Tausende Seiten zu Kennedy-Attentat veröffentlicht – neue Erkenntnisse über Geheimdienstarbeit

Am späten Dienstagabend, 18. März, hat die US-Regierung Tausende weitere Seiten von Dokumenten im Zusammenhang mit der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy (JFK) am 22. November 1963 freigegeben. Präsident Donald Trump hatte die Veröffentlichung zuvor in Aussicht gestellt. In der entsprechenden Verordnung vom 23. Januar hieß es, die Angehörigen und die amerikanische Öffentlichkeit hätten „mehr als 50 Jahre nach diesen Mordattentaten die Wahrheit verdient“.
Die lange Zeit der Geheimhaltung eines erheblichen Teils der Dokumente mit Bezug auf die Ermordung des 35. Präsidenten der USA hatte Vorwürfe der Intransparenz ausgelöst und Verschwörungserzählungen genährt. Präsident Trump wollte mit der aktuellen Veröffentlichung auch Vertrauen in die Institutionen der USA wiederherstellen.
Neben Akten zu JFK auch jene zu MLK und RFK freigegeben
Die wissenschaftliche und journalistische Auswertung der etwa 63.000 Seiten an Informationen, die sich in den knapp 2.200 Links zu einzelnen Dokumenten im US-Nationalarchiv finden, hat erst begonnen. Was sich jedoch bereits andeutet, ist, dass sie nur wenig an neuen Erkenntnissen zur Ermordung Kennedys selbst liefern. Stattdessen bezieht sich ihr Inhalt hauptsächlich auf die Art und Weise der Informationsbeschaffung durch Geheimdienste.
Einige der veröffentlichten Dokumente sind nicht oder nur schwer lesbar. Grund dafür sind schlechte Qualität des Ausgangsmaterials oder inadäquate Scanning-Methoden. Dies könnte weitere Spekulationen über die Vollständigkeit des nun veröffentlichten Materials auslösen.
Neben der Ermordung von JFK hat Präsident Trump auch die Freigabe aller Dokumente bezüglich der Mordattentate gegen Martin Luther King Jr. (+ 04.04.1968) und Robert F. Kennedy (06.06.1968) angeordnet.
CIA betrachtete Sturz des Castro-Regimes als auf Jahrzehnte aussichtslos
Einige zeitgeschichtlich interessante Dokumente finden sich in dem neu veröffentlichten Material. So finden sich Operationspläne mit Blick auf den Umgang mit der Sowjetunion oder Kuba. Man schloss eine Invasion auf Kuba aus, solange das Land Frieden und Sicherheit in der westlichen Hemisphäre nicht bedrohe.
In einer Bestandsaufnahme war auch die Rede davon, dass das Castro-Regime auf Kuba fest im Sattel sitze und es wenig aussichtsreich sei, auf Revolten oder Unruhen zu bauen. Dennoch behielt man sich vonseiten der CIA vor, exilkubanische Gruppen zu unterstützen. Man plädierte dennoch für erhöhten Druck auf Kuba durch verschärfte Sanktionen, Blockaden und „aggressive Sabotage“.
Auch von Isolation, „weiterer Diskreditierung“ und dem Sturz fremder Regierungen durch „politische und psychologische Kriegsführung“ war die Rede. Hinsichtlich eines von Castro behaupteten Komplotts zum Angriff auf ein kubanisches Handelsschiff im Oktober 1963 ordnete die CIA „keinen Kommentar und bei spezifischer Nachfrage ein vollständiges Dementi“ an.
Mutmaßlicher Attentäter hatte Aufmerksamkeit der Dienste auf sich gezogen
Einige Dokumente enthalten auch Anweisungen zur Sammlung und Abspeicherung von Informationen. Unter diesen befindet sich eine Anweisung zur Vernichtung von Dokumenten, um zu verhindern, dass diese in die Hände einer fremden Regierung gelangen.
Was aus einigen Dokumenten hervorgeht, ist, dass Lee Harvey Oswald, dem Bericht der Warren-Kommission von 1964 zufolge alleiniger Attentäter, bereits zuvor unter Beobachtung durch die CIA stand. Oswald soll am Tag der Ermordung des Präsidenten innerhalb von 8 Sekunden drei Schüsse aus einem Repetiergewehr auf diesen abgegeben haben.
