Super Tuesday in den USA: Sanders-Gegner vereinen sich hinter Joe Biden
Der Super Tuesday ist im Vorwahlkampf zur Präsidentschaft in den USA regelmäßig ein Tag, an dem Vorentscheidungen fallen. Wo bis dahin eine Vielzahl potenzieller Kandidaten eine Chance gesucht hatte, lassen sich diejenigen, die danach noch im Rennen verbleiben, meist an den Fingern einer Hand abzählen. Am heutigen Dienstag (3.3.) werden Republikaner und Demokraten in Texas, Utah, Oklahoma, Vermont, North Carolina, Minnesota, Massachusetts, Maine, Colorado, Tennessee, Kalifornien, Arkansas und Alabama wählen, nur die Demokraten wählen auch in Amerikanisch-Samoa, Virginia und unter den Expats („Democrats Abroad“).
Bei den Republikanern ist die Sache jetzt schon klar: Bill Weld und eine Handvoll anderer Zählkandidaten bleiben gegen Donald Trump meist im niedrigen einstelligen Bereich.
Bei den Demokraten hat sich das Teilnehmerfeld in den vergangenen Tag deutlich reduziert. Nachdem es dem früheren Vizepräsidenten Joe Biden gelungen war, in South Carolina mit mehr als 48 Prozent ein deutliches Ausrufezeichen zu setzen, haben Pete Buttigieg und Amy Klobuchar ihre Kandidatur zurückgezogen und zur Wahl Bidens aufgerufen. Die gleiche Empfehlung kam vom bereits zuvor ausgestiegenen Kandidaten Beto O’Rourke.
Ein Drittel der gesamten Delegiertenstimmen der USA wird am Super Tuesday vergeben
Derzeit kommen der Senator von Vermont und der selbsterklärte „demokratische Sozialist“ Bernie Sanders auf 56 Delegierte, Joe Biden auf 48 und die Senatorin für Massachusetts, Liz Warren, auf 8. Die 25 Delegierten für Buttigieg und die 7 für Klobuchar sollen nach deren Willen Bidens auf dem Nominierungsparteitag zugutekommen. Noch stehen 3835 Delegiertenstimmen für die Democratic National Convention aus, die vergeben werden müssen – ein Drittel davon am heutigen Super Tuesday und jeweils eine dreistellige Anzahl in Kalifornien (415), Texas (228) und North Carolina (110). Hinter diesen folgen Virginia mit 99 und Massachusetts mit 91 Delegierten.
Die Delegierten werden bei den Demokraten einheitlich proportional nach ihrem Stimmenanteil unter jenen Kandidaten vergeben, die mindestens 15 Prozent im jeweiligen Bundesstaat erreichen.
Für Kandidaten wie Liz Warren und den Milliardär und früheren New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg wird der Super Tuesday wahrscheinlich zum Tag der letzten Chance. Vor allem Bloomberg hat deshalb Millionen in Werbemaßnahmen investiert, die ihm zumindest in einem der größeren Staaten einen Achtungserfolg ermöglichen sollen.
Experten gehen jedoch zunehmend davon aus, dass sich das Rennen um die demokratische Präsidentschaft schon bald zu einem Zweikampf zwischen Sanders und Biden verengen könnte. Der Linksaußen-Senator Sanders kann auf eine eingeschworene Fangemeinde zählen, die sich als enorm mobilisierungsfähig erwiesen hat. Sanders konnte bereits die ersten vier Vorwahlen in Folge für sich entscheiden und liegt auch mehreren Umfragen zufolge in Kalifornien und Texas deutlich voran. Allerdings lag er in South Carolina am vergangenen Wochenende mit nur knapp 20 Prozent deutlich hinter Biden.
Umfragen sehen Sanders in Kalifornien und Texas vorn an
In Kalifornien sieht eine am Montag veröffentlichte Umfrage von USA Today/Suffolk Poll Sanders bei 35 Prozent, gefolgt von Bloomberg mit 16. Biden mit 14 Prozent und Warren mit 12 gingen im Bundesstaat mit den meisten Delegiertenstimmen demnach leer aus. Der CBS News Battleground Tracker/YouGov Poll traut Sanders 31 Prozent zu, Biden käme auf 19, Warren auf 18 und Bloomberg nur auf 12. Emerson sieht Sanders bei 38 Prozent, Biden bei 21, Warren bei 16 und Bloomberg bei 11.
In Texas sieht NBC News/Marist Sanders bei 34 Prozent und damit 15 Punkte vor Biden, Bloomberg müsste mit 15 Prozent um Delegierte zittern. Emerson sieht einen deutlich geringeren Vorsprung von 31 zu 26 Prozent, den Sanders gegenüber Biden hätte, Bloomberg käme auf 16 Prozent. CBS News Battleground Tracker/YouGov sieht in Texas noch Chancen für Warren, die demnach auf 17 Prozent käme, hingegen würde Bloomberg mit 13 den Threshold für die Delegiertenvergabe verfehlen. Sanders läge demnach mit 30 Prozent nur vier Punkte vor Biden.
