Supermarkt-Kantine statt Luxusrestaurant: Bolsonaro geht in Davos essen

Während andere Teilnehmer sich den berüchtigten 40-Euro-Hot-Dog im Steigenberger-Hotel zu Davos munden ließen, gab sich Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro bodenständig und aß zusammen mit seinen Begleitern in der Migros-Kantine. In seiner ersten Rede kündigte er an, Brasiliens Märkte zu öffnen.
Titelbild
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro bei einem Statement am 23. Januar 2019 in Davos.Foto: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images
Von 24. Januar 2019

Auf Grund innenpolitischer Unwägbarkeiten fehlen einige namhafte Spitzenpolitiker auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos. US-Präsident Donald Trump sagte seinen Besuch unter Hinweis auf die Haushaltssperre ab.. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premierministerin Theresa May sind in diesem Jahr nicht dabei.

Umso gespannter wurde der Auftritt des prominentesten Neuzugangs unter den Staatschefs der größeren Länder erwartet – des neuen rechtskonservativen Präsidenten Brasiliens, Jair Bolsonaro.

Der Ex-Militär überraschte bereits am Dienstag durch seinen Entschluss, sein Essen nicht in einem der zahlreichen mondänen Sternerestaurants des Schweizer Nobelskiorts, sondern sich inmitten des gewöhnlichen Volkes in der Kantine der Einkaufsgenossenschaft Migros an der Essensausgabe anzustellen.

Einige Brasilianer, die als Urlaubsgäste im Ort weilten, nutzten die Gelegenheit zu einem Selfie mit ihrem seit Anfang des Jahres im Amt befindlichen Präsidenten.

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Bekenntnis zum Umweltschutz – aber auch zu Fortschritt und Wohlstand

Anschließend hielt Bolsonaro seine erste Rede vor dem Forum, zu dem seit 49 Jahren Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung aus aller Welt zusammenkommen, um aktuelle Entwicklungen zu erörtern. In diesem Jahr wurden 3000 Teilnehmer aus 60 Ländern erwartet.

In seiner Ansprache kündigte Bolsonaro an, sein Land, das bislang für ausländische Investoren schwer zugänglich war und viele Interessenten durch Bürokratie und Korruption abschreckte, zu öffnen und die Handelsbeziehungen zu anderen Ländern zu vertiefen.

Wie die „Deutsche Welle“ berichtet, hat Bolsonaro umfassende Steuersenkungen, eine Privatisierung staatlicher Unternehmen, einen drastischen Bürokratieabbau und ein entschlossenes Vorgehen gegen die grassierende Korruption angekündigt.

In der heiß diskutierten Frage der Nutzbarmachung des Regenwaldes und anderer Ressourcen kündigte Bolsonaro, behutsam und mit Bedacht wirtschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen, ohne wichtige Umweltschutzinteressen außer Acht zu lassen. „Brasilien tut sehr viel für die Umwelt und den Naturschutz“, machte Bolsonaro deutlich.

Wir wollen Fortschritt erzielen und gleichzeitig Umweltschutz und Artenvielfalt erhalten.“

Schweiz vor Freihandelsabkommen mit Mercosur-Staaten

Zahlreiche natürliche Ressourcen des Landes könnten allerdings auch erschlossen und genutzt werden, ohne die Umwelt über Gebühr zu belasten. Während derzeit nur neun Prozent der Fläche Brasiliens landwirtschaftlich genutzt würden, nähmen Naturschutzgebiete 20 Prozent der Fläche des Landes ein.

Auch das Weltklimaabkommen will Bolsonaro für Brasilien nachverhandeln. Ein weiterer Schwerpunkt gelte der öffentlichen Sicherheit, wo der brasilianische Präsident der explodierenden Kriminalität, die seit Jahren das Land erschüttere, den Kampf ansagen wolle. Auf diese Weise wolle er Brasilien auch für den Tourismus wieder attraktiver machen.

Mit dem Schweizer Bundespräsidenten Ueli Maurer erörterte Bolsonaro anschließend Fragen rund um das von der Eidgenossenschaft angestrebte Freihandelsabkommen mit den Staaten des lateinamerikanischen Bündnisses Mercosur. Brasilien, so Bolsonaro, werde der Schweiz alle erforderliche Unterstützung zukommen lassen, um eine solche Vereinbarung so zeitnah wie möglich in Geltung zu setzen.



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