Terror in Spanien: Attentäter mit Verbindungen ins Ausland
Sechs Tage nach den Anschlägen von Barcelona haben sich in Spanien die Hinweise auf enge Beziehungen der Terrorzelle ins Ausland verdichtet.
In den Trümmern des Hauses der Gruppe im katalanischen Ort Alcanar südlich von Barcelona entdeckte die Polizei unter anderem mehrere Flugtickets, wie Medien am Mittwoch unter Berufung auf Ermittlerkreise berichteten.
Das Haus, in dem die Zelle ihre Taten geplant haben soll, war am vorigen Mittwoch kurz vor den Anschlägen in Katalonien explodiert. Die Flugscheine seien unter anderem nach Brüssel auf den Namen des Imams Abdelbaki Es Satty ausgestellt. Der Imam gilt als Kopf der Terrorzelle. Er starb nach Polizeiangaben bei der Explosion.
Dass Es Satty sich zumindest Anfang 2016 in Belgien aufgehalten hatte, hatte kurz nach den Anschlägen bereits die Staatsanwaltschaft in Brüssel bestätigt. Eine Verbindung des 45-Jährigen zu den islamistischen Anschlägen von März 2016 in Brüssel, bei denen 32 Menschen starben, sei aber nicht bekannt.
Beim Anschlag mit einem Lieferwagen auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas und einer vereitelten Attacke im Küstenort Cambrils wurden am vorigen Donnerstag insgesamt 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Die Terrorzelle gilt inzwischen als zerschlagen. Acht mutmaßliche Terroristen sind tot, gegen drei weitere laufen Ermittlungen, ein vierter Mann wurde vom Ermittlungsrichter am Dienstagabend wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Zeitung „El País“ berichtete am Mittwoch in ihrer Onlineausgabe, mindestens drei der vorwiegend aus Marokko stammenden mutmaßlichen Mitglieder der Terrorgruppe seien in den Tagen vor den Anschlägen in das nordafrikanische Land, aber auch nach Belgien, in die Schweiz und nach Frankreich gefahren oder geflogen. Der Grund dieser Reisen sei den Ermittlern noch nicht bekannt, hieß es.
Kurz vor dem Anschlag von Barcelona waren Verdächtige zwei Tage lang im Großraum Paris. Sie hätten in einem Hotel im Vorort Malakoff übernachtet. Der Grund dieser Kurz-Reise vom 11. bis zum 12. August sei bisher unklar, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins in Paris weiter. Es sei aber nicht darum gegangen, „einen Fotoapparat bei (der Elektronikkette) Fnac zu kaufen“. Untersucht werde unter anderem, ob „die Terroristen“ in Frankreich mit anderen Personen in Kontakt waren. Der Chef-Ermittler sprach von „zwei bis drei“ Verdächtigen, aber das müsse nachgeprüft werden.
Der französische Innenminister Gérard Collomb hatte schon am Dienstag bestätigt, dass ein von der Terrorzelle in Katalonien genutzter Audi A3 im Pariser Großraum geblitzt worden war. Mit dem Wagen waren nach Angaben der spanischen Ermittler fünf der mutmaßlichen Terroristen am vergangenen Freitag im Badeort Cambrils unterwegs.
Wie ein lokaler Imam der belgischen Tageszeitung „De Standaard“ erzählte, übernahm Imam Es Satty von Januar bis März 2016 eine gerade freie Stelle in einer Moschee in Diegem bei Brüssel. Der Marokkaner habe angegeben, in Belgien Arbeit finden zu wollen, sagte Mimoun Aquichouh dem Blatt. Anzeichen dafür, dass der Imam auch in Belgien Jugendliche radikalisierte, gibt es Aquichouh zufolge nicht. In der Moschee in Diegem beten demnach vor allem ältere Männer. Der Mann sei letztlich wegen eines unguten „Bauchgefühls“ seiner Familie wieder weggeschickt worden. Es Satty habe mehrfach ein Führungszeugnis versprochen, dieses aber nie geliefert.
Im Haus in Alcanar wurden nach den Medienberichten auch Papiere, ein Sprengstoffgürtel sowie Material zur Herstellung von Bomben gefunden. Einer der Verdächtigen sagte vor dem Ermittlungsrichter am Dienstag aus, die Gruppe habe auch größere Sprengstoffanschläge in Barcelona geplant. Nach Angaben der Zeitung „El Mundo“ war auch die Basilika Sagrada Familia im Visier der Terroristen. (dpa)
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