Tanker nehmen Kurs auf Hafen in den Emiraten – Ex-Diplomat: Weder Iran noch Trump haben Interesse an Krieg
Nach dem mutmaßlichen Angriff auf zwei Tanker im Golf von Oman nehmen die beiden Schiffe Kurs auf die Vereinigten Arabischen Emirate. Die „Kokuka Courageous“ werde in Fudschaira oder Chor Fakkan anlegen, teilte die japanische Reederei Kokuka am Samstag mit. Auch der norwegische Tanker „Front Altair“ ist dorthin unterwegs. Die Debatte über die mutmaßlichen Drahtzieher der Attacken dauerte indes an. Nach den USA beschuldigte auch Großbritannien den Iran.
Auf dem norwegischen Tanker „Front Altair“ und der „Kokuka Courageous“ hatten sich am Donnerstagmorgen im Golf von Oman Explosionen ereignet. Der japanische Tanker hat Methanol geladen. Die hochentzündliche Fracht soll nun in dem Hafen verladen werden.
Iran: USA eine „schwere Bedrohung für die Stabilität“
Die „Front Altair“ wurde nach Angaben der Reederei Frontline inzwischen aus iranischen Hoheitsgewässern geschleppt. Die iranische Nachrichtenagentur Isna meldete, das Schiff steuere ebenfalls das Küstengebiet um die Städte Fudschaira und Chor Fakkan an.
US-Präsident Donald Trump warf dem Iran vor, die beiden Tanker angegriffen zu haben. Er verwies auf ein vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video, das ein Patrouillenboot der iranischen Revolutionsgarden zeigen soll, wie es an einem der Tanker festmacht, um eine nicht explodierte Haftmine vom Rumpf zu entfernen.
Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif wies die Vorwürfe der USA als „gegenstandslos“ zurück. Die US-Regierung beschuldige den Iran, ohne einen „Schnipsel“ Beweise vorzulegen, kritisierte er. Der iranische Präsident Hassan Ruhani bezeichnete die USA als „schwere Bedrohung für die Stabilität“ in der Region.
UN-Generalsekretär will unabhängige Untersuchung
Auch Großbritannien machte den Iran für die Angriffe verantwortlich. Teheran stecke nach Einschätzung seiner Regierung mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ hinter den Attacken, erklärte der britische Außenminister Jeremy Hunt.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief zu einer unabhängigen Untersuchung des Vorfalls auf. Es müsse herausgefunden werden, wer für die Explosionen an Bord der beiden Schiffe verantwortlich sei, sagte Guterres. „Es ist sehr wichtig, die Wahrheit zu erfahren.“ Es sei Aufgabe des UN-Sicherheitsrats, solche Ermittlungen in die Wege zu leiten.
US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan forderte eine gemeinsame Reaktion der internationalen Gemeinschaft, um den Konflikt zu lösen. Ähnlich äußerte sich der japanische Handelsminister Hiroshige Seko. Mit Blick auf die weltweite Energiesicherheit müsse die Weltgemeinschaft eine gemeinsame Antwort finden, sagte Seko.
„Der Konflikt muss institutionalisiert und internationalisiert werden“, sagte auch der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour. Er forderte in der „Passauer Neuen Presse“ vom Samstag eine unabhängige internationale Untersuchung und warnte vor Spekulationen. Er hielt es für möglich, dass sich Kräfte im Iran verselbstständigt hätten oder Mächte wie Saudi-Arabien eine Eskalation befördern wollten.
Ex-Diplomat: Weder der Iran noch Trump haben Interesse an einem Krieg
Derweil äußerte der frühere deutsche Botschafter in Washington, Jürgen Chrobog, Zweifel an den Schuldzuweisungen der USA. Für eine Täterschaft des Iran gebe es keine Beweise, sagte er dem „Deutschlandfunk“.
Er halte die Iraner inzwischen „für vernünftiger, für berechenbarer“ als die USA, sagte der Ex-Diplomat. Zudem gehe Teheran in dem Konflikt ein viel höheres Risiko ein. Das Land sei wirtschaftlich bereits am Boden und die Bevölkerung verarme immer mehr. Durch einen Krieg hätte der Iran laut Chrobog „noch mehr zu verlieren“. Trump habe aber ebenfalls kein Interesse an einer militärischen Auseinandersetzung in der Region.
Die beiden Tanker hatten kurz vor den Angriffen die Straße von Hormus passiert. Die Meerenge zwischen dem Iran und Oman ist einer der wichtigsten Transportwege für internationale Erdöl-Lieferungen.
Die Gefahr einer Blockade der Straße von Hormus durch den Iran schloss Trump am Freitag aus. „Sie wird nicht geschlossen, sie wird für lange Zeit nicht geschlossen, und das wissen sie“, sagte Trump. Dies sei der Regierung in Teheran „mit sehr deutlichen Worten“ gesagt worden.
Die Vorfälle ereigneten sich einen Monat nach „Sabotageakten“ gegen vier Schiffe vor der Küste der Emirate. Auch in diesen Fällen machten die USA sowie Saudi-Arabien den Iran verantwortlich. Teheran wies die Vorwürfe wie auch in den aktuellen Fällen zurück. (afp/so)
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