Oswald soll demzufolge sogar extensiven Kontakt mit der Geheimdienstcommunity gehabt haben. Europäische Dienste sollen in den Tagen und Monaten vor dem Attentat sogar Tipps an die US-Kollegen gegeben haben, die ihn betreffen.
Oswald: Politischer Wirrkopf mit persönlichen Problemen
Lee Harvey Oswald wuchs in instabilen Verhältnissen auf, zog häufig um und kam früh in Berührung mit dem Jugendstrafvollzug. Psychologen bescheinigten ihm eine Persönlichkeitsstörung mit schizoiden Aspekten und passiv-aggressiven Tendenzen. Eine geplante Anstaltsunterbringung scheiterte an einem weiteren Umzug.
Oswald galt als politischer Wirrkopf. Er versuchte, im US-Militär Fuß zu fassen, gleichzeitig bezeichnete er sich als Marxist-Leninist und entzog sich durch Selbstverstümmelung einer Versetzung auf die Philippinen. Er wurde aus der Armee entlassen und reiste 1959 über Helsinki in die Sowjetunion ein. Dort lebte er erst unter strenger Beobachtung durch die dortigen Geheimdienste.
Die Sowjets hielten von ihm Abstand, weil sie ihn für labil und unzuverlässig hielten. Der KGB attestierte Oswald auch, ein schlechter Schütze zu sein. Nach dem Kennedy-Attentat ging man auch in der UdSSR von einem versuchten Staatsstreich aus. Oswald heiratete eine Pharmabiologiestudentin, die über familiäre Geheimdienstverbindungen verfügte, und zog mit dieser im Jahr 1962 zurück in die USA, nachdem deren Botschaft dies bewilligt hatte. Die Ehe scheiterte jedoch.
Einige Dokumente warten noch auf ihre Digitalisierung
Oswald warf zwar den Sowjets vor, die Lehre von Karl Marx verraten zu haben, er fiel jedoch auch nach seiner Rückkehr in die USA durch die Verbreitung kommunistischer Propaganda auf. Er posierte unter anderem mit einem Gewehr im Hinterhof seines Hauses in Dallas. Mit diesem versuchte er im April 1963, einen ehemaligen Major zu erschießen, der der weit rechten John Birch Society zugeordnet wurde.
Gegenüber der englischsprachigen Epoch Times äußerte ein Beamter des Weißen Hauses, dass einige Dokumente noch auf ihre Digitalisierung warteten. Diese stünden bis dato lediglich im Gebäude des Nationalarchivs zur Einsichtnahme zur Verfügung.
Einige Akten bleiben per Gerichtsbeschluss versiegelt. Diese enthalten persönliche Steuerinformationen oder dienen dem Persönlichkeitsschutz der Mitglieder der Grand Jury, die damals im Zuge der Ermittlungen bestellt worden war. Das Nationalarchiv arbeitet dem Büro des Nationalen Geheimdienstdirektors zufolge mit dem Justizministerium zusammen, um auch deren Entsiegelung zu beschleunigen. Die Sachinformationen in diesen Akten seien bereits seit Längerem der Öffentlichkeit zugänglich und wurden von der Grand Jury gesichtet.
Ursprünglich sollten JFK-Akten bis 2039 geheim bleiben
Insgesamt befinden sich etwa 6 Millionen JFK-bezogene Dokumente in den Archiven. Die meisten wurden aufgrund des President John F. Kennedy Records Acts im Jahr 1992 freigegeben. Darin ordnete der Kongress eine vollständige Offenlegung zur öffentlichen Einsichtnahme bis 2017 an.
Präsident Donald Trump gab einige der Akten während seiner ersten Amtszeit frei, wurde aber von den Geheimdiensten angewiesen, einige Dokumente zurückzuhalten. Einige Dateien blieben mehr oder weniger geschwärzt. Präsident Joe Biden gab mehr als 13.000 Dokumente frei, verzögerte aber zweimal die Freigabe weiterer geheimer Dateien unter Berufung auf nationale Sicherheitsbedenken. Präsident Lyndon B. Johnson hatte ursprünglich eine Geheimhaltung bis 2039 vorgesehen.
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