In den kleineren Staaten im Süden könnte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitze geben. So sieht NBC News/Marist Sanders in North Carolina mit 26 zu 24 nur zwei Prozentpunkte vor Biden, Bloomberg wäre mit 15 Prozent Dritter. In Virginia würde der frühere Obama-Vize mit 22 Prozent gar fünf Punkte voran liegen, prognostiziert eine Umfrage der Christopher Newport University.
Sanders unter Afro-Amerikanern unbeliebt
Wie Fox News berichtet, zeigte Biden sich gestern in Houston siegessicher nach seinem Erdrutschsieg in South Carolina. „Wir haben South Carolina gewonnen, und wir werden morgen in Texas gewinnen“, erklärte er gegenüber seinen Anhängern. Die kurzfristigen Ausstiege von Kandidaten und Empfehlungen für Biden deuten darauf hin, dass sich Demokraten, die einen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders verhindern wollen, langsam, aber sicher hinter Biden zu vereinen beginnen.
Sanders schafft es wie bereits 2016, im Vorwahlkampf große Hallen und Stadien zu füllen. Seine Basis besteht hauptsächlich aus jüngeren Wählern, die meist an Universitäten studieren. Auch unter hispanischen Amerikanern konnte der Senator vor allem in Nevada hohe Stimmenanteile für sich verbuchen, demgegenüber schneidet er unter Frauen und vor allem unter Afro-Amerikanern deutlich unterdurchschnittlich ab.
Seine Anhänger gehen davon aus, dass Sanders aufgrund seiner Mobilisierungsfähigkeit reelle Chancen hätte, Amtsinhaber Donald Trump bei der General Election zu besiegen – der sich ebenfalls mithilfe seiner Mobilisierungsfähigkeit gegen das Establishment seiner Partei durchgesetzt hatte.
Scheitert Sanders diesmal an den Superdelegierten?
Die Gegner von Sanders in den Demokratischen Parteien befürchten hingegen ein Fiasko, weil der Senator aufgrund seiner extremen Positionen potenzielle demokratische Wähler abschrecken und republikanische mehr denn je für Trump mobilisieren könnte. Sie setzen darauf, Joe Biden als moderaten Kandidaten ins Rennen zu schicken und so bis in die Mitte und ins Lager Trump-kritischer Republikaner wirken zu können.
Sie setzen in diesem Zusammenhang darauf, dass Linksaußen-Wähler ohnehin keine andere Option hätten als Biden zu unterstützen, um eine zweite Amtszeit Donald Trumps zu verhindern. Dieses Kalkül könnte sich jedoch wie schon 2016 als verfehlt erweisen.
Damals gelang es Hillary Clinton als Kandidatin des Partei-Establishments, sich eine knappe Mehrheit an Delegierten am Beginn der Nominierungsversammlung (DNC) zu sichern. Es war jedoch davon auszugehen, dass Clinton, hätte sie diese verfehlt, auf die Stimmen der Mehrheit unter 726 Superdelegierten hätte bauen können. Diesmal werden das 775 Personen sein, hauptsächlich Kongressmitglieder und Parteifunktionäre, die in einem zweiten Wahlgang stimmberechtigt würden, sollte im ersten Durchgang keiner der Kandidaten eine Mehrheit an verpflichteten Delegierten auf Grund der Vorwahlen für sich verbuchen können. Im Zweifel ist davon auszugehen, dass diese nicht auf der Seite von Sanders stehen werden.
Kuhhandel bei der Nominierung könnte Lose-Lose-Situation schaffen
Sollte es diesmal keine klaren Mehrheitsverhältnisse unter den Delegierten geben, droht eine „brokered convention“ – also eine Art Kuhhandel, aus der potenziell ein Präsidentschaftskandidat hervorgehen könnte, der sich den Vorwahlen gar nicht gestellt hatte.
Obwohl Sanders sich als unterlegener Kandidat damals hinter Clinton gestellt hatte, riefen Teile seiner Fanbasis unter dem Motto „Bernie or Bust“ dazu auf, der Wahl fernzubleiben oder einen anderen Kandidaten als Clinton zu wählen. Sollte Bernie Sanders diesmal trotz einer relativen Mehrheit an verpflichteten Delegierten von der DNC nicht zum Präsidentschaftskandidaten nominiert werden, droht ein ähnliches Szenario. Auch in diesem Fall würde der Hauptprofiteur Donald Trump sein.
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