Taliban erobern wichtigen Grenzübergang zu Tadschikistan – Bundeswehrlager bisher nicht angegriffen

Die Islamisten hätten alle Grenzposten, den Hafen und die Stadt von Schir Chan Bandar eingenommen, sagte ein Ratsabgeordneter der Provinz Kundus. Die Bundeswehr in Nordafghanistan ist in Alarmbereitschaft.
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Afghanischen Sicherheitskräfte.Foto: NOORULLAH SHIRZADA/AFP via Getty Images
Epoch Times22. Juni 2021

Die Taliban haben den wichtigsten Grenzübergang von Afghanistan nach Tadschikistan erobert. Die Islamisten hätten alle Grenzposten, den Hafen und die Stadt von Schir Chan Bandar eingenommen, sagte der Ratsabgeordnete der Provinz Kundus, Chaliddin Hakmi, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.

Nach Angaben eines Offiziers mussten die afghanischen Soldaten all ihre Posten aufgeben und „einige unserer Soldaten haben die Grenze nach Tadschikistan überquert“. Die Taliban sind seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan auf dem Vormarsch.

In Norden des Landes, wo auch die Bundeswehr lange für die Stabilisierung zuständig war, rücken sie derzeit rasch vor. Zuletzt hatten Taliban-Kämpfer dort die strategisch wichtige Provinzhauptstadt Kundus umstellt.

Der Angriff der Taliban auf Schir Chan Bandar rund 50 Kilometer von Kundus entfernt ereignete sich nach Angaben des Militärvertreters am Montagabend. „Am Morgen waren sie überall, hunderte von ihnen“, sagte er zu AFP.

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bestätigte: „Unsere Mudschaheddin haben volle Kontrolle über Schir Chan Bandar und alle Grenzübergänge zu Tadschikistan in Kundus“, sagte er AFP.

Bundeswehr in Masar-i-Scharif vom Vormarsch der Taliban bisher nicht betroffen

Der Vormarsch der radikalislamischen Taliban in Afghanistan beschäftigt auch die Bundeswehr. „Wir verfolgen die Präsenz und die Entwicklung sehr genau,“ sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.

„Das Lager der Bundeswehr bei Masar-i-Scharif ist bislang jedenfalls nicht betroffen.“ Er fügte hinzu: „Wir sind auf alles vorbereitet.“ Zugleich betonte der Sprecher: „Am Zeitplan für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan hat sich nichts geändert.“

Die Taliban rücken derzeit in Nordafghanistan vor, wo auch die Bundeswehr lange für die Stabilisierung zuständig war. Taliban-Kämpfer umstellten zuletzt die strategisch wichtige Stadt Kundus in Nordafghanistan.

„Die Taliban-Kämpfer sind an den Zugängen zur Stadt“, sagte ein Mitglied des Provinzrates von Kundus am Montag. Die Aufständischen würden wichtige Verbindungsstraßen in die Nachbarprovinzen blockieren. Die Regierungstruppen hätten sich zurückgezogen.

Im Rahmen der nun endenden Nato-Mission „Resolute Support“ stellt die Bundeswehr das zweitstärkste Kontingent nach den USA. Die deutschen Soldaten sind vor allem im Norden Afghanistans stationiert. Inzwischen hat die Bundeswehr mit dem Abzug ihrer zuletzt 1.100 Soldaten in Afghanistan begonnen. Sie sollen wie alle Nato-Truppen spätestens bis September heimkehren.

Ein Soldat im nordafghanischen Masar-i-Scharif im Camp Marmal. Foto: Michael Fischer/dpa/dpa

Noch knapp 1.000 Soldaten in Masar-i-Scharif stationiert

Ende April war bereits der von der Bundeswehr genutzte Bereich im Camp Pamir in Kundus an die afghanischen Streitkräfte übergeben worden. Danach folgten die Liegenschaften innerhalb des afghanischen Camps Shaheen in der Provinz Balkh. In Masar-i-Scharif hat die Bundeswehr im Camp Marmal einen festen Stützpunkt, an dem derzeit noch knapp 1.000 Soldaten stationiert sind.

Die Bundeswehr stellt im Rahmen der derzeit endenden Nato-Mission „Resolute Support“ in Afghanistan derzeit das zweitstärkste Kontingent nach den USA. Der Großteil der deutschen Soldaten ist in der Nähe der Stadt Masar-i-Scharif gut 150 Kilometer westlich der Stadt Kundus stationiert. (afp)



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