druck auf die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo (PS) auszuüben, habe man das Theater besetzt. Die Jugendlichen fordern Zugang zu Schulen, eine gesicherte Bleibe und die Möglichkeit, Transportmittel in Anspruch zu nehmen.

Politiker in Paris streiten um Unterbringung der Flüchtlinge

Die Präfektur von Paris hingegen erklärt, es handele sich bei den Squattern nicht um unbegleitete alleinreisende Minderjährige. Es handele sich um Personen, die Sozialdienste als Erwachsene anerkannt hätten. Gegen diese Einstufung hätten die meisten von ihnen Berufung eingelegt. Allerdings habe diese keine aufschiebende Wirkung. Man habe vorgehabt, sie in einem Gymnasium unterzubringen, allerdings sei dieses zurzeit noch nicht nutzbar.

Die Regionalverwaltung erklärte Anfang Dezember, es stünden drei Gymnasien als Ersatzquartiere zur Verfügung. Allerdings weigern sich die Mitglieder des Jugendkollektivs, sich nach Erwachsenenrecht behandeln zu lassen und die provisorische Lösung zu akzeptieren. Schützenhilfe bekommen sie dabei von der LFI-Abgeordneten. Sie erklärte am 10. Dezember an die Adresse der Präfektur:

„Diese jungen Leute, die auf der Straße ausgesetzt sind, sind in Gefahr. Es liegt in Ihrer Verantwortung, eine dauerhafte Lösung zu finden.“

Der Stadtrat Aurélien Véron (Die Republikaner) beschuldigt hingegen die Verantwortlichen des seit 17. Dezember geschlossenen Theaters, sich durch die Beherbergung der Flüchtlinge zusätzliche Subventionen erschleichen zu wollen. Er sprach von einer „Instrumentalisierung“ durch linksextreme Gruppen und forderte die Bürgermeisterin dazu auf, ein Notquartier zu organisieren.

 

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion