Taliban nehmen nordafghanische Stadt Masar-i-Scharif ein
Die Taliban haben auf ihrem Eroberungszug durch Afghanistan den ehemaligen Bundeswehr-Standort Masar-i-Scharif eingenommen. Dies berichteten Einwohner der nordafghanischen Stadt am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.
„Sie paradieren mit ihren Fahrzeugen und Motorrädern und schießen in die Luft, um zu feiern“, berichtete Atiqullah Ghajor, der in der Nähe der berühmten blauen Moschee der Stadt wohnt. Die afghanische Armee habe sich aus der Stadt zurückgezogen.
Masar-i-Scharif ist die Hauptstadt der Provinz Balch und die größte Stadt im Norden Afghanistans. Dort hatte die Bundeswehr zuletzt ihr größtes Feldlager. Präsident Aschraf Ghani hatte noch vor wenigen Tagen die belagerte Stadt besucht.
Seit dem Beginn des vollständigen Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan Mitte Mai haben die Taliban weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Innerhalb von etwas über einer Woche eroberten sie rund die Hälfte der 34 afghanischen Provinzhauptstädte, darunter auch die zweitgrößte Stadt des Landes, Kandahar. In zahlreichen Provinzen hatten die afghanischen Regierungstruppen gegenüber den vorrückenden Taliban kaum oder gar keinen Widerstand geleistet.
Inzwischen steht die radikalislamische Miliz vor den Toren Kabuls, der letzten Bastion der afghanischen Regierungstruppen. Am Samstag lagerten Taliban-Kämpfer nur noch rund 50 Kilometer entfernt von der Hauptstadt. Angesichts der Lage bereiten die USA und andere westliche Staaten wie Deutschland und Großbritannien derzeit unter Hochdruck die Ausreise ihres zivilen Personals aus Kabul vor.
(afp)